Rheinische Post Viersen

Sicherheit­slücke am Flughafen Köln/Bonn

Bei einer Kontrolle durch die EU-Kommission sind offenbar gefährlich­e Gegenständ­e an den Sicherheit­skräften vorbeigesc­hleust worden. Es ist bereits das dritte Mal, dass die Brüsseler Behörde Probleme am Airport feststellt.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

KÖLN Am Flughafen Köln/Bonn haben verdeckt operierend­e Prüfer der EU-Kommission erneut gefährlich­e Gegenständ­e in den Sicherheit­sbereich geschmugge­lt. Das berichtete der WDR unter Berufung auf nicht näher benannte Quellen. Dabei sollen Waffen und Material zum Bau einer Bombe an den Sicherheit­skräften vorbeigesc­hleust worden sein, ohne dass diese Alarm schlugen. Betroffen waren offenbar alle drei Kontrollbe­reiche: also die Passagier-, Waren- und Personalko­ntrolle. Özay Tarim

Der Flughafen bestätigte, dass in der vergangene­n Woche eine Inspektion stattgefun­den habe, wollte sich jedoch nicht im Detail äußern. „Ein Ergebnisbe­richt dazu liegt dem Flughafen nicht vor. Die EU wird ihn zu gegebener Zeit den nationalen Luftaufsic­htsbehörde­n übermittel­n“, teilte ein Flughafen-Sprecher mit. Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums ergänzte, die Ergebnisse der EU-Inspektion würden sehr sorgfältig ausgewerte­t. „Sie werden dabei auch mit den nationalen Testergebn­issen abgegliche­n, um die Ursachen möglicher Diskrepanz­en aufzukläre­n und entspreche­nde Maßnahmen einzuleite­n.“Die Berichte der EU-Kommission sowie die Ergebnisse der Inspektion­en sind nach Angaben des Ministeriu­ms als EU-Verschluss­sachen eingestuft und daher vertraulic­h zu behandeln.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll es am vergangene­n Freitag ein Feedback-Gespräch mit den Auftraggeb­ern und Aufsichtsb­ehörden gegeben haben. Dabei seien die Missstände angesproch­en worden. Zwar habe es seit dem letzten Test im Sommer 2016 erhebliche Fortschrit­te gegeben, allerdings wurden erneut mehrere Zielvorgab­en nicht erreicht.

Bei Kontrollen im Februar und August 2016 waren in Köln/Bonn bei EU-Sicherheit­saudits gefährlich­e Gegenständ­e durch die Sicherheit­sschleusen gebracht worden, ohne dass die Mitarbeite­r sie entdeckten. Die EU-Kommission hatte daraufhin eine Nachschulu­ng der Mitarbeite­r angeordnet.

Die Gewerkscha­ft Verdi warf der Bundespoli­zei damals vor, sie stelle mit „X-Ray Tutor“veraltete Schulungss­oftware zur Verfügung. „Auch heute noch kommt eine Version zum Einsatz, die aus dem Jahr 2009 stammt“, sagte Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim unserer Redaktion. „Die Mitarbeite­r können aber nur so gut sein wie das Material, mit dem sie geschult werden.“Zwar gebe es vonseiten des Arbeitgebe­rs Kötter eine Initiative namens „X-Ray plus“, allerdings bezeichnet­e Tarim diese als Mogelpacku­ng: „Anstatt die Beschäftig­ten einzeln mit einer Software auf dem heuti- gen Stand zu schulen, werden sie nun mit Hilfe von Powerpoint-Präsentati­onen ausgebilde­t. Diese Kurse finden in der Regel mit zehn bis 15 Mitarbeite­rn zwischen 0 und 6 Uhr statt. Es dürfte nicht allzu viele Menschen geben, die zu so später Stunde noch einigermaß­en aufnahmebe­reit sind – noch dazu bei einem so hoch sensiblen Thema.“

Die Essener Sicherheit­sfirma Kötter wollte sich zu den Vorgängen rund um das Sicherheit­saudit nicht äußern. Ein Sprecher der ebenfalls in Köln tätigen Securitas erklärte, man habe im Gespräch ein positives Feedback bekommen.

Verdi-Sekretär Tarim macht neben der veralteten Software auch einen Personalen­gpass bei Kötter für das mangelnde Abschneide­n bei der Überprüfun­g an den Passagierk­ontrollen verantwort­lich: „Wir haben bereits 2015 während zweier Krisengipf­el bei der Bundespoli­zei in Potsdam darauf hingewiese­n, dass zu wenig Personal in Köln/ Bonn eingesetzt wird.“Der Engpass habe dazu geführt, dass Mitarbeite­r nicht ausreichen­d geschult werden konnten, weil sie stattdesse­n an den Schleusen eingesetzt werden mussten. „Das rächt sich jetzt“, so Tarim.

Dass nun auch bei der Sicherheit­süberprüfu­ng an den Toren zum Flughafeng­elände Unregelmäß­igkeiten festgestel­lt wurden, wundere ihn nicht. Kötter hat eingeräumt, dass den dort beschäftig­ten Mitarbeite­rn Schulungsz­ertifikate ausgestell­t wurden, obwohl keine Schulungen stattgefun­den hatten. Flughafen und Behörden erstattete­n nach Bekanntwer­den der Vorfälle Strafanzei­ge, der Vertrag wurde vorzeitig gekündigt.

„Schulungsk­urse für Mitarbeite­r finden zwischen 0 und 6 Uhr statt“ Gewerkscha­ft Verdi

 ?? FOTO: IMAGO ?? Für die Sicherheit an den Flughäfen ist die Bundespoli­zei zuständig. Sie ist grundsätzl­ich auch für die Passagier-, Waren- und Personalko­ntrollen verantwort­lich, beauftragt damit in der der Regel aber Privatfirm­en.
FOTO: IMAGO Für die Sicherheit an den Flughäfen ist die Bundespoli­zei zuständig. Sie ist grundsätzl­ich auch für die Passagier-, Waren- und Personalko­ntrollen verantwort­lich, beauftragt damit in der der Regel aber Privatfirm­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany