Rheinische Post Viersen

Deutschlan­d verliert Spiel und Spieler

Mehr als die 3:6-Niederlage gegen Russland schmerzen die Verletzung von Rieder und die Sperre von Hager.

- VON THOMAS SCHULZE

KÖLN Bundestrai­ner Marco Sturm ist sauer. „Hager muss sich besser benehmen“, sagt er. Stürmer Patrick Hager hat sich in der 14. Minute ein Foul geleistet, das möglicherw­eise spielentsc­heidend war. Die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft hatte zwar 0:1 gegen die deutlich überlegene­n Russen zurückgele­gen, war allerdings zu diesem Zeitpunkt besser im Spiel. Doch die Matchstraf­e gegen Hager nutzte der Favorit zu einem entscheide­nden Doppelschl­ag. Am Ende stand eine 3:6 (0:3, 0:2, 3:1)Niederlage des deutschen Teams.

Die Ausgangspo­sition, das Viertelfin­ale zu erreichen, ist jedoch gut. Deutschlan­d hat aus den ersten drei Spielen gegen die Favoriten USA (2:1), Schweden (2:7) und Russland überrasche­nd drei Punkte geholt, die niemand fest einplanen konnte. „Wenn uns die vorher einer angeboten hätte, hätte ich sofort eingeschla­gen“, sagt Torschütze Philip Gogulla.

Mit dem Spiel gegen Russland war aber keiner zufrieden. „Das war eine klare Sache“, meinte Kapitän Christian Ehrhoff, der nach Rückenprob­lemen sein erstes WM-Spiel bestritt. „Das hätten wir besser gestalten können. Aber wir haben in Unterzahl kein Mittel gegen die Russen gefunden. Da können wir nicht mehr erwarten.“Drei Tore erzielte der Rekord-Weltmeiste­r mit einem Mann mehr auf dem Eis.

So stand es nach 40 Minuten 5:0. „Da haben wir uns in der Kabine gesagt: Das letzte Drittel gewinnen wir“, berichtet Gogulla. Das hat ge- klappt, was Franz Reindl, dem Präsidente­n des Deutschen EishockeyB­undes, Respekt abnötigt. „Bei solch einem Zwischener­gebnis noch einmal zurückzuko­mmen, dazu braucht es schon ein großes Sportlerhe­rz.“

So ermutigend das mit Blick auf die kommenden Aufgaben auch ist, so sehr das auch für den Charakter der Mannschaft spricht, so ist es doch für den Coach eher eine Selbstvers­tändlichke­it. Er haderte mit dem Foul von Hager und mit der Verletzung von Tobias Rieder. Dass er sich Hager, über dessen Sperre nun die Disziplina­rkommissio­n entscheide­n wird, noch einmal vorknöpft, ist noch nicht ausgemacht. „Wenn er die Bilder sieht, wird er selbst sehen, dass das ein Foul war“, grantelte der Bundestrai­ner, der ihn schon jetzt vermisst. „Er ist einer unserer besten Stürmer. Er gewinnt die Bullys, spielt in Über- und Unterzahl. Er muss sich besser kontrol- lieren. Jetzt ist es nicht mehr zu ändern.“

Während die Hoffnung besteht, dass Hager während des Turnierver­laufs noch einmal eingesetzt werden kann, droht Tobias Rieder gar das WM-Aus. Der Stürmer, der in der NHL für die Arizona Coyotes auf Torejagd geht, schied nach zehn Minuten aus, versuchte es im Mitteldrit­tel noch einmal, doch musste er passen. Er wurde unterhalb des Knies verletzt und zur Untersu- chung ins Krankenhau­s gebracht. „Wir müssen natürlich die Diagnose abwarten, aber es sieht schlecht aus“sagte Sturm deprimiert. „Er ist ein wichtiger Stürmer. Sein Ausfall würde uns sehr weh tun.“

Da ist es ein kleiner Trost, dass Ehrhoff wieder einsatzfäh­ig ist. Nach seinem ersten Spiel in diesem Turnier wurde der Kapitän als bester Spieler der Mannschaft ausgezeich­net. Es war vor allem Ausdruck der Freude darüber, dass er wieder an Bord ist. „Für das erste Spiel war das sehr gut“, sagte der Bundestrai­ner. „Er war immerhin vier Tage nicht auf dem Eis.“In der Zeit hat der ehemalige NHL-Verteidige­r natürlich nichts verlernt, doch ist er körperlich sicherlich auch nicht auf der Höhe. Als er nach dem Spiel gefragt wurde, ob er denn jetzt wieder Rückenschm­erzen habe, winkte er nur ab und sagte: „Es ist schon okay.“Der Wille zu spielen mildert den Schmerz.

 ?? FOTO: DPA ?? Schlussman­n Thomas Greiss bleibt nur der Blick zurück. Zum dritten Mal schon landet der Puck im Netz. Deutlich zu sehen ist die Torkamera, deren Bilder in strittigen Szenen den Schiedsric­htern bei ihren Entscheidu­ngen helfen.
FOTO: DPA Schlussman­n Thomas Greiss bleibt nur der Blick zurück. Zum dritten Mal schon landet der Puck im Netz. Deutlich zu sehen ist die Torkamera, deren Bilder in strittigen Szenen den Schiedsric­htern bei ihren Entscheidu­ngen helfen.

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