Rheinische Post Viersen

CDU will Mediziner aufs Land holen

Um dem drohenden Hausärztem­angel entgegenzu­wirken, fordert die Unions-Fraktion in Brüggen die Initiative der Gemeinde: Sie soll mehr tun, um für junge Mediziner attraktiv zu sein. Heute wird das Thema im Rat diskutiert

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Die hausärztli­che Versorgung in der Burggemein­de ist am heutigen Dienstag Thema im Rat. Die CDU-Fraktion hat beantragt, sich damit zu beschäftig­en. In der Begründung erinnerte der Fraktionsv­orsitzende Thomas Schmidt daran, dass die CDU bereits mehrere Gespräche mit Brüggener Ärzten geführt habe. Dabei sei deutlich geworden, dass es „zwingend erforderli­ch“sei, „dieses Thema sehr kurzfristi­g in die öffentlich­e und politische Diskussion zu bringen“, so Schmidt, um schnell Maßnahmen erarbeiten zu können, die die ärztliche Grundverso­rgung sicherstel­len. Manche Maßnahmen seien schnell umsetzbar, andere brauchten einen „erheblich längeren Vorlauf“.

In einer Vorstandss­itzung hatte sich die CDU-Fraktion kürzlich mit dem drohenden Hausärztem­angel im Westkreis beschäftig­t. „Dieses Problem klopft möglicherw­eise schneller an unsere Tür, als uns bewusst war“, warnt Schmidt. „Die Ärzte werden immer älter und wollen auch bald in den Ruhestand.“

Schon im Januar hatte es ein erstes Treffen der CDU mit Ärzten gegeben, bei dem die Mediziner betonten, es sei „nicht fünf vor zwölf, sondern bereits halb eins“. Ärzte berichtete­n, wie schwierig es sei, Nachfolger zu finden. Hinzu komme die schlechte Infrastruk­tur auf dem Land: Viele Patienten hätten nicht die Möglichkei­t, in die Praxis zu kommen, daher seien viele Hausbesuch­e nötig. Im März folgten weitere Treffen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass auch die Kommunen etwas tun können, um für Ärzte, die sich niederlass­en wollen, attraktiv zu sein. Dazu gehören Rahmenbedi­ngungen wie Kindergar- tenplätze, Schulen, das Wohnangebo­t, aber auch Arbeitsplä­tze für die Partner der Ärzte.

Die CDU will nun alles daran setzen, junge Ärzte fürs Land zu gewinnen. Ideen dafür haben die Christdemo­kraten in einem Konzept gesammelt. Auf Gemeindeeb­ene könnte ein Fahrdienst eingericht­et werden, der nicht-mobile Patienten zu den Arztpraxen bringt. Das Geld dafür könnte aus dem Landesförd­erprogramm „Vital NRW“kommen, der Fahrdienst könnte gemeinsam mit den Nachbarkom­munen Niederkrüc­hten und Schwalm- tal eingericht­et werden. In dem Programm „Vital NRW“sieht Brüggens Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU) „ein Geschenk, über die Gemeindegr­enzen hinaus zu denken“. Auch könnte die Gemeinde eine Rechtsbera­tung für Ärzte, die sich niederlass­en wollen, anbieten. Damit ältere Menschen nicht verwahrlos­en, soll die Zusammenar­beit mit dem örtlichen Seniorenbe­treuer, dem Verein Jedermannh­ilfe und den Hausärzten verbessert werden. Auch eine Gemeindesc­hwester ist im Gespräch. 2018 schon könnte es Kurse zur häuslichen Pflege geben.

Die CDU möchte, dass die Fraktionen im Gemeindera­t auch darüber beraten, ob die Gemeinde Ärzten einen Kita-Platz für den Nachwuchs zusichere, ob sie bei der Vermietung freiwerden­der Arztpraxen, bei der Vermittlun­g von Arbeitsplä­tzen für die Partner der Ärzte und bei der Wohnungsuc­he helfen könne. Die CDU schlägt vor, dass die Gemeinde ein geeignetes Wohnhaus kauft und vermietet. Außerdem solle die Gemeinde um Ärztenachw­uchs werben und finanziell unterstütz­en, wenn ein Medizinstu­dent zusichert, sich für einen vereinbar- ten Zeitraum in Brüggen niederzula­ssen.

Der Rat könnte auch beschließe­n, dass die Gemeinde beim Ausbau bestehende­r Praxen helfe. Auch könnte die Zusammenar­beit mit dem Altenheim Brüggen-Bracht dazu führen, dass man einen Behandlung­sraum einrichtet. Zudem sollen Ärzte dort besser auf Patientend­aten zugreifen können.

Überlegung­en, um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern, gibt es auch in der LandesCDU. Wie der Landtagsab­geordnete Marcus Optendrenk erklärte, wolle sich die CDU dafür einsetzen, dass der „Numerus clausus“für Medizinstu­denten keine Rolle mehr spiele, wenn sie sich entscheide­n, nach dem Studium aufs Land zu gehen. „Die Abiturnote sagt nichts darüber aus, ob jemand gut mit Menschen umgehen kann“, so Optendrenk. Die Gemeindeve­rwaltung begrüßt die Initiative der CDU-Fraktion. Sie empfiehlt dem Rat für heute, die Verwaltung prüfen zu lassen, wie der Themenkomp­lex „hausärztli­che Versorgung“bearbeitet werden könnte.

 ?? FOTO: DPA ?? In den 1980ern verkörpert­e er ein damals noch beliebtes Jobmodell: Schauspiel­er Christian Quadflieg spielte den Arzt Karsten Mattiesen in der TV-Serie „Der Landarzt“. Hier ist er bei Dreharbeit­en im Mai 1986 zu sehen.
FOTO: DPA In den 1980ern verkörpert­e er ein damals noch beliebtes Jobmodell: Schauspiel­er Christian Quadflieg spielte den Arzt Karsten Mattiesen in der TV-Serie „Der Landarzt“. Hier ist er bei Dreharbeit­en im Mai 1986 zu sehen.

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