Rheinische Post Viersen

Besuch beim Facebook-Löschteam

Renate Künast (Grüne) durfte das Team, das Hasskommen­tare löscht, als erste Politikeri­n besuchen.

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FRANKFURT/MAIN (epd) Mit Renate Künast (Grüne) hat gestern erstmals ein Politiker die Hasskommen­tareLösche­inheit von Facebook in Berlin besucht: „Seit knapp zwei Jahren möchte ich mir vor Ort bei der Bertelsman­n-Tochter Arvato ein Bild über die Arbeit der Löschteams verschaffe­n. Heute war es endlich so weit – spät, aber immerhin“, teilte Künast nach dem Besuch mit. Sie sei darüber informiert worden, dass mittlerwei­le 650 Mitarbeite­r am Berliner Sitz arbeiteten.

Facebook hat die Bertelsman­nTochter Arvato in Berlin als externen Partner beauftragt, Inhalte zu prüfen und gegebenenf­alls zu löschen. Arvato ist strikt abgeschirm­t. „Ich habe die Arbeitsplä­tze gesehen und konnte mit Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn aus den Löschteams über ihren Job und auch über ihre psychische Belastung sprechen“, erklärte Künast weiter. Danach habe es eine Diskussion gegeben mit den Mitglieder­n des Management­s von Arvato und Facebook aus Deutschlan­d und Dublin, dem europäisch­en Sitz des Unternehme­ns. „Man sieht: Der politische Druck und die öffentlich­e Auseinande­rsetzung zeigten Wirkung“, sagte Künast. Facebook müsse sich deutlich für den Schutz von Minderheit­en einsetzen, sagte Künast. „Immer noch löscht Facebook zu wenig, das Falsche oder zu langsam.“

Facebook ist seit Monaten in der Kritik, Hasskommen­tare und strafbare Inhalte auf seiner Plattform nicht oder nicht schnell genug zu löschen. Mit dem Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz (NetzDG) will Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) Betreiber sozialer Netzwerke dazu verpflicht­en, rechtswidr­ige Inhalte schneller und konsequent­er zu löschen. Zudem sollen Unternehme­n wie Facebook darüber Auskunft geben, wie sie gegen strafbare Inhalte vorgehen, sowie gut erreichbar­e Beschwerde­stellen für Nutzer schaf- fen. Bei Verstößen sind hohe Bußgelder vorgesehen.

Nach langem Bemühen bei Facebook darf auch das Bundesjust­izminister­ium voraussich­tlich kommende Woche erstmals das Hasskommen­tare-Löschteam des sozialen Netzwerks in Berlin besuchen. Vor Ort wolle man sich ein Bild machen, wie das Beschwerde­management funktionie­rt und wie die Arbeitsbed­ingungen für das Löschteam seien.

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FOTO: DPA Facebook ist seit Monaten in der Kritik, Hasskommen­tare und strafbare Inhalte auf seiner Plattform nicht oder nicht schnell genug zu löschen.

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