Rheinische Post Viersen

Ein Gewinner, dem etwas fehlt

Für Jonas Hofmann war die Rückrunde eine „Riesenstei­gerung“, doch er schoss trotz vieler Chancen zu wenig Tore.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es gibt Tabellen, in denen Borussia ein Top-Team ist. Beispielsw­eise in dem Klassement des Marktforsc­hungsinsti­tuts Facit Research. Das hat gefragt, welche Fußballklu­bs man ablehne. Nur zehn Prozent gaben Gladbach an – das ist Platz eins. Vize-Meister sind die Borussen für die Tierrechts­organisati­on PETA. Die hat untersucht, wie veganerfre­undlich die Bundesliga-Stadien sind und Borussia hinter Schalke zum „Vize“gekürt. Und schließlic­h ist da noch die digitale Tabelle der Liga, in der die Gladbacher Fünfter sind, das wäre zwar nicht mehr Champions League wie in den anderen beiden Fällen, immerhin aber die direkte Qualifikat­ion für die Europa League. Auch das hätte Borussia gern genommen in der realen Tabelle.

In der indes ist sie Neunter. Und das liegt auch daran, dass in den entscheide­nden Momenten die Tore nicht gemacht wurden, obwohl die Gelegenhei­t günstig war. Womit wir bei Jonas Hofmann sind. Der gab, kurz bevor er in den Urlaub entschwand, bekannt, was sein guter Vorsatz für die neue Saison ist: „Das eine oder andere Törchen will ich schon mehr machen. Aber vielleicht habe ich mir das Glück vor dem Tor für die nächste Saison aufgehoben.“

Hofmann hat mit seinen NichtToren wie zum Beispiel gegen Augsburg, als er freistehen­d am Ziel vorbeischo­ss, oder in Wolfsburg, als er statt des Netzes des Pfosten traf zum „hätte“der Saison aktiv beigetrage­n – und ist quasi der Querschnit­t der gesamten Gladbach-Saison: „Die Hinrunde war eher mau, aber der neue Trainer hat mit dann das Vertrauen geschenkt und hat mich eingebaut ins Team, das war eine Riesenstei­gerung“, sagt Hofmann.

So ist er einer der Gewinner der Rückrunde, doch zum „perfekt“fehlte etwas. Weswegen das Foto, dass er zwischenze­itlich in einem sozialen Netzwerk postete, gut passte: Hofmann mag Darts, und das Bild zeigte das fast perfekte Resultat seiner Anstrengun­gen: zwei Pfeile steckten in der dreifachen 20, der letzte aber hatte das Ziel knapp verfehlt. Ebenso fällt Hofmanns Gesamtbila­nz aus: Gut, aber nicht perfekt – eben, weil die Tore fehlten.

Keins hat er in der Liga gemacht, obwohl er reichlich Torschüsse abgab, jeweils eines hat er in der Europa League und im Pokal erzielt. Auch hier muss man sagen: Es hätte mehr dabei herauskomm­en können. Sein Treffer beim 1:1 auch Schalke im Europa-League-Achtefinal-Hinspiel sorgte für eine gute Ausgangspo­sition, doch die wurde nicht genutzt. Auch sein Tor im Halbfinale gegen Frankfurt, mit dem er kurz vor der Pause noch das 1:1 erkämpfte, war am Ende ohne Ertrag. Denn für das Endspiel in Berlin reichte es nicht, weil Frankfurt das Elfmetersc­hießen gewann.

Effektivit­ät ist also keines der Adjektive, die man mit Hofmann Verbindung bringt. Weswegen sein Standing bei den Fans ambivalent ist. Immerhin hat er sich im zweiten Saisonteil von einem Mann, der keine Rolle spielt, zu einem gemausert, der „ein wichtiger Bestandtei­l des Teams ist“. Das jedenfalls hat ihm Trainer Dieter Hecking gesagt. Hofmann geht davon aus, dass sich das nicht grundlegen­d ändert, wenn die neue Spielzeit losgeht.

Es war ein langer Anlauf für Hofmann, ein Anlauf von einem Jahr. Denn im Januar 2016 kam er von Borussia Dortmund nach Gladbach. Ein Jahr später, kurz vor dem ersten Spiel des Jahres 2017 in Darmstadt, war sich mancher sicher, dass es nichts mehr werden würde mit Gladbach und Hofmann. Kurz darauf kam die Aufstellun­g heraus – Hofmanns Name stand darauf, fortan war das Standard. „Die Rückrunde war erst der Anfang, so soll es weitergehe­n“, verspricht er.

Seine Laufstärke und seine Ballsicher­heit sprechen für ihn, er muss aber noch nachhaltig­er werden, zuweilen ist er mit einer gewissen Pomadigkei­t unterwegs. Das muss er abstellen und stattdesse­n den Torabschlu­ss perfektion­ieren. Das könnte Borussia helfen, in der nächsten Saison auch in der realen Tabelle wieder „europäisch“zu sein.

 ?? FOTO: IMAGO ?? „Das darf doch nicht wahr sein“: Jonas Hofmann nach einer vergebenen Großchance im Spiel gegen den FC Augsburg. Hätte er genauer gearbeitet, wäre es vielleicht mehr geworden als nur ein 1:1.
FOTO: IMAGO „Das darf doch nicht wahr sein“: Jonas Hofmann nach einer vergebenen Großchance im Spiel gegen den FC Augsburg. Hätte er genauer gearbeitet, wäre es vielleicht mehr geworden als nur ein 1:1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany