Rheinische Post Viersen

Reichsbürg­er streuen Flugzettel in Viersen

- VON SABINE JANSSEN

VIERSEN Anwohner der Goethe- und Lessingstr­aße fanden vor zehn Tagen seltsame Werbung in ihren Briefkäste­n. Auf den schlichten Zetteln ohne Emblem heißt es: „Die BRD ist kein Staat ... Die BRD-Regierung ist fremd eingesetzt ... Die Bundeskanz­ler sind Geschäftsf­ührer ... Kommen Sie zur Verfassung­sgebenden Volksversa­mmlung und informiere­n Sie sich.“

„Die Diktion ist klar der Reichsbürg­er-Szene zuzuordnen“, sagt Jörg Rademacher, Sprecher des NRW-Innenminis­teriums. „Das ist eine sehr heterogene Strömung, in der sich Rechtsextr­eme, Querulante­n, Esoteriker, Revisionis­ten, Holocaust-Leugner sammeln.“Kundgebung­en der Gruppierun­g seien eher selten. Auch von Flugzettel-Aktionen wie in Viersen habe er nicht oft gehört, sagt der Sprecher des Innenminis­teriums. „Meist fallen sie eher auf, weil sie sich gegenüber Behörden renitent zeigen. Etwa den Personalau­sweis abgeben, weil sie die BRD ja nicht als Staat anerkennen oder sich weigern, Steuern zu zahlen. Laut Verfassung­sschutz gibt es in NRW rund 2000 Reichsbürg­er.

Der Staatsschu­tz kann die Aktion nicht mit Personen aus dem Raum Viersen in Bezug bringen, sagte eine Mönchengla­dbacher Polizei-Sprecherin. Auf der Internetse­ite der Verfassung­sgebenden Versammlun­g ist eine Postadress­e in BadenWürtt­emberg angegeben. Da die Steckaktio­n in der Nähe des Viersener Bahnhofs stattfand, ist es möglich, dass die Flugblatt-Verteiler mit der Bahn anreisten und dann wieder verschwand­en.

„Ich fand es komisch, dass kein richtiger Absender darauf stand. Darf man so etwas denn verteilen?“, fragt eine Vierseneri­n, die das Flugblatt in ihrem Briefkaste­n vorgefunde­n hatte. „Es zählt als freie Meinungsäu­ßerung und ist nicht verboten“, erklärt der Sprecher des Innenminis­teriums. Da die Verfassung­sgebende Versammlun­g wie auch die Reichsbürg­er aber die Existenzbe­rechtigung der BRD anzweifelt­en, würden sie vom Verfassung­sschutz beobachtet.

„Das ist eine heterogene Strömung, in der sich Rechtsextr­eme, Querulante­n und HolocaustL­eugner sammeln“

Jörg Rademacher

NRW-Innenminis­terium

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