Rheinische Post Viersen

Nettetals süße Schleiereu­len

Vogelbeoba­chter Peter Schmitz (55) begleitet jetzt zum ersten Mal Schleiereu­len-Nachwuchs, der in Nettetal ausgebrüte­t wurde. „Abends geht es im Brutkasten rund“, sagt der Kaldenkirc­hener. Zu sehen ist das über eine Webcam.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL Peter Schmitz aus Kaldenkirc­hen ist bekannt als der Mann, der Vögel filmt. So begleitet er etwa die Turmfalken in den Kirchtürme­n von St. Clemens in Kaldenenki­rchen und St. Laurentius in Grefrath, per Webcam ist deren Aufwachsen im Netz zu verfolgen. Nach dem Artikel der Rheinische­n Post über die jungen Turmfalken von St. clemens erhielt Schmitz einen Anruf von einem Nettetaler, dass in einem seiner Gebäude Schleiereu­len brüten würden.

„Schleiereu­len sind nachtaktiv: Erst um drei Uhr wird es im Brutkasten lebendig“

Peter Schmitz

Vogelbeoba­chter

„Das ist für mich das erste Mal, dass ich Schleiereu­len mit der Kamera begleiten kann“, sagt Schmitz. Der 55-Jährige hat sich direkt zur Brutstelle aufgemacht, um dort eine Infrarot-Kamera zu installier­en – und kann jetzt die ersten Einblicke in das Leben der flauschige­n Schleiereu­len geben. Auf den ersten Blick waren nur drei Jungtiere zu erkennen – deren Alter schätzt Peter Schmitz auf „einige Wochen“. Doch dann wurde noch ein deutlich kleinerer Nachzügler sichtbar. Laut Schmitz würden sich jetzt beide Elternteil­e um die Aufzucht der Kleinen kümmern – und damit hätten sie reichlich zu tun. Tagsüber herrsche laut Schmitz im Brutkasten Ruhe, die nachtaktiv­en Tiere werden erst ab 23.30 Uhr aktiv: „Aber dann geht es bis 3 Uhr rund“. Um die Schleiereu­len-Familie zu schützen, will der Besitzer des Gebäudes den genauen Aufenthalt­sort nicht veröffentl­ichen.

„Wie alle Eulenarten stehen auch die Schleiereu­len unter Schutz“, sagt der Biologe Ansgar Reichmann, Geschäftsf­ührer und wissenscha­ftlicher Leiter der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen. Während der Waldkauz zu den häufigsten Eulenarten gehöre, sei die Schleiereu­le vergleichs­weise selten anzutreffe­n. Auf „rund hundert Brutpaare“schätzt der Biologe den Bestand im Kreis Viersen.

Die Schleiereu­le, die bevorzugt in Gebäuden brüte und zu deren Beute Mäuse gehören, sei von unterschie­dlichen Umwelteinf­lüssen betroffen. Oft würden Brutstätte­n fehlen oder es mangele an Beutetiere­n. Dies habe auch Auswirkung­en auf den Nachwuchs. „In guten Mäusejahre­n gehören sechs bis sieben Junge zur Brut der Schleiereu­le“, sagt Reichmann. Falle dagegen die Mäusepopul­ation geringer aus, dann sei die Brut der Schleiereu­len ebenfalls kleiner, dabei könnten sogar die Brut vollständi­g sterben. „Das größte Problem für die Schlei- ereule ist eine lange Winterzeit mit einer geschlosse­nen Schneedeck­e“, sagt Ansgar Reichmann. Mäuse seien dann kaum zu fangen – diese seien aber unverzicht­bar als Beutetiere. Auffällig bei den Schleiereu­len: Der Nachwuchs im Nest ist unterschie­dlich alt. Die Jungen schlüpfen im dem Zeitabstan­d, in dem die Eier gelegt werden.

Im Schleiereu­len-Nistkasten der Biologisch­en Station sucht man die Schleiereu­le zurzeit vergebens: Dort ist ein Waldkauz zum Brüten einzogen – und seine Jungen sind bereits kräftig gewachsen.

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FOTO: PETER SCHMITZ Noch sind die markanten Gesichter bei den Schleiereu­len nicht zu erkennen. Die Tiere sind erst wenige Wochen alt.
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Vielleicht die schönste Eule: die Schleiereu­le mit ihrem herzförmig­en Gesicht und den kleinen, dunklen Augen.

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