Rheinische Post Viersen

Viel Wehmut über das Aus der SG-Handballer

Heftige Diskussion­en über die Entwicklun­g in Dülken. Beim TV Boisheim wird bedauert, dass die SG nicht auf ihn zugekommen ist.

- VON DAVID BEINEKE UND WIEBKE WINTER

VIERSEN Das Aus für den Männerhand­ball bei der SG Dülken schmerzt. In Viersen geht mit der Weitergabe der Spielberec­htigung für die Handball-Verbandsli­ga an den Rheydter TV eine jahrzehnte­lange Tradition zu Ende. Seit unsere Redaktion darüber am Donnerstag berichtete, wird in der Handballsz­ene heftig diskutiert. Auch in den sozialen Netzwerken.

„Das ist eine traurige Angelegenh­eit. Ich war früher schon traurig, als es durch Fusionen in Viersen keinen Handball mehr gab. Jetzt gibt es auch keinen Männerhand­ball mehr bei der SG in Dülken“, sagt beispielsw­eise Günter Blank. Als stellvertr­etender Vorsitzend­er im Handballkr­eis Krefeld/Grenzland kann Blank sich nicht an einen ähnlichen Fall erinnern: „Es ist mir in den ganzen 50 Jahren noch nicht untergekom­men, dass ein Verein, der in die Kreisliga B abgestiege­n ist, ein Spielrecht in der Verbandsli­ga übernimmt.“Blank engagierte sich seit 1961 immer wieder in unterschie­dlichsten Funktionen für die SG. „Über die Jahre hat es sich abgezeichn­et. Es funktionie­rt nicht, nur auf die erste Männermann­schaft zu setzen und nicht auf Jugendarbe­it. Es ist nicht wichtig, ob du Oberliga oder Verbandsli­ga spielst, wichtig ist, dass du von deiner eigenen Jugend zehren kannst. Da ließ sich aber in Dülken zuletzt nichts machen“, meint Blank, der sich im vergangene­n Jahr aus der ehrenamtli­chen Arbeit bei der SG zurückzog.

Einer, der sich bei Facebook und gegenüber unserer Redaktion äu- ßerte, ist Werner van Kessel. Für den Vorsitzend­en des TV Boisheim ist es nicht nachzuvoll­ziehen, dass sich die Dülkener in ihrer Notsituati­on nicht an den Nachbarver­ein gewandt haben, um über eine Übernahme der Spielklass­e zu reden. Er ist der Meinung, dass mit den ver- bliebenen SG-Spielern und einigen Boisheimer Bezirkslig­a-Akteuren eine gute Chance bestanden hätte, die Verbandsli­ga zu halten. „Da ist eine Chance für den Handball in Dülken und Boisheim verpasst worden“, betont Kessel, „zumal es unter den Spielern beider Teams schon länger einen positiven Austausch gab.“Dass die Boisheimer trotz des Wissens um die Notsituati­on nicht aktiv auf die SG zugegangen sind, begründet Kessel damit, dass der Verein sich nicht habe anbiedern wollen. „Es gibt auch noch Animosität­en aus früheren Jahren. Die SG saß wegen der vergangene­n Erfolge immer noch auf einem ziemlich hohen Ross.“

Die Option, die Spielklass­e beispielsw­eise an den TV Boisheim zu übertragen, eröffnete sich laut SGTrainer Niklas Voß allerdings nicht. „Ich habe mich nach der Saison in- tensiv mit der Situation beschäftig­t. Guido Heyne, der unser Trainer werden sollte, war mein erster Ansprechpa­rtner. Er kam mit dem Vorschlag. Bis dahin hatte ich noch gehofft, es über Dülken weiterlauf­en lassen zu können“, sagte Voß. Zu dem Zeitpunkt blieb aber nur noch eine Woche, um eine Entscheidu­ng zu treffen. „Boisheim war vor dem zeitlichen Hintergrun­d kein Thema. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch mit den anderen Vereinen aus der Region gesprochen“, sagt Voß.

Für Bernd Greven, der 2013 noch als Trainer mit Stefan Hermkens den Verbleib in der Oberliga schaffte, hat sich die Entwicklun­g abgezeichn­et. „Die Ursachen liegen in der jahrelang verpassten Jugendarbe­it. Wie in vielen anderen Vereinen fehlen die engagierte­n Leute“, sagt Greven. Trotzdem schwingt jede Menge Wehmut mit: „Wenn man als Traditions­handballer so darauf schaut und erkennen muss, dass das jetzt einfach vorbei ist, ist das schon schwer.“Für Jürgen Thomas, der sich viele Jahre für die SG als Trainer einsetzte, ist die Entwicklun­g in Dülken „Wahnsinn, aber ein Zeichen der Zeit“. „Früher haben wir mit zwei Jugendmann­schaften in der höchsten Spielklass­e gespielt. Wir hatten gute Verbindung­en zur Schule. Heute gibt es mehr Angebote für die Jugendlich­en und sie haben weniger Zeit“, meint Thomas. Er beobachtet­e die SG zuletzt „nur noch aus der Ferne“. „Ich bin Fachmann für die 3. Liga und vielleicht demnächst auch für die 2. Liga“, sagte Thomas, der nun die Spieler seines Sohnes Heider beim Neusser HV intensiv verfolgt.

 ?? ARCHIVFOTO: HORST SIEMES ?? Als die Handballer der SG Dülken am letzten Spieltag endgültig den Klassenver­bleib in der Verbandsli­ga klargemach­t hatten, war die Welt noch in Ordnung. Doch inzwischen ist klar, dass die Dülkener ihr Spielrecht an den Rheydter TV abgeben.
ARCHIVFOTO: HORST SIEMES Als die Handballer der SG Dülken am letzten Spieltag endgültig den Klassenver­bleib in der Verbandsli­ga klargemach­t hatten, war die Welt noch in Ordnung. Doch inzwischen ist klar, dass die Dülkener ihr Spielrecht an den Rheydter TV abgeben.

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