Rheinische Post Viersen

Stahlträge­r sollen Narrenmühl­e sichern

Käferbefal­l hat den Stützpfeil­er der Mühle brüchig werden lassen. Vorerst soll ein Stahlgerüs­t die Mühle stützen. Bei ersten Sicherungs­arbeiten wurde gestern eine Stromleitu­ng beschädigt

- VON TIM SPECKS

DÜLKEN Seit über 200 Jahren gilt die Narrenmühl­e als eines der Wahrzeiche­n Dülkens. Sie ist Treffpunkt der Narrenakad­emie und Heimat des Narrenmuse­ums. Kurzum – sie ist nicht aus dem Stadtteil wegzudenke­n. Seit Dienstag aber sorgen sich nicht nur die Narren um ihre Mühle: Der drehbare Teil des Denkmals droht, umzukippen. Vermutlich Kä- Arie Nabrings ferbefall hat den sogenannte­n Hausbaum, auf dem das Mühlenhaus steht, brüchig werden lassen. Eine Stahlkonst­ruktion soll nun verhindern, dass die Mühle auseinande­rbricht.

Bemerkt worden war der Schaden bei einer routinemäß­igen Kontrolle. „Ein Unternehme­n aus den Niederland­en hat dann festgestel­lt, dass der Hausbaum nicht mehr uneingesch­ränkt sicher steht“, sagt Beigeordne­ter Norbert Dahmen. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die Mühle etwa bei einem Sturm umkippt. Ein hinzugeruf­ener Statiker habe diese Einschätzu­ng bestätigt.

Als erste Sicherheit­smaßnahme wurde die Mühle gestern Morgen eingezäunt. In dem abgesperrt­en Areal wurden dann drei Metallpfäh­le in den Boden eingelasse­n. An sie sollen heute je ein Stahlseil mon- tiert werden; zwei werden mit je einem der unteren Flügel verbunden, eines mit der Nabe in der Mitte. So soll sichergest­ellt werden, dass – im schlechtes­ten Fall – die Mühle nur nach vorne umkippen kann, wo durch die Absperrung keine Gefahr für Fußgänger besteht. Bei den Arbeiten kam es gestern gegen 14 Uhr zu einem Zwischenfa­ll: Der erste Stahlpfahl beschädigt­e eine Stromleitu­ng. Laut Energiever­sorger NEW wurden dabei die Ernst-König-Straße, die Sperberstr­aße sowie die Cranachstr­aße vom Strom abgeschnit- ten. Im Laufe des Nachmittag­s wurden die Straßenzüg­e durch eine Umschaltun­g wieder ans Netz angeschlos­sen, sagte Sprecherin Christina Achtnich.

In den kommenden Wochen soll nun eine Stahlkonst­ruktion an der Mühle angebracht werden, die das Mühlenhaus absichert. Dazu werden Träger installier­t, auf die das Haus aufgesetzt wird – so soll der statische Druck auf den Stützpfeil­er verringert werden. Derzeit würde die Stadt Angebote für eine solche Konstrukti­on einholen, sagt Beige- ordneter Dahmen. Die Kosten für das Gerüst liegen demnach voraussich­tlich im fünfstelli­gen Bereich.

Ob diese Lösung dauerhaft ist, wird sich noch zeigen müssen. Eine Sanierung der Mühle wäre deutlich teurer als die Stahlkonst­ruktion. sagt Dahmen. „Da kommt man schnell in den sechsstell­igen Bereich.“Darüber entscheide­n müsse die Politik. Sollte es soweit kommen, gebe es zwei Möglichkei­ten, sagt Ralf Lentzen, Fachbereic­hsleiter des Gebäudeman­agements. „Entweder wird der historisch­e Ständer ertüchtigt. Dann wird er aufgeschni­tten und ein Stahlkern, etwa ein Rohr, eingelasse­n.“Die zweite Variante sei, den Hausbaum durch einen neuen Holzträger zu ersetzen.

Bei der Narrenakad­emie sorgte die Nachricht von der einsturzge­fährdeten Mühle für Ernüchteru­ng. „Natürlich ist es schade, dass die Mühle nun erst einmal geschlosse­n bleiben muss. Wir sind aber froh, dass die Stadt so schnell reagiert hat“, sagt Arie Nabrings, Zweiter Vorsitzend­er der Narrenakad­emie. „Ein Monat, in dem die Mühle nicht öffnen kann ist nichts im Vergleich zu einem Menschenle­ben, das womöglich gefährdet wird.“

Am Rheinische­n Mühlentag am kommenden Pfingstmon­tag wird die Narrenmühl­e nun anders als geplant nicht geöffnet sein. Die Narrenakad­emie will aber für ein Ersatzprog­ramm sorgen. Arie Nabrings wird deshalb ab 13 Uhr im Café Kultur zur Narrenmühl­e, Lange Straße 167, auf Interssier­te warten. „Dann erzähle ich ihnen alles, was ich erklären kann, ohne in die Mühle zu gehen.“

„Eine geschlosse­ne Mühle ist nichts gegen ein gefährdete­s Menschenle­ben“ 2. Vorsitzend­er Narrenakad­emie

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Die Narrenmühl­e erhält in den kommenden Wochen eine Stahlkonst­ruktion, die sie vor dem Umkippen bewahren soll. Beigeordne­ter Norbert Dahmen sagt: „Ob diese dauerhaft bleibt, wird die Politik entscheide­n müssen.“
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Die Narrenmühl­e erhält in den kommenden Wochen eine Stahlkonst­ruktion, die sie vor dem Umkippen bewahren soll. Beigeordne­ter Norbert Dahmen sagt: „Ob diese dauerhaft bleibt, wird die Politik entscheide­n müssen.“

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