Rheinische Post Viersen

Schwitzen mit dem Olympiasie­ger

Goldmedail­lengewinne­r Jonas Reckermann bat Mitarbeite­r von Schwarzkop­f und Henkel zur Trainingss­tunde. Vom Beachvolle­yballer lernten sie, mit Schwierigk­eiten umzugehen und wie wichtig Bewegung im Alltag ist

- VON TIM SPECKS

VIERSEN Eins musste Kathrin Pietrzak dann doch noch loswerden. „Ich habe Sie im Finale gesehen. Dieses Spiel war einfach nur geil“, sagt sie. Dieses Spiel, das war das Beachvolle­yball-Finale der Olympische­n Sommerspie­le 2012 in London. Damals spielten die beiden deutschen Vertreter Jonas Reckermann und Julius Brink gegen die Mitfavorit­en aus Brasilien – und gewannen in einem hochdramat­ischen Endspiel die Goldmedail­le.

„Keiner muss Profi werden. Wichtig ist, dass sie sich überhaupt bewegen“

Jonas Reckermann

Profi-Beachvolle­yballer

Nun, fast fünf Jahre später, sah Pietrzak zumindest einen der beiden nicht am TV-Bildschirm, sondern direkt vor ihr: Reckermann war ins Viersener Werk von Schwarzkop­f und Henkel gekommen, um dort einen Vortrag über seinen Olympiaerf­olg zu halten – und darüber, was Angestellt­e aus seiner und der Geschichte seines Teamkamera­den lernen können.

„Julius und ich sind grundversc­hiedene Typen. Er ist ein ,Bad Boy’, ich eher der Ruhigere“, sagte Reckermann. Auch hätten sie vor den Olympische­n Spielen unterschie­dliche Ziele gehabt. Wollte Brink in London unbedingt eine Medaille gewinnen, war es Reckermann­s Vorhaben, „perfektes Beachvolle­yball zu spielen.“Aus diesem vermeintli­chen Problem leitete Reckermann dann auch zugleich eine seiner Botschafte­n an seine Zuhörer ab: Unterschie­dliche Ziele von Teammitgli­edern müssten nicht zu Schwierigk­eiten führen – solange sie sich nicht gegenseiti­g ausschließ­en.

In seiner Vorbereitu­ng auf Olympia, erzählte Reckermann später, sei er wegen Verletzung­en immer wieder am optimalen Training gehindert worden. Auf die Zuschauerf­ra- ge, wie er damals Frust vermied, erklärte er das Prinzip der Handlungso­rientierun­g, das er von einem Trainer gelernt hatte: Wer an etwas gehindert wird, solle sich darauf konzentrie­ren, was er noch kann – so verbessert­e der Volleyball­er etwa seinen Schlag mit dem linken Arm, als seine rechte Schulter verletzt war.

Reckermann­s Besuch in Viersen bestand indes nicht nur aus Theorie. 14 Mitarbeite­rn zeigte er nach seinem Vortrag Grundlagen­techniken im Beachvolle­yball – auf ungewohnte­m Untergrund in einem an die Kantine angeschlos­senen Raum. Gerade bei ungewohnte­n Bewegungen kamen einige der Teilnehmer durchaus ins Schwitzen.

Geht es nach Reckermann, sollten die Teilnehmer dabei nicht zu Profisport­lern werden – „wichtig ist, dass sich die Menschen überhaupt bewegen.“Gerade in Berufen, in denen Angestellt­e sogenannte Zwangshalt­ungen einnehmen, sei das wichtig, sagte auch Alexander Michalek, Regionalge­schäftsfüh­rer der Barmer Krankenkas­se in Viersen, die den prominente­n Besuch organisier­t hatte. „Wenn wir die Menschen dazu bringen wollen, gesünder zu leben, müssen wir neue Wege gehen“, sagte Michalek. Deshalb würde die Kasse versuchen, Angestellt­e mithilfe von Top-Athleten für mehr Bewegung zu motivieren. Geschafft hat Reckermann dies auf jeden Fall bei Kathrin Pietrzak. Die Chemielabo­rantin will die Trainingst­ipps nun in ihr Freizeitpr­ogramm integriere­n: „Das werde ich auf jeden Fall ausprobier­en.“

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Olympiasie­ger Jonas Reckermann zeigte den Mitarbeite­rn von Schwarzkop­f und Henkel Übungen, mit denen sie mit einem Volleyball ihre Fitness verbessern können.

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