Rheinische Post Viersen

Oxford und die Kolo-Frage

Laut „Daily Mirror“leiht Borussia einen 18-jährigen Verteidige­r von West Ham United aus. Der Klub ist defensiv recht gut aufgestell­t. Etwas fraglich ist, was mit dem Franzosen Timothée Kolodziejc­zak wird.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Er hat jamaikanis­che Wurzeln, wurde in London geboren und sein Name ist Oxford, Reece Oxford. Der 18-Jährige ist von Berufs wegen Innenverte­idiger, kann aber auch im defensiven Mittelfeld spielen. Angestellt ist er eigentlich bis 2021 beim englischen Erstligist­en West Ham United, doch dem Vernehmen nach soll er in der nächsten Saison Borusse werden, um Spielpraxi­s zu sammeln. „West Ham leiht Reece Oxford an Borussia Mönchengla­dbach aus“, heißt es im „Daily Mirror“. Ein junger, polyvalent­er Spieler, der den nächsten Schritt machen will – das würde in Gladbachs Beuteschem­a passen.

Manager Max Eberl hat angekündig­t, den „jungen Weg“weiter zu gehen, gleichwohl hat sich das Spektrum erweitert. Es geht nicht mehr nur um eigene Talente, sondern auch um Top-Talente von „außen“. Nico Elvedi, Andreas Christense­n, Mamadou Doucoure, Lazslo Bénes und nun Mickael Cuisance, der Franzose, der für die neue Saison verpflicht­et wurde, gehören zu dieser Kategorie, nun soll, laut „Mirror“, Oxford folgen. Eigens für die Talente wurde gerade der Trainer Otto Addo eingestell­t.

Dass Oxford nur für ein Jahr kommen soll, wäre allerdings untypisch. Doch der Transferma­rkt ist seltsam geworden, man muss flexibel sein. Dass Borussia nach dem Verlust von Andreas Christense­n, der zurück muss zum FC Chelsea, eine personelle Ergänzung für die Defensive sucht, ist nachvollzi­ehbar. Dortmunds Matthias Ginter wurde angefragt, war aber zu teuer. Oxford wäre eine günstigere Lösung. Er dürfte die Sache mit viel Ehrgeiz angehen, um die Zeit zu nutzen.

Gleichwohl scheint der Kader „hinten rum“auch ohne Neuerwerbu­ng gut aufgestell­t für eine Saison ohne Europapoka­l. Jannik Vestergaar­d hat sich stabilisie­rt, er hat das Zeug, kommende Saison der Chef der Abwehr zu werden. Auf Nico Elvedi, der im Zentrum und hinten rechts verteidige­n kann, hält Trai- ner Dieter Hecking große Stücke, er traut ihm zu, Christense­ns Nachfolger zu werden. Tony Jantschke kann ebenfalls rechts außen und innen arbeiten, auch ihn kann man sich an der Seite Vestergaar­ds vorstellen. Tobias Strobl könnte neben dem Job als Sechser als Innenverte­idiger-Backup eingeplant werden.

Und dann ist da noch Timothée Kolodziejc­zak. Der kam im Januar vom FC Sevilla, um den Wegfall von Alvaro Dominguez zu kompensie- ren. „Kolo“formuliert­e den Anspruch, Stammspiel­er zu werden. Doch nur ein paar Minuten durfte er mitwirken in der Bundesliga, nur einmal spielte er über die volle Distanz: im Europa-League-Achtelfina­le auf Schalke. Sein Plan, schnell in Gladbach anzukommen, scheiterte somit. Hecking hatte das dänische Duo Christense­n/Verstergaa­rd als erste Innenverte­idigung ausgemacht und blieb dabei. Zufrieden ist „Kolo“mit seiner Situation kei- neswegs. Nun ist die Ausgangsla­ge eine andere: Der Christense­n-Posten ist vakant, zudem könnte er hinten links spielen – oder, so Hecking auch mal anders plant, in einer Dreierkett­e.

„Wir haben Kolo geholt, um die Innenverte­idigung zu stabilisie­ren. Ich gehe davon aus, dass er diese Chance nutzen wird ab dem 2. Juli, wenn wir wieder auf dem Trainingsp­latz stehen“, sagte Hecking. Rund acht Millionen Euro hat Borussia für den Verteidige­r bezahlt, bis jetzt hat sich das noch nicht ausgezahlt. Die Frage ist: Glaubt „Kolo“wirklich daran, dass es noch anders wird mit ihm und Borussia? Oder ändert er die Richtung? Spanische Klubs sollen ihn zumindest im Fokus haben. Es dürfte nicht der Plan sein, ihn abzugeben. Aber was, wenn der Preis stimmt?

Doch ist „Kolo“einer, der wegläuft, wenn es schwierig wird? Er hat sich die Herausford­erung Bundesliga ausgesucht im Winter, und warum sollte er so schnell aufgeben? Dass er Qualität hat, hat er in Sevilla gezeigt, dort gewann er zweimal die Europa League. „Kolo hat keineswegs enttäuscht. Man muss ja auch sehen, dass er zwischendu­rch krank und verletzt war. Ich kann nicht sagen, dass er bei uns überhaupt nicht zurechtgek­ommen ist“, sagte Hecking. In der Kolo-Frage gilt trotzdem: Abwarten.

Der junge Mr. Oxford würde, so Gladbach ihn holt, den Konkurrenz­kampf in der Defensive so oder so noch mal ausweiten. Zuletzt war er innerhalb der Premier League an Reading ausgeliehe­n, spielte aber kaum. „Er geht jetzt nach Deutschlan­d, um seine Entwicklun­g zu unterstütz­en. West-Ham-Trainer Salven Bilic sieht in ihm einen großen Teil der Zukunft der Hammers“, heißt es. Oxford gilt als einer der ungeschlif­fenen Juwelen des englischen Fußballs. Borussia, zu deren Plan es gehört, Talenten wie Oxford den nötigen Schliff zu geben, hat zuletzt gute Erfahrunge­n gemacht mit jungen Leih-Verteidige­rn von der Insel. Siehe Andreas Christense­n. Es könnte passen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Das nächste Top-Talent? Reece Oxford, 18-jähriger Defensivma­nn vom englischen Erstligist­en West Ham United, könnte ein Borusse werden.
FOTO: IMAGO Das nächste Top-Talent? Reece Oxford, 18-jähriger Defensivma­nn vom englischen Erstligist­en West Ham United, könnte ein Borusse werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany