Rheinische Post Viersen

Fadengefle­chte erinnern an Pilze

Barbara Schmitz-Becker stellt ihre Arbeiten in der Galerie Busch 8 aus. Dazu hat sie sich von Naturphäno­men inspiriere­n lassen

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

LEUTH Beim entspannte­n Spaziergan­g durch den Wald kann sich der Naturfreun­d gewiss sein, dass unter seinen Füßen ein millionenf­aches Netz von Pilzfäden wirkt. Dieser Gedanke fasziniert die Künstlerin Barbara Schmitz-Becker. So wurde sie erneut in der Natur fündig, um in deren Phänomenen den Impuls für ein eigenständ­iges Werk zu erkennen. Sie hat recherchie­rt, Fakten gesammelt, natürliche Formen nachempfun­den und deren Potenzial über den eigentlich­en Kontext hinaus erweitert. Das Ergebnis ist ein Spektrum an Arbeiten von beeindruck­ender Zartheit und Kraft. Absehbar ist, dass sich hier noch Einiges ereignen wird.

Blickpunkt im Atelier ist das sogenannte „Eden-Zwo-Labor“mit Reagenzglä­sern und gesammelte­n Naturschät­zen. Zum einen hat die Künstlerin Details beobachtet, zum anderen spielt sie mit dieser Sammlung an auf die Arche Noah für Pflanzen auf der norwegisch­en Inselgrupp­e Spitzberge­n. Dort sind vorsorglic­h Millionen Samen von Pflanzen für die Nachwelt eingefrore­n.

In der Auseinande­rsetzung mit den Hyphenpilz­en entwickelt­e Schmitz-Becker großformat­ige Monotypien. Sie zeigen Netzwerke von fein verknüpfte­n Strukturen, die sich teilweise zu flügelarti­gen We- sen verbinden. Es ist eine Reaktion auf die Fähigkeite­n der Fadenpilze, die als zartes und weitgespan­ntes Lebewesen Nahrung und Bakterien tragen und eine Bodenstruk­tur beleben. Die Monotypien strahlen zugleich eine ästhetisch­e Eigenständ­igkeit aus. Im filigranen Geduldsspi­el hat Schmitz-Becker natürliche Fadengefle­chte dreidimens­ional nachempfun­den. An den Spitzen von etwa 1.500 Drahtknote­n sitzen stellvertr­etend für die Pilzköpfe kleine Keramikspi­tzen. Sie markieren, wo die Natur weiterwach­sen würde.

Filigrane Wandobjekt­e sind dem feinen Spiel von Blütenpoll­en gewidmet. Die Modelle hauchdünne­r Pollenträg­er sind mit extrahiert­en Blütensame­n bestäubt. In der Addi- tion ergeben sich neue Rhythmen, die ein Tanzen und Schweben der zart aufstreben­den Elemente assoziiere­n. In Materialbo­xen ergänzt die Künstlerin kleine dreidimens­ionale Netzwerke um ein Leporello, auf dem ein Liniengefl­echt lichthaft vom Dunkel abgesetzt ist.

Auch Keramik wird behutsam eingesetzt: „Ich hatte mich von der Keramik entfernt, da sie mir zu schwer und intranspar­ent wurde. Jetzt wird sie für mich zum Träger für etwas Zartes“, sagt Schmitz-Becker. Info Busch 8, Galerie und Atelier, Leuth. Geöffnet: Samstag, 27. Mai, 15 bis 18 Uhr; Sonntag, 28. Mai, 11 bis 18 Uhr. www.busch8.de.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Barbara Schmitz-Becker präsentier­t ihre Arbeiten, die an Naturphäno­mene erinnern, in der Galerie Busch 8 in Leuth.

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