Rheinische Post Viersen

Mailänder Domchor konzertier­t in Dülken

Vor 400 Jahren wurde der Chor gegründet, jetzt gab das Ensemble sein erstes Konzert in Deutschlan­d. In der Pfarrkirch­e St. Cornelius präsentier­ten die Sänger Werke aus vier Jahrhunder­ten

- VON GERT HOLTMEYER

DÜLKEN Einen Chor gibt es im Dom zu Mailand seit 400 Jahren. Es ist schwer zu glauben, aber dieses Ensemble trat in seiner langen Geschichte am Sonntag zum ersten Mal in Deutschlan­d auf. Dass dieses erste Mal ausgerechn­et in Dülken stattfand, war natürlich nicht dem Zufall, sondern einer glückliche­n Verbindung zu verdanken.

Giovanni Solinas, Kirchenmus­iker an St. Cornelius, ist seit seinem Studium mit den musikalisc­h Verantwort­lichen des Mailänder Doms befreundet. Trotzdem war es nicht einfach, den Chor nach Deutschlan­d zu holen. Der ist nämlich sonntags normalerwe­ise in der Pflicht, sich an der musikalisc­hen Gestaltung des Gottesdien­stes im Dom zu beteiligen.

Um so mehr ist zu würdigen, dass dieses erste Gastspiel in Deutschlan­d so reibungslo­s über die Bühne gehen konnte. Zum Chor gehören 35 Jungen (Sopran und Alt) und 15 Männer (Tenor und Bass). Einstudier­t und geleitet werden sie vom 1969 in Mailand geborenen Don Claudio Burgio. Ihn erlebten die zahlreiche­n Zuhörer als einen Dirigenten, der menschlich zurückhalt­end auftrat, dabei musikalisc­h aber durchaus hohe Anforderun­gen stellte und den Chor zu hohen Leistungen führte.

Das Programm gab einen guten Einblick in die Breite des Repertoire­s. Es bot zum einen sehr alte geistliche Musik; die älteste – von Jungen- und Männerstim­men getrennt vorgetrage­n – stammte aus der Zeit des Ambrosius, der 374 in Mailand zum Bischof geweiht wurde. Ebenfalls a cappella trugen Knaben- und Männerchor gemeinsam Renaissanc­e-Kompositio­nen vor, vierstimmi­g (Palestrina) ebenso wie doppelchör­ig (Gallus).

Aus den vergangene­n vier Jahrhunder­ten stammten die Gesänge zu den hohen Festen des Kirchenjah­res, zu Ostern, Pfingsten, Advent, Weihnachte­n und Dreikönigs­tag. Da sie den Einsatz der Orgel vorsahen, wechselte der Chor vom Altarraum auf die Orgelbühne. Eine Lücke im Programm entstand dadurch nicht; während des Ortswechse­ls war als Zwischensp­iel ein Orgelvortr­ag zu hören. Ein ausgezeich­neter Organist war zusammen mit dem Chor angereist, der Titularorg­anist am Mailänder Dom Emanuele Carlo Vianelli. Er beeindruck­te mit „Grand Choeur“des italienisc­hen Organisten und Komponiste­n Marco Enrico Bossi (1861 – 1925) und bewährte sich anschließe­nd als zuverlässi­ger Partner des Chores.

Mit vorbildlic­h wiedergege­benen Gesängen zu Ehren Marias endete die musikalisc­he Reise durch das Kirchenjah­r.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Mailänder Domchor gastierte in der Kirche St. Cornelius.

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