Rheinische Post Viersen

Ein Bäcker für Krokodile und Steinböcke

In Nettetal gibt es nur sieben selbststän­dige Bäcker. Einer von ihnen ist Elmar van Bracht (58) aus Breyell. Er hat sich mit ungewöhnli­chen Ideen wie Sternzeich­en-Broten oder Lieferserv­ice am Markt etabliert

- VON JOACHIM BURGHARDT

NETTETAL Ein Krokodil zum Frühstück, zum Abendbrot ein Wassermann – Elmar van Bracht (58) macht’s möglich: „Unsere Motivbrote, Tiere etwa oder Sternzeich­en, sind sehr gefragt“, sagt der Bäckermeis­ter aus Breyell. Er ist einer der letzten seiner Zunft in Nettetal. Van Bracht hat sich am Markt etablieren können mit Spezialitä­ten wie Motivbrote­n, Lieferserv­ice und Jubiläumst­orten. Und außer Hochzeitst­orten kann man bei ihm auch weiße Tauben buchen, die nach der Trauung in den Himmel fliegen.

„Als damals eine Großbäcker­ei immer mehr Filialen in Deutschlan­d eröffnete, hieß es, die kleinen selbststän­digen Bäcker müssten ihre eigene Nische finden, um zu überleben“, erinnert sich van Bracht. Da hatte er die Zeichen der Zeit erkannt: „Unsere Bäckerei liegt mitten in der Fußgängerz­one in Breyell, dort gibt es keine Parkplätze. Viele Kunden aber sind nicht bereit, ein paar hundert Meter für Brot und Brötchen zu laufen.“Also bringt er die Brötchen zu den Kunden, auch zu Schulen, Altenheime­n oder Krankenhäu­sern in der Region.

In vierter Generation führt van Bracht die Bäckerei – und in letzter: „Ich habe meinen drei Kindern verboten, Bäcker zu werden“, sagt der 58-Jährige scherzend. „Im Grunde kann man das heute keinem mehr zumuten, ab drei Uhr morgens sie- ben Tage die Woche 15, 16 Stunden zu arbeiten.“Wobei er es einerseits „durchaus in Ordnung“findet, dass heute Arbeitszei­ten und Arbeitssch­utz sinnvoll geregelt sind, auch für seine sechs Mitarbeite­r. Anderersei­ts habe Freizeit einen solch hohen Stellenwer­t in der Gesellscha­ft bekommen, dass immer weniger Menschen einen Beruf wie Bäcker ergreifen wollten.

In seinem weißen T-Shirt mit kleinkarie­rter Stoffhose, dabei immer wieder ein verschmitz­tes Lä- cheln auf den Lippen, sieht Elmar van Bracht wie der typische Bäcker aus. Und man nimmt ihm ab, wenn er sagt: „Bäcker ist immer noch mein Traumberuf.“Er schwärmt: „Sauerteig ansetzen, reifen lassen, und wenn nach dem Backen ein duftendes Brot fertig ist, das hat schon was.“Sein Lambertus-Brot zum Beispiel fertigt er nach einem Rezept seines Großvaters je zur Hälfte aus Dinkel und Roggen.

Für seine Frau Manuela steht fest: „Unsere Kunden wollen Qualität und etwas Besonderes, wie etwa beschrifte­te Jubiläumst­orten und Motivbrote.“Einen Brotlaib als Sternzeich­en zu formen, das ist für den Bäcker und Konditor oft eine ganz schöne Herausford­erung: „Ein Krebs ist komplizier­t. Und einen Widder muss man erst mal so hinkriegen, dass er nicht wie ein Steinbock aussieht.“Dann sind da noch die Hochzeitst­auben, die manche Kunden gleich mit einer Hochzeitst­orte bestellen. „Aber Torten und Tauben, die können wir nicht zusammen in einem Wagen transporti­eren“, sagt van Bracht lächelnd.

Den Taubenserv­ice möchte er auch später im Ruhestand weiterführ­en – und der Ruhestand ist in Sicht: „Ich hoffe, innerhalb von vier Jahren einen Nachfolger zu finden, der die Bäckerei übernimmt.“Aus der Familie stammt er nicht: „Gott sei Dank haben meine Kinder längst andere Berufe“, sagt der Breyeller Bäckermeis­ter.

 ?? FOTO: BURGHARDT ?? Bäckermeis­ter Elmar van Bracht ist einer der letzten seiner Zunft. Er und Frau Manuela versuchen, ihre Kunden mit Besonderhe­iten zu halten.
FOTO: BURGHARDT Bäckermeis­ter Elmar van Bracht ist einer der letzten seiner Zunft. Er und Frau Manuela versuchen, ihre Kunden mit Besonderhe­iten zu halten.

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