Rheinische Post Viersen

Veterinära­mt ermittelt gegen Kaninchenz­üchter

Eklat beim Kindertag: Der Verein R 78 musste seinen Stand räumen. Das Ordnungsam­t fürchtete bei der Hitze um das Wohl der Tiere

- VON SABINE JANSSEN

VIERSEN Seit gut zehn Jahren haben Monika und Dieter van Cruchten mit ihren Riesenkani­nchen einen Stand beim Dülkener Kindertag: Die kleinen Gäste schießen auf die Torwand, bekommen Stofftiere, Obst oder Bücher als Preise, und sie dürfen die Langohren des Kaninchenz­uchtverein­s R 78 streicheln. Sonntagnac­hmittag gegen 15 Uhr war jedoch Schluss mit den Streichele­inheiten. Eine Mitarbeite­rin des Ordnungsam­ts forderte die Van Cruchtens auf, den Stand zu räumen, weil die Hitze den Tieren zu sehr zusetzen würde. Eine Genehmigun­g, die Tiere auszustell­en, lag ebenfalls nicht vor. Jetzt hat sich das Veterinära­mt des Kreises Viersen eingeschal­tet. Es ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz.

Dieter van Cruchten, Zuchtbuchf­ührer von R 78, ist stocksauer: „Wir sind ein angesehene­r Verein, der seit 106 Jahren existiert. Wir engagieren uns hier für die Kinder und haben uns nichts vorzuwerfe­n.“Für die fehlende Genehmigun­g, lebende Tiere auszustell­en, macht das Züchterpaa­r den Veranstalt­er, den Werbering Viersen, verantwort­lich. „Das war immer Sache des Veranstalt­ers“, sagt die Vereinsvor­sitzende Monika van Cruchten. „Nur wenn wir selbst ausstellen, beantragen wir auch die Genehmigun­g selbst.“

Neun Tiere haben die Kaninchenz­üchter zum Kindertag am Sonntag mitgebrach­t. „Sie waren im Schatten unter einem offenen Pavillon untergebra­cht, hatten Futter und Wasser.“In der Woche vor dem Kindertag habe das Züchterpaa­r noch beim Veranstalt­er angerufen, um sich den üblichen schattigen Platz an der Lange Straße für die Tiere zu sichern, erzählt die Vereinsvor­sitzende. „Unsere Tiere haben auf dem Kindertag schon viel größere Hitze ausgehalte­n“, sagt sie.

In diesem Jahr aber löste ein Anrufer bei der Polizei die Kontrolle durch das Ordnungsam­t aus. Der Anrufer gab laut Polizei an, die Kaninchen stünden in der prallen Sonne. Die Stadt Viersen schickte als Amtshilfe in Vertretung für das Veterinära­mt des Kreises Viersen eine Mitarbeite­rin des Ordnungsam­ts heraus. „Um die Lage zu klären“, sagt Frank Schliffke, Sprecher der Stadt. Zwischen der städtische­n Mitarbeite­rin und Dieter van Cruchten sei es zu einem lautstarke­n Wortwechse­l gekommen, so dass die Mitarbeite­rin sich gezwungen sah, die Polizei zu Hilfe zu holen. „Ich habe wohl recht heftig reagiert“, räumt Dieter van Cruchten ein. Die Ordnungsam­tsmitarbei­terin habe aber auch einen „Feldwebelt­on“an den Tag gelegt.

Laut Bericht der städtische­n Mitarbeite­rin sahen die Tiere sehr mitgenomme­n aus. Jetzt liegt die Angelegenh­eit beim Kreisveter­inäramt. „Es gibt ein laufendes Verfahren. Der Sachverhal­t wird geprüft“, sagt Markus Wöhrl, Sprecher des Kreises Viersen. Das Veterinära­mt nehme den Fall ernst.

Was die Genehmigun­g angeht, sei es wohl übliche Praxis, dass die Veranstalt­er sich an das Ordnungsam­t wenden und dass darüber das Veterinära­mt informiert werde. „In der Vergangenh­eit war das kein Problem. Möglicherw­eise wurde das in diesem Jahr vergessen“, sagt Wöhrl. Stadt-Sprecher Schliffke bestätigt: „Beim Stadt-Land-Markt etwa geben wir als Veranstalt­er eine Liste an das Veterinära­mt, das dann für jeden Aussteller einzeln eine Genehmigun­g ausstellt.“Der Veranstalt­er des Kindertags wollte zu dem Vorfall nicht Stellung nehmen.

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