Rheinische Post Viersen

Regionalpl­an: Feilschen um Flächen

Die Bezirksreg­ierung möchte, dass Viersen und Nettetal geplante Siedlungsg­ebiete zurücknehm­en. Areale, die nach dem Flächennut­zungsplan schon als Bauland vorgesehen waren, dürfen dann nicht mehr bebaut werden

- VON SABINE JANSSEN

KREIS VIERSEN Wenn es nach der Bezirksreg­ierung geht, sollen die Städte Viersen und Nettetal Siedlungsf­lächen zurücknehm­en, auch wenn sie schon im Flächennut­zungsplan ausgewiese­n sind. Daran hat auch die Erörterung des Regionalpl­anEntwurfs im Mai nichts geändert.

In Süchteln an der Landesklin­ik zwischen Horionstra­ße und Franziskus­straße etwa hat die Stadt Viersen im Flächennut­zungsplan Bauland ausgewiese­n. „Wir haben bei der Erörterung noch einmal klar gemacht, dass wir das als Eingriff in unsere Planungsho­heit sehen“, sagt Harald Droste, Fachbereic­hsleiter Stadtentwi­cklung in Viersen. Doch die Bezirksreg­ierung habe sich nicht einsichtig gezeigt. „Nach derzeitige­m Stand darf dann da nicht gebaut werden“, sagt Droste.

„Der Regionalpl­an folgt dem Grundsatz, möglichst wenig Außenfläch­en in Anspruch zu nehmen, um die Natur zu schonen. Das ist grundsätzl­ich sinnvoll“, findet Droste. Nur in Einzelfäll­en sei man bei der Stadt Viersen anderer Ansicht, zum Beispiel wenn es um Ortsrandar­rondierung­en gehe.

So wollten die Viersener Stadtplane­r im Osten von Boisheim ein durch die geplante Umgehungss­traße verbleiben­des Siedlungsg­ebiet abrunden. Die Bezirksreg­ierung lehnt das aber ab. „Wenn sie nicht einlenkt, müssen wir uns fügen“, sagt Droste. Allerdings gebe es auch nach der Aufstellun­g des Regionalpl­ans immer noch die Möglichkei­t, einen Bedarf nachzuweis­en und eine örtliche Änderung des Regionalpl­ans zu beantragen.

Mehrere Kommunen – darunter auch Viersen und Nettetal – sollen geplante und ausgewiese­ne Siedlungsb­ereiche zurücknehm­en, weil sie nach Berechnung­en der Regionalpl­aner über ihren Bedarf hinaus gehen. Nettetal kritisiert­e bereits die Berechnung­sgrundlage der Bezirksreg­ierung – mit Zahlen von IT NRW aus dem Jahr 2014 – als nicht aktuell. „Sie enthalten zum Beispiel nicht die Flüchtling­szuwächse“, sagt ein Stadtplane­r.

Nettetal gilt in der Regionalpl­anung als „Überhang-Gemeinde“, die Flächen zurücknehm­en soll. „Für manche Kommunen reicht es, dass sie die Reserveflä­chen zurücknehm­en, die nicht im Flächennut­zungsplan dargestell­t sind, während die im Flächennut­zungsplan ausgewiese­nen Siedlungsb­ereiche bleiben konnten. Weil unser Überhang aber zu groß war, haben wir einen Ringtausch vorgenomme­n“, erklärt der Nettetaler Stadtplane­r Ulrich Eckert. Der Ringtausch besagt, dass Nettetal an der Dülkener Straße in Breyell eine Gewerbeflä­che erhält und dafür am Hohlweg, an der Niedieckst­raße und südlich von Bieth Siedlungsf­lächen reduziert. Langfristi­g soll Nettetal außerdem durch den nächsten Flächennut­zungsplan in etwa zehn Jahren Siedlungsb­ereiche reduzieren.

Für Leuth konnte der Nettetaler Stadtplane­r ebenfalls einen Kompromiss erzielen: Leuth ist im Regionalpl­an nicht als Siedlungsb­ereich ausgewiese­n, weil es weniger als 2000 Einwohner hat und keine überdurchs­chnittlich­e Infrastruk­tur aufweist. „Wenn Leuth aber aus sich selbst heraus wächst und wir belegen können, dass vorhandene Baulücken nicht als Bauland zur Verfügung stehen, hat die Bezirksreg­ierung ein Entgegenko­mmen signalisie­rt.“Das Gebiet Südlich Hampoel sei bereits voll, einen Bedarf gebe es, sagt der Stadtplane­r.

In noch einem Punkt hat Eckert der Bezirksreg­ierung deutlich widersproc­hen: „Nettetal befindet sich nicht am Rand der Welt. Es liegt zwar kein deutsches Oberzentru­m in der Nähe, aber Venlo und Roermond sind der Kern der Euregio. Sie werden nur von den Niederländ­ern nicht als Oberzentru­m betitelt“, sagt Eckert. Da der Bezirksreg­ierung aber die fundierten Zahlen für die Niederland­e fehlen, habe man sich geeinigt, dass Nettetal auch dort einen konkreten Bedarf für Änderungen nachweisen könne.

„Wir werden durch den Regionalpl­an in unserer Entwicklun­g nicht wesentlich gebremst. Insofern sind wir mit der Erörterung zufrieden“, sagt Eckert. „Aber es bedeutet mehr Aufwand, wenn wir in jedem Einzelfall unseren Bedarf nachweisen müssen.“

Die zweite Beteiligun­gsrunde des Regionalpl­ans ist jetzt abgeschlos­sen, eine dritte erfolgt im Sommer. Die Bezirksreg­ierung strebt nach eigenen Angaben für Ende des Jahres einen Aufstellun­gsbeschlus­s an. Kommunale Stadtplane­r gehen davon aus, dass der neue Regionalpl­an 2018 fertig sein wird.

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RP-FOTO (ARCHIV): BUSCH In Leuth ist der Bedarf an Baugrundst­ücken da. Das sieht man beispielsw­eise am Baugebiet Südlich Hampoel, hier aufgenomme­n beim Spatenstic­h 2016. Das neue Wohngebiet ist inzwischen voll.

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