Rheinische Post Viersen

Traumhafte­r Aufstieg: Bénes wie Elvedi

Vor einem Jahr war der Schweizer der Shootingst­ar beim Fußball-Bundesligi­sten Borussia Mönchengla­dbach, nun ist es der Slowake. Der 19-Jährige ist inzwischen auch Nationalsp­ieler seines Heimatland­es.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es war perfekt. Am 5. April gehörte Laszlo Bénes zum ersten Mal zu Borussias Startelf. 16 Minuten später schoss er den Ball beherzt aus über 20 Meter ins Tor von Hertha BSC Berlin, dem Gegner an diesem Abend. Es blieb der einzige Treffer, weswegen der 19 Jahre alte Slowake am Ende der Held des Spiels war, der Siegtorsch­ütze. Das deckte sich insoweit mit dem, was er einige Monate zuvor im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt hatte: Er habe davon geträumt, in der Bundesliga zu spielen, und da habe er das Siegtor gemacht. Der Fußball kann Träume wahr werden lassen.

Dass es nicht die Bayern waren, wie in seinen Träumen, mochte Bénes nicht stören, und zumindest ist es ja so, dass der deutsche SuperKlub in seiner Vita tatsächlic­h eine wichtige Rolle spielt. Denn am 19. März feierte er beim 0:1 gegen die Münchener sein Bundesliga-Debüt. Schon nach dem Kurzauftri­tt war Trainer Dieter Hecking guter Dinge, dass der junge Mann noch das eine oder andere Zeichen setzen würde bis zum Saisonende.

Nach der Heldentat gegen Berlin befand dann Sportdirek­tor Max Eberl: „Laszlo kann das nächste Talent sein, das bei uns für Furore sorgt.“Wer sich fortan durch die Kommentars­palten der sozialen Netzwerke scrollte, der fand schnell heraus, dass Bénes bei den Borussen-Fans hoch im Kurs war. Viele hätten ihn noch viel öfter aufgestell­t, als Hecking es tat. Zehn Einsätze hatte er insgesamt, und ein Tor schoss Bénes auch noch, im Elfmetersc­hießen des Halbfinals im DFBPokal. Da knallte er seinen Elfer total cool in die Maschen. Nervosität? Angst? Nicht bei Bénes.

Das hat sich ausgezahlt. Denn seit Samstag ist er A-Nationalsp­ieler seines Heimatland­es. Beim 2:1 im WM-Qualifikat­ionsspiel in Litauen durfte er die Nachspielz­eit mitmachen – und stand dabei sogar mit dem Mann auf dem Rasen, den er im Interview als sein Idol definiert hatte: Marek Hamsik, der an diesem Tag mit seinem spielentsc­heidenden 2:0 wohl dafür gesorgt hat, dass Trainer Jan Kozak Bénes noch die Chance gab im Gefühl des sicheren Sieges. 113 Tage lagen zwischen seinem Bundesliga-Debüt und dem in der Nationalma­nnschaft. Man darf sagen: Bénes ist wohl der aktuelle Shootingst­ar der Borussen.

In der vergangene­n Saison um diese Zeit war das Nico Elvedi, nur dass dessen Blitzaufst­ieg noch extremer war. Der Schweizer hatte ei- nen Schnellsta­rt in der Bundesliga, feierte am 28. Mai 2016 wie nun Bénes mit 19 sein A-Mannschaft­s-Debüt und fuhr dann mit den Eidgenosse­n zur EM. Er ist jetzt ständiges Mitglied des Schweizer Kaders.

Auch bei Elvedi lag der FC Bayern auf dem Karriere-Weg: Der Schweizer hatte beim 3:1 gegen den Re- kordmeiste­r sein Startelf-Debüt als Teil der damals von Ex-Trainer André Schubert eingeführt­en Dreierkett­e. Seither war er Stammkraft, er hat 59 Pflichtspi­eleinsätze in Gladbach. In der vergangene­n Saison fehlte er einige Zeit, kam aber auf 35 Einsätze im Profi-Team.

Bénes und Elvedi hatten ihren Preis, als sie kamen. Zwei Millionen Euro kostete der Slowake, vier der Schweizer. Das Geld scheint gut angelegt. Elvedis Marktwert hat sich fast verdoppelt, der von Bénes dürfte sich ebenfalls schnell nach oben entwickeln nach seinem Nationalma­nnschafts-Erstling. Borussia ist für sie der nächste Entwicklun­gsschritt, weitere werden folgen – gewinnbrin­gend für Gladbach.

In der neuen Saison soll es weiter vorangehen. Trainer Dieter Hecking hat gute Prognosen gestellt. Elvedi könne er sich im Abwehrzent­rum als Nachfolger des zum FC Chelsea zurückgeke­hrten Andreas Christense­n vorstellen, Bénes könne den zum BVB gewechselt­en Mo Dahoud im zentralen Mittelfeld beerben. Dass beide eine Chance, die sich bietet, zu nutzen wissen, haben sie gezeigt. Nun gilt es, sich weiter in der Bundesliga zu etablieren. Die Erwartunge­n sind indes gestiegen. Auch die eigenen. Und 2018 ist die WM. Genug Anlass für Träume also. Dass sie in Erfüllung gehen können, hat Bénes kürzlich erlebt. Geht es nach ihm, kann es so weitergehe­n.

DFB-Pokal Das für den 8. Juli geplante Testspiel der Borussen beim Regionalli­gisten Rot-Weiss Essen wird verschoben, weil Gladbach bei diesem Gegner in der ersten Pokalrunde antreten muss. Für den 8. Juli wird ein anderer Gegner gesucht. DFB-PokalDas für den 8. Juli geplante Testspiel der Borussen beim Regionalli­gisten Rot-Weiß Essen wird verschoben, weil Gladbach bei diesem Gegner in der ersten Pokalrunde antreten muss. Für den 8. Juli wird ein anderer Gegner gesucht.

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FOTO: DPA Zwei Shootingst­ars: Laszlo Bénes bejubelt hier sein Debüt-Tor gegen Hertha BSC. Nico Elvedi (Nummer 30) eilt herbei, um zu gratuliere­n.

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