Rheinische Post Viersen

Löw will weniger Spiele für die Nationalma­nnschaft

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BERLIN (sid) Joachim Löw sitzt im Hotel Interconti­nental in Berlin, vor ihm steht ein Wasser, das er seinem geliebten Espresso angesichts der Hitze vorzieht. Der Bundestrai­ner ist entspannt, er freue sich auf den Confed Cup in etwas mehr als zwei Wochen, sagt er, „sehr sogar“. Und doch brodelt es in Löw. Die MiniWM (17. Juni bis 2. Juli) in Russland, aufgestock­te Turniere wie FußballEM und WM, Kommerzial­isierung sowie Spieler an der Belastungs­grenze – das sind Themen, die ihn aufwühlen. Der Fußball, betont Löw mit erhobener Stimme, spiele „ein gefährlich­es Spiel, wir dürfen das Rad nicht überdrehen“.

Manches sei „sehr aufgebläht worden“, sagt Löw, „die Terminplan­gestaltung ist alles andere als glücklich“. Die Belastung der Spieler sei dadurch wahnsinnig hoch. Die Folge: Kaum einer schaffe es mehr, über zwölf, 13 Jahre „internatio­nal super Leistung zu bringen“; Spieler wie Miroslav Klose seien inzwischen die komplette Ausnahme, heutige Jungstars schafften es kaum mehr, auch mit 30 noch besser zu werden. Löw sieht bei manchen schon „in relativ jungen Jahren Verschleiß­erscheinun­gen“.

Als Konsequenz der Überlastun­g und der aufgebläht­en Turniere leide das Spiel an sich. Kleinere Nationen „zerstören nur noch“, sagt Löw, weil etwa bei der EM schon drei Unentschie­den zum Weiterkomm­en reichen können. „Das wirkt sich dauerhaft auf die Qualität des Spiels aus.“Für Trainer sei das eine Herausford­erung, „aber der Zuschauer, der Fan im Stadion oder am Fernsehsch­irm, der sagt: Das wird mir langweilig – und wendet sich ab.“

Löw rät deshalb zu einer „Verknappun­g“des Produktes Fußball. Obwohl er die fortschrei­tende Kommerzial­isierung kritisch sieht, verteidigt Löw seinen Arbeitgebe­r, den DFB, gegen Kritik am Rahmenprog­ramm beim Pokalfinal­e. Dieser „Feiertag des Fußballs“dürfe „auch einen gewissen Rahmen haben – jung, frisch, modern, fetzig“. Dafür stehe Sängerin Helene Fischer, die es „nicht verdient“habe, ausgepfiff­en zu werden. Hier werde vieles „zu Unrecht auf den DFB projiziert“.

„Es ist ein gefährlich­es Spiel, wir dürfen nicht überdrehen“

Joachim Löw

Bundestrai­ner

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