Rheinische Post Viersen

Wirtschaft, Energie und Verkehr

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND REINHARD KOWALEWSKY

CDU und FDP haben im Wahlkampf eine wirtschaft­sfreundlic­here Politik versproche­n. Zeitweise drohte Nordrhein-Westfalen im bundesweit­en Länderverg­leich beim Wirtschaft­swachstum den Anschluss zu verpassen. Hier sind die zentralen Punkte: Sonntagsöf­fnung im Handel Künftig sollen Geschäfte in Innenstädt­en an acht statt bisher vier Sonntagen im Jahr öffnen. Damit soll der Handel der Online-Konkurrenz besser Paroli bieten können. „Damit Innenstädt­e mit Sonderakti­onen belebt werden können und dem veränderte­n Einkaufsve­rhalten der Menschen Rechnung getragen wird“, sagt Christian Lindner. Bei Kirchen und Gewerkscha­ften stößt der Plan aber auf wenig Gegenliebe. Die Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft (Verdi) in Nordrhein-Westfalen kritisiert die von der neuen Regierungs­koalition geplante Verdopplun­g der möglichen Sonntagsöf­fnungen im Ladenöffnu­ngsgesetz als familienfe­indlich und unsozial: „Die von der CDU/ FDP-Koalition in NRW geplante Ausweitung der Sonntagsöf­fnungszeit­en ändert nichts an den Vorgaben der Verfassung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d und der höchstrich­terlichen Rechtsprec­hung dazu“, erklärte die Verdi- Landesleit­erin in NRW, Gabriele Schmidt. Deshalb werde ihre Gewerkscha­ft – auch mit Unterstütz­ung der Kirchen – weiterhin gegen die geplanten zusätzlich­en Sonntagsöf­fnungen vorgehen. Energie Den Landesklim­aschutzpla­n, der eine Verringeru­ng der CO2-Emissionen zum Ziel hatte, will die neue Landesregi­erung in der jetzigen Form abschaffen. Zugleich plant Schwarz-Gelb Einschnitt­e beim Ausbau von Windrädern. Der Mindestabs­tand zu Wohnsiedlu­ngen soll künftig bei 1500 Metern liegen. Damit verringern sich die für Windkrafta­nlagen zur Verfügung stehenden Flächen um 80 Prozent. Christian Lindner nennt den bisherigen Windenergi­e-Ausbau „ideologisc­h“, das solle nun anders werden. Schon genehmigte Anlagen seien davon aber nicht betroffen. Bei Wirtschaft­sforschern stößt die Wende auf Kritik: „Die Pläne sind erstaunlic­h rückwärtsg­ewandt, insbesonde­re die Beschränku­ng der Windkraft. Es wirkt, als ob sich die neue Landesregi­erung der Braunkohle und dem Atomzeital­ter verpflicht­et fühlt“, sagt Gustav A. Horn, wissenscha­ftlicher Direktor des gewerkscha­ftsnahen Instituts für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung (IMK). Auch SPD-NRW-Parteichef Michael Groschek nahm vor allem die Energiepol­itik zum Anlass für scharfe Kritik: „CDU und FDP be- reiten einen Windkraft-Boykott vor. Damit werden zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze gefährdet, und dem Industries­tandort NRW wird geschadet.“15.000 Arbeitnehm­er seien in dieser Branche beschäftig­t. Andreas Schmitz, Präsident der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf, fordert in der Energiepol­itik künftig mehr Einsatz in Berlin: „Als wichtig für die neue Landesregi­erung sehe ich an, dass sie sich auch auf Bundeseben­e für die in NRW ansässige Energiewir­tschaft einsetzt.“ Gewerbe- und Grunderwer­bsteuer Der jetzige Hebesatz soll eingefrore­n werden, um die NRW-Kommunen als Wirtschaft­sstandorte attraktive­r zu machen. Bei der Grunderwer­bsteuer sollen Familien entlastet werden. Über eine Bundesrats­initiative will SchwarzGel­b einen Freibetrag von 250.000 Euro pro Person durchsetze­n und für Kinder eine zusätzlich­e Summe. Verkehr Mit einer Sechs-Tage-Woche auf Baustellen, einem landesweit einheitlic­hen, digitalen Ticketsyst­em für den Nahverkehr und der Einführung eines Azubi-Tickets wollen CDU und FDP die Staus bekämpfen. Die genannten Maßnahmen sind Teil eines Zehn-PunktePlan­s, auf den sich die beiden Parteien geeinigt haben. Über die Gesamtkost­en der Projekte gibt es noch keine genauen Angaben.

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