Rheinische Post Viersen

Viersens erster Urnengarte­n ist fast fertig

Der erste Bauabschni­tt des kleinen Parks auf dem Friedhof Löh wird morgen eröffnet. Die Anlage ist das Gemeinscha­ftswerk von vier Gärtnereie­n. Anfragen für Grabstätte­n gibt es noch keine

- VON TIM SPECKS

VIERSEN An einem solchen Tag darf auch auf dem Friedhof gelächelt werden. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint auf die frisch eingepflan­zten Blumen. Karl Braun schaut sich im Urnengarte­n auf dem Friedhof Löh um – und ist sichtlich glücklich. „Wir sind absolut zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt der Friedhofsg­ärtner.

Morgen wird der kleine Park hinter der Totenhalle offiziell eröffnet. Der erste Bauabschni­tt ist dann fertiggest­ellt – zumindest fast. Der Rollrasen, ein paar Holzbänke und Pinienmulc­h fehlen noch. „Der Rasen wird so schnell wie möglich verlegt, wenn das Wetter passt. Er braucht viel Wasser, in der vergangene­n Woche war es einfach zu warm“, sagt Braun. Der Rest aber ist so weit angelegt, dass dort ab morgen Urnenbesta­ttungen abgehalten werden könnten.

Hinter Braun und seinen Kollegen liegen arbeitsrei­che Wochen. Am Urnengarte­n haben neben der Stadt hauptsächl­ich vier Gartenbaub­etriebe gearbeitet: Blumen Schmitz, die Friedhofsg­ärtnerei Bock, Gartenbau Kempken und die Friedhofsg­ärtnerei Hellekamps, bei der Karl Braun arbeitet. Er schätzt, dass allein in der intensiven Bauphase jeder Betrieb 15 Tage auf dem Friedhof gearbeitet hat. Hinzu kamen etliche Stunden Planung, in der die einzelnen Arbeitssch­ritte besprochen wurden – gerade bei vier verantwort­lichen Gärtnereie­n kein leichtes Unterfange­n. „Wir haben aber vom Wissen der jeweils anderen profitiert“, sagt Braun.

Ein Grund für die vier Betriebe, sich an dem Gemeinscha­ftsprojekt zu beteiligen, war die veränderte Bestattung­skultur, wie Gärtner Braun erklärt: „Wir waren uns einig, dass hier etwas getan werden muss.“In Mönchengla­dbach und anderen umliegende­n Kommunen gebe es bereits sogenannte Memori- am-Gärten, jetzt sollte auch Viersen folgen. Das Prinzip hinter diesen von der Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner initiierte­n Projekte: In gartenähnl­ichen Anlagen auf dem Friedhof sollen Menschen bestattet werden können, deren Angehörige sich etwa nicht regelmäßig um die Pflege der Grabstätte kümmern können oder wollen. Gärtnereie­n – im Viersener Fall der Verbund der vier Betriebe – übernehmen dann für einen vertraglic­h abgeschlos­senen Zeitraum die Pflege der Grabstätte.

Auf dem Friedhof Löh gibt es nun fünf Arten der Urnenbesta­ttung. In steinernen Kolumbarie­n können die Urnen in einer Art Schrank beigesetzt werden. Daneben gibt es Urnenreihe­ngräber, eine Ruhegemein­schaft – etwa für Familien –, sogenannte Urnenwahlg­räber, bei denen sich die Interessen­ten den Platz der Urne aussuchen können, und eine Premiumvar­iante der Urnenwahlg­räber. In diesem Fall hat jedes Grabmal unter anderem eine eigene Wechselbep­flanzung. Im Preis für die Grabmale eingeschlo­ssen sind in allen Fällen die Gestaltung der Grabstätte sowie die Pflege. Hinzu kommen die städtische­n Friedhofsg­ebühren. Der Rat hatte Ende März einen gesonderte­n Gebührensa­tz beschließe­n müssen, etwa, weil einige Arbeiten im Urnengarte­n nicht durch Mitarbeite­r der Stadt, sondern der Gärtnereie­n übernommen werden.

Insgesamt soll es nach Abschluss aller Bauphasen im Urnengarte­n 430 Grabstätte­n geben. Konkrete Anfragen für einen Platz auf der Anlage gab es zwar noch nicht, Karl Braun aber ist zuversicht­lich, mit dem neuen Konzept Interessen­ten anzusprech­en: „Während der Bauphase sind viele Menschen hier vorbeigela­ufen und haben gesagt: ,Das können wir uns gut vorstellen.’“

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE In den vergangene­n Tagen haben Karl Braun und seine Kollegen die letzten Arbeiten am Urnengarte­n beendet. Die Mitarbeite­r der Gärtnereie­n werden einmal pro Woche für Pflegearbe­iten vorbeikomm­en. Morgen wird der Park eröffnet.

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