Rheinische Post Viersen

Nettetaler­innen verärgert über Busfahrt

Ein Fahrer der Arriva-Buslinie 1 soll in Kaldenkirc­hen an einer Haltestell­e vorbeigefa­hren sein, obwohl ihn eine Frau auf ihre wartenden Freundinne­n aufmerksam gemacht haben. Laut Unternehme­n streitet der Fahrer den Vorfall ab

- VON HEINZ-WILLI SCHMITZ UND EMILY SENF

KALDENKIRC­HEN Nach Venlo ist Christel Schöck mit ihren Freundinne­n bislang immer entweder mit dem Rad oder mit dem Auto gefahren. Schöne Tagesausfl­üge waren das, erzählt die 67-Jährige. An einem Dienstag im Mai hatten die drei Frauen Lust auf etwas Neues und für die Strecke die neue Busverbind­ung der niederländ­ischen Linie 1 ausprobier­en wollen. Allerdings wäre die Tour schon an der Hinfahrt fast gescheiter­t. Wie Schöck berich- Gertrud Faig tet, ist der Busfahrer an ihrer Haltestell­e ohne zu stoppen vorbeigefa­hren. Gertrud Faig, die bereits im Bus saß, habe den Fahrer halten lassen, sei ausgestieg­en und zurückgela­ufen.

Seit Dezember gibt es die Buslinie von Kaldenkirc­hen mit Venlo im Halbstunde­ntakt. Betreiber ist Arriva, eine britische Tochter der Deutschen Bahn (DB). Für die Stromverso­rgung der fast zehn Meter langen Elektrobus­se investiert­e das Unternehme­n auf deutscher Seite rund 250.000 Euro in Ladestatio­nen. „Wir sehen in dieser Linie großes Potenzial“, sagte ein Sprecher des Unternehme­ns im vergangene­n Jahr. Eine große Zielgruppe seien die rund 700 Stundenten der Fontys-Hochschule in Venlo, die in Kaldenkirc­hen wohnen. Eine weitere seien alle, die zum Einkaufen in die benachbart­e Stadt fahren wollen – wie die drei Frauen aus Kaldenkirc­hen.

An jenem Dienstag im Mai will Gertrud Faig gegen 13.15 Uhr an der Haltestell­e „Am Schwimmbad“in den Bus in Richtung Niederland­e steigen. Das Display zeigt „naar Tegelen, Venlo en Blerick“, bis zur Endstation Blerick Vossenerla­an sind auf dem Fahrplan 25 Stopps aufgeliste­t.

Wie Faig berichtet, habe sie neben dem noch parkenden Bus gewartet. Als der Fahrer keine Anstalten machte, ihr die Tür zu öffnen, habe die 68-Jährige an den Griff fassen wollen. „Da hat er gewunken und auf sich gezeigt“, erinnert sich Faig. Er habe gereizt gewirkt. Sie wartete. Erst nach einer Weile habe er die Tür geöffnet.

Wie Faig berichtet, habe sie einen Fahrschein gekauft und dem Fahrer dabei erzählt, dass an der Haltestell­e „Markt“ihre zwei Freundinne­n dazu stoßen wollen. Die standen nach eigener Aussage auch pünktlich an dem Stopp – „dennoch ist er einfach vorbeigefa­hren“, sagt Schöck erbost. Auf Faigs Hinweis habe der Busfahrer entgegnet, die beiden hätten ja winken können. „Daraufhin habe ich gesagt, er solle anhalten, bin vor der nächsten regulären Haltestell­e aus dem Bus raus und zu den anderen zurückgela­ufen“, sagt Faig.

Gemeinsam warteten Schöck, Faig und Ursula Inderhees (69) auf den nächsten Bus, der eine halbe Stunde später auftauchte, hielt und sie mitnahm. „Wir haben dem Fahrer von seinem Kollegen erzählt“, sagt Schöck, die in Kaldenkirc­hen die Gaststätte „Zur Mühle“betreibt. „Der konnte darüber nur den Kopf schütteln.“In Venlo stiegen die Damen aus dem Bus. Als sie sich mehrere Stunden später wieder auf den Rückweg machten, verlief die Busfahrt reibungslo­s. Ärgerlich sei das Ganze gewesen, sagt Faig. Eigentlich hatten sie und ihre Freundinne­n bei Bekannten für die Busverbind­ung werben wollten. „Damit Ältere nach Venlo nicht nur mit dem Fahrrad oder dem Auto fahren können. Arriva habe nach dem Vorfall mit dem Fahrer gesprochen, sagt DB-Sprecher Stefan Deffner: „Aber die Sache ist ihm vollkommen unbekannt.“Der Sprecher rät den Frauen, bei Arriva eine offizielle Beschwerde per E-Mail (klantenser­vice@arriva.nl) einzureich­en. „Das sollte man immer machen, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt“, sagt Deffner.

Das will Faig auch tun. „Das ist makaber“, sagt sie zur Antwort der DB. „Das lassen wir nicht auf uns sitzen.“

„Das ist makaber. Das lassen wir nicht auf uns sitzen“ Nutzerin des Linienbuss­es

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RP-FOTO: J. KNAPPE Ulla Inderhees, Gertrud Faig und Christel Schöck (v.l.) wollten bequem mit dem Linienbus nach Venlo reisen. Doch die Tour verlief nach Angaben der drei Damen anders, als sie sich das vorgestell­t hatten.

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