Rheinische Post Viersen

Sozialabga­ben für viele wichtiger als Steuern

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Parteien haben Niedrigver­diener und Familien entdeckt, die von Steuersenk­ungen nicht profitiere­n würden, weil sie schon heute so gut wie keine Steuern zahlen müssen. Diese Gruppen entrichten aber vom ersten Euro ihres Verdienste­s an bereits relativ hohe Sozialabga­ben. Internatio­nale Organisati­onen wie die OECD bescheinig­en Deutschlan­d eine insgesamt zu hohe Abgabenquo­te, die die Netto-Einkünfte gerade im unteren Segment überpropor­tional schmälert. Deshalb rücken nun die Sozialabga­ben zu Recht stärker in den Fokus der wahlkämpfe­nden Parteien.

Zwei Entlastung­swege werden diskutiert: Union und FDP wollen die Beitragssä­tze dort reduzieren, wo es die aktuelle Kassenlage der Sozialvers­icherung zulässt. SPD und Grüne wollen die Sozialbeit­räge von Geringverd­ienern direkt durch staatliche Zuschüsse subvention­ieren. Beide Wege würden allerdings so teuer, dass man diesen Plänen mit Misstrauen begegnen muss. Ob sie nach der Wahl wirklich umgesetzt werden, erscheint fraglich, wenn gleichzeit­ig auch weiterhin Steuersenk­ungsverspr­echen in zweistelli­ger Milliarden­höhe unterbreit­et werden – und man zusätzlich auch die Investitio­nen in Verteidigu­ng und Infrastruk­tur hochfahren will. BERICHT PARTEIEN ENTDECKEN GERINGVERD­IENER, TITELSEITE

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