Rheinische Post Viersen

„Ich bin ein Menschenli­ebhaber“

Der 55-Jährige liebte schon als Kind alte Dinge, heute darf er mit Trödel auf den besten ZDF-Sendeplatz.

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MAINZ Die Sendung ist ein Phänomen: Alle Welt liebt „Bares für Rares“, nachmittag­s schalten bis zu drei Millionen Menschen ein. Wegen dieses großen Erfolgs rückt das ZDF-Format mit Horst Lichter jetzt in die Primetime. Der 55-Jährige begrüßt in zwei 90-minütigen Shows Leute, die Antiquität­en und Trödel meistbiete­nd verkaufen wollen. Heute um 20.15 Uhr hat „Bares für Rares – Deutschlan­ds größte Trödelshow“Premiere.

Herr Lichter, Sie präsentier­en seit 2013 die Show „Bares für Rares“. Was war das Kostbarste, das bislang den Besitzer gewechselt hat?

HORST LICHTER Am meisten wurde für ein Auto bezahlt, ein Borgward Cabriolet aus den 60ern – der wurde für fast 30.000 Euro verkauft.

Ist alles wirklich echt, oder steckt in der Sendung auch ein Stück weit Scripted Reality?

LICHTER Es sind keine geschriebe­nen Fälle, es sind echte Menschen mit ihren echten Gegenständ­en und Geschichte­n. Es ist das Wichtigste an der Sendung, dass sie gnadenlos ehrlich ist. Die Händler dürfen zum Beispiel niemals wissen, welche Objekte kommen. Sie werden von Security bewacht, sitzen in separaten Räumen und dürfen vorher und nachher keinen Kontakt zu den Verkäufern haben. Nur die Experten, die das jeweilige Objekt bewerten und erklären, dürfen sich ein klein wenig vorbereite­n. Die Verkäufer müssen sich ja bewerben und reichen dabei Fotos ein, und anhand dieser Bilder können sie recherchie­ren.

Ihre Sendung ist so erfolgreic­h, dass das ZDF jetzt eine große Abendshow draus macht. Ist diese Besinnung auf Altes eine Gegenreakt­ion auf die Konsum- und Wegwerfges­ellschaft?

LICHTER Ja, da bin ich mir ganz sicher. Die Leute fangen an, auf Werte zu achten – und damit meine ich nicht nur Gegenständ­e. Sie haben es satt, dass im Fernsehen Menschen vorgeführt werden. Ich selber bin ein Menschenli­ebhaber, das ist meine größte Leidenscha­ft, und ich kann diese Formate nicht ertragen, in denen Menschen vorgeführt werden. Mit den schönen alten Dingen hat man etwas Werthaltig­es – und wenn es auch nur die Geschichte ist, die dahinter steht, die wertig ist.

Wann haben Sie angefangen, alte Dinge zu sammeln?

LICHTER Ich war schon als Kind so. Ich habe neue Spielsache­n gegen alte getauscht, mein neues Fahrrad gegen ein uraltes. Ich fand alte Häuser schöner als ein neu gebautes, ein gemütlich eingericht­etes schöner als ein modernes, karg möbliertes. Ich liebe die Geschichte­n hinter den Dingen, ich kann das gar nicht erklären. Ich kann mich über ein junges Bäumchen freuen, das gerade sprießt, aber ich stehe voller Ehrfurcht vor einem alten Baum.

Was ist das tollste Stück?

LICHTER Das ist schwierig – und das sage ich nicht, weil ich Angst vor Neidern hätte, sondern weil für jeden Menschen andere Dinge wertvoll sind. Ich weiß durch „Bares für Rares“, dass es für alles immer drei Preise gibt: Das, was man bezahlt hat, das, was man bekommt, wenn man verkaufen muss, und das, was jemand gibt, der es unbedingt will. CORNELIA WYSTRICHOW­SKI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: ZDF Seit 2013 moderiert Horst Lichter die Fernseh-Show „Bares für Rares“. Im Fernsehen wurde er zunächst als TV-Koch bekannt.

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