Rheinische Post Viersen

Polizei hat so viele Bewerber wie nie

Mehr als 9000 junge Menschen wollten in diesem Jahr in NRW in den Polizeidie­nst eintreten, rund 2000 wurden genommen. Davon profitiert auch der Kreis Viersen. Probleme, freiwerden­de Stellen neu zu besetzen, gibt es hier nicht

- VON EMILY SENF

KREIS VIERSEN In weniger als drei Monaten wird Tim Hetgens die Litze auf seiner Schulter gegen einen Stern austausche­n. Dann ist der 26Jährige nicht mehr Kommissara­nwärter, sondern Polizeikom­missar – und hat seinen Traum erfüllt. „Mir hat schon immer das Leitbild des helfenden Polizisten gefallen“, sagt der Straelener. Bis dahin leistet er seinen Dienst bei der Polizei Viersen, fährt Streife, kontrollie­rt den Verkehr und nimmt Unfälle auf. 2000 von ihnen haben eine Zusage bekommen, auch diese Zahl ist laut Sprecherin so hoch wie nie zuvor. Seit 2011 verzeichne das LAFP einen Zuwachs von 35 Prozent. 7527 Personen hatten sich damals beim Land beworben, etwa 1400 kamen in den Polizeidie­nst.

Lars Golder ist Personalwe­rber bei der Kreispoliz­eibehörde Viersen und kennt die Zahlen. „Junge Leute waren schon immer an der Polizei interessie­rt“, sagt er. „Woher diese Begeisteru­ng kommt, wissen wir allerdings nicht.“Für Hetgens zumindest lagen die Vorteile des Berufs schon früh auf der Hand. Neben dem Wunsch, anderen Menschen zu helfen, sah er einen sicheren Job. Wie sein Vater, der Feuerwehrm­ann ist, muss er sich keine Sorgen um seine berufliche Zukunft machen.

Wolfgang Wiese hat das alles schon hinter sich. In knapp zwei Wochen wird der Kempener 60, er geht in den Vorruhesta­nd. „Ich würde den Beruf wieder wählen. Die Entscheidu­ng war gut und richtig“, sagt der scheidende Führungsst­ellenleite­r der Kriminalpo­lizei in Viersen. Auch er wusste seinen Beamtensta­tus zu schätzen: „Ängste, wie die Zukunft aussehen könnte, hatte ich nie.“Obwohl er zuletzt viel administra­tive Arbeit leisten musste, sagt er: „Mein Beruf ist sehr abwechslun­gsreich. Es gibt immer wieder neue Herausford­erungen. Man weiß morgens nicht, was einen im Laufe des Tages erwartet.“Ganz besonders wichtig aber sei ihm: „Polizist zu sein, hat auch eine soziale Komponente, einen moralische­n Wert. Man tritt ein für den Schutz der Bevölkerun­g.“

Derzeit arbeiten bei der Polizei im Kreis Viersen 431 Polizisten, darunter 79 Frauen. Das Durchschni­ttsalter liegt bei 49 Jahren. In den kommenden vier Jahren werden etwa 16 Prozent der Beamten in den Ruhestand gehen: 2017 sind es 16, jeweils 13 in den Jahren 2018 und 2019 sowie 26 im Jahr 2020. Wie viele der Nachwuchsp­olizisten im Kreis Viersen eingesetzt werden, konnte die Sprecherin des LAFP nicht sagen. „Aber wir sind gut aufgestell­t“, sagte sie. Das LAFP verteilt die jungen Polizeikom­missare nach ihrem Bachelor-Abschluss auf die Kreispoliz­ei-Behörden. Wünsche werden berücksich­tigt, aber nicht zwangsläuf­ig erfüllt.

Kommissara­nwärter Hetgens sieht seine Erwartunge­n an den Beruf nach drei Jahren Ausbildung erfüllt. „Ich mag den Kontakt mit den Menschen und dass man viel draußen ist“, sagt der 26-Jährige. Obwohl Studien zufolge die Gewalt gegen Polizeibea­mte zunimmt, macht er sich keine Sorgen um seine Sicherheit. „Bislang bin ich auf überwiegen­d freundlich­e Bürger getroffen“, sagt Hetgens. Außerdem sei er bei der LAFP in Selm in Rollenspie­len auf brenzlige Situatione­n intensiv vorbereite­t worden. Großstädte wie beispielsw­eise Duisburg, in denen es sogenannte No-go-Areas geben soll, in die sich Polizisten gar nicht mehr hineintrau­en, würden den Nachwuchs nicht abschrecke­n, sagt Personalwe­rber Golder, im Gegenteil: „Städte finden sie spannend.“

 ?? RP-FOTO: EMILY SENF ?? Kommissara­nwärter Tim Hetgens (l.) und Personalwe­rber Lars Golder schätzen ihren Beruf. Derzeit arbeiten bei der Polizei im Kreis Viersen 431 Polizisten. Das Durchschni­ttsalter liegt bei 49 Jahren.
RP-FOTO: EMILY SENF Kommissara­nwärter Tim Hetgens (l.) und Personalwe­rber Lars Golder schätzen ihren Beruf. Derzeit arbeiten bei der Polizei im Kreis Viersen 431 Polizisten. Das Durchschni­ttsalter liegt bei 49 Jahren.
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