Rheinische Post Viersen

Schulminis­terin besetzt Lehrerstel­len nicht

Ministerin Löhrmann sieht weniger Bedarf als erwartet. Der CDU reicht die Ausstattun­g der Schulen nicht.

- VON KIRSTEN BIALDIGA, HENRY LUDWIG UND FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) sieht keine Notwendigk­eit, die mehr als 4300 offenen Planstelle­n im Schulberei­ch zu besetzen. Dies geht aus einer gestern noch unveröffen­tlichten Antwort der Landesregi­erung auf eine kleine Anfrage der CDU hervor. Zur Begründung führte Löhrmann an, dass weniger Stellen benötigt worden seien als erwartet, weil per Ende 2016 nicht so viele Zuwanderer gekommen seien wie geplant. Die tatsächlic­he Bedarfslag­e weiche von der zum Zeitpunkt der Haushaltsa­ufstellung prognostiz­ierten ab, heißt es in der Antwort der Ministerin.

Die Auskunft wirft Fragen auf, weil die Ministerin sogar angekündig­t hatte, pensionier­te Lehrer aus dem Ruhestand zu holen, um die Unterricht­sversorgun­g zu sichern. Ihre Antwort auf die Anfrage der CDU ist mit Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) abgestimmt.

Der Anteil des ersatzlos ausgefalle­nen Unterricht­s lag im Schuljahr 2015/16 nach Angaben der Landesregi­erung NRW-weit bei 1,8 Pro- zent. Diese Zahl wird allerdings von Elternvert­retern stark angezweife­lt. Die CDU hatte deshalb außerdem 52 kleine Anfragen an das Ministeriu­m gestellt, in denen nach Ausfallquo­ten für die einzelnen Städte und Kreise gefragt wurde. In den Antworten fehlt diese Aufschlüss­elung allerdings – das Ministeriu­m verweist darauf, dass entspreche­nde Berichte nur den einzelnen Schulkonfe­renzen vorlägen.

Auskunft gab es jedoch bei der von der CDU ebenfalls erfragten Personalau­sstattung. In 14 Kreisen und kreisfreie­n Städten unserer Region haben demnach die Schulen im Schnitt knapp 103 Prozent der Stellen zur Verfügung, die sie rechnerisc­h nach ihrer Schülerzah­l nötig hätten. Bei Grundschul­en sind es „nur“genau 100 Prozent – was aber nach Angaben der CDU immer noch besser ist als der Schnitt aller 52 Anfragen, der unter 100 Prozent liege (was das Ministeriu­m bestreitet: Die Grund- schulen lägen bei 102 Prozent). Vergleichs­weise schlecht sind in der Region auch die Gymnasien ausgestatt­et mit einer Quote von 101 Prozent.

Eine Ausstattun­gsquote von weniger als 100 Prozent bedeute nicht automatisc­h Unterricht­sausfall, betont das Ministeriu­m in seiner Antwort. CDU-Fraktionsv­ize Klaus Kaiser sieht das anders: „Um Unterricht zu garantiere­n, brauchen Schulen eine Lehrervers­orgung von 105 Prozent.“Die allerdings wird in der Region nur von den Hauptschul­en (113 Prozent) erreicht.

Auch mit der Stellenpla­nung ist die CDU nicht einverstan­den. „Warum schmückt sich Frau Kraft weiterhin mit Stellen für Lehrer, die Rot-Grün nicht besetzen will?“, kritisiert Marcus Optendrenk, haushaltsp­olitischer Sprecher. Löhrmann betont hingegen, man habe „zeitnah und sachangeme­ssen“auf die Herausford­erung der unerwartet hohen Zuwanderun­g reagiert. Das Land habe erheblich investiert, um die Schulen mit zusätzlich­en Ressourcen auszustatt­en. Von 2015 bis 2017 seien hierfür 7343 zusätzlich­e Stellen geschaffen worden.

Davon kämen 4124 Stellen allen Schülern gleicherma­ßen zugute. 1500 seien insbesonde­re für die Sprachförd­erung vorgesehen. Dabei handele es sich um Lehrer mit Kenntnisse­n im Bereich Deutsch als Zweitsprac­he oder Deutsch als Fremdsprac­he, die etwa Kinder aus Flüchtling­sfamilien unterricht­en und befähigen sollen, am allgemeine­n Unterricht teilzunehm­en.

Überdies seien in den Haushaltsp­länen 2016 und 2017 unter anderem 985 zusätzlich­e Stellen für die Inklusion und 726 zusätzlich­e Stellen für multiprofe­ssionelle Teams eingericht­et worden. Weitere Stellen seien für den Ausbau des Ganztags, die Schulpsych­ologie, den Ausbau der Leitungsze­it oder für die Lehrerfort­bildung vorgesehen.

Zur Frage, ob in den nächsten Jahren Stellen im Schulberei­ch gestrichen werden sollen, wollte sich die Schulminis­terin nicht konkret äußern. Darüber werde noch zu entscheide­n sein.

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