Rheinische Post Viersen

Kölner Friedensma­rsch ohne Ditib

Deutschlan­ds größter Islamverba­nd will am Samstag nicht demonstrie­ren.

- VON PHILIPP JACOBS

KÖLN Die türkisch-islamische Union, kurz Ditib, wird sich nicht an dem in Köln geplanten Friedensma­rsch von Muslimen gegen islamistis­chen Terror beteiligen. In einer Erklärung des Verbands heißt es: „Forderunge­n nach muslimisch­en Anti-Terror-Demos greifen zu kurz, stigmatisi­eren die Muslime und verengen den internatio­nalen Terrorismu­s auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen – das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuwe­isung spaltet die Gesellscha­ft.“

Unter dem Motto „Nicht mit uns“wollen Muslime am Samstag in Köln mit dem Friedensma­rsch ein Zeichen gegen islamistis­chen Terroris- mus setzen. Initiiert haben die Demonstrat­ion die Duisburger Islamwisse­nschaftler­in Lamya Kaddor und der Friedensak­tivist Tarek Mohamad. Rund 40 Organisati­onen und Verbände sowie 260 Einzelpers­onen, darunter Politiker und Wissenscha­ftler, haben den Aufruf bisher unterzeich­net.

Die Ditib, die in Köln ansässig ist und dort auch ihre Zentralmos­chee betreibt, warf den Organisato­ren eine „öffentlich­e Vereinnahm­ung und Instrument­alisierung“vor. Zudem sei fastenden Muslimen nicht zumutbar, „stundenlan­g in der prallen Mittagsson­ne bei 25 Grad zu marschiere­n und demonstrie­ren“. Die Ditib werde morgen in allen Moscheen ein Bittgebet gegen den Terror und für den Frieden halten. Der islamische Fastenmona­t Ramadan geht noch bis zum 24. Juni. Muslime müssen in dieser Zeit von Sonnenaufg­ang bis Sonnenunte­rgang auf Nahrung und Nikotin verzichten.

Der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek, sagte unserer Redaktion: „Das Beste, was IS und Konsorten passieren kann, ist, wenn wir den Islam mit ihrem mörderisch­en Terror in einen Topf werfen. Dennoch müssen wir weiter auf die Straße gehen, uns zeigen, für den Zusammenha­lt unserer Gesellscha­ft und den Frieden kämpfen und den Extremismu­s verurteile­n.“Öffentlich­e Demonstrat­ionen seien dafür ein probates Mittel. Deshalb werde sich sein Verband auch an den Friedensmä­rschen in Köln und Berlin (am 23. Juni) beteiligen.

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