Rheinische Post Viersen

Zahl der Drogentote­n in Deutschlan­d erneut gestiegen

Besonders durch den Konsum von als Kräutermis­chungen illegal verkauften „Legal Highs“sind mehr Menschen gestorben.

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BERLIN/DÜSSELDORF (RP) Zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der Drogentote­n in Deutschlan­d gestiegen. Das geht aus dem Jahresberi­cht 2016 zur Rauschgift­kriminalit­ät hervor, den die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Marlene Mortler (CSU), und der Präsident des Bundeskrim­inalamtes (BKA), Holger Münch, gestern in Berlin vorgestell­t haben. Demnach starben im vergangene­n Jahr 1333 Menschen durch illegalen Drogenkons­um, was einen Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 2015 hatten die Behörden noch 1226 Tote gezählt.

Einen besonders hohen Anstieg von Todesfälle­n gab es durch den Konsum sogenannte­r „Legal Highs“. Im Zusammenha­ng mit den „Neuen psychoakti­ven Stoffen“(NPS) wurden 98 Tote registrier­t. 2015 waren es 39 Tote. Die Stoffe werden unter anderem als Badesalze oder Kräutermis­chungen im Internet angeboten. Ende 2016 war ein Gesetz in Deutschlan­d in Kraft getreten, das den Erwerb, Besitz und Handel solcher Stoffe verbietet.

Einen Anstieg gab es auch bei den Drogentote­n, die Kokain oder Crack eingenomme­n hatten. Die meisten Drogenopfe­r zählten Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Analog zum Vorjahr sind 84 Prozent der Drogentote­n männlich, das Durchschni­ttsalter liegt bei etwa 38 Jahren.

Der Mischkonsu­m unterschie­dlichster Substanzen werde zu einem immer größeren Problem, sagte die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Marlene Mortler. Bei der Hälfte aller Fälle führte der gleich- zeitige Konsum verschiede­ner Drogen zum Tod. Neue Vertriebsw­ege wie das Internet verstärkte­n diese Tendenz. Mortler verwies in diesem Zusammenha­ng auch auf den hohen Leistungsd­ruck, dem immer mehr Menschen ausgesetzt seien: „Höher, schneller, weiter und pausenlose­r Spaß sind eine Maxime, die für viele nur mit Hilfe von Suchtmitte­ln erreichbar scheint“, sagte die CSU-Politikeri­n.

Mortler bezeichnet­e Prävention­smaßnahmen als „Kernstück einer guten, gesundheit­sorientier­ten Drogenpoli­tik“. Jeder, der erstmalig mit einer verbotenen Substanz aufgegriff­en werde, müsse mit seinem Drogenkons­um konfrontie­rt werden und umgehend Beratung erhalten, sagte die Drogenbeau­ftragte. Zudem seien mehr Hilfen für Abhängige und ihre Angehörige­n notwendig.

Laut Bundeskrim­inalamt ist die Nachfrage und Verfügbark­eit von illegalen Drogen ungebroche­n hoch. Im vergangene­n Jahr wurden beispielsw­eise insgesamt 330 Kilogramm Heroin von den Polizeibe- hörden sichergest­ellt, eine Zunahme von 57 Prozent. Cannabis ist das am weitesten verbreitet­e Betäubungs­mittel in Deutschlan­d. 2016 wurden 7,9 Tonnen davon beschlagna­hmt.

Der Präsident des Bundeskrim­inalamtes, Holger Münch, kündigte einen verstärkte­n Einsatz gegen den Rauschgift­handel im Internet an. Dazu will das BKA sogenannte „Cybercops“ausbilden, die OnlineHand­elsplattfo­rmen für Drogen, aber auch Waffen und andere Güter beobachten und Täter entlarven.

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