Rheinische Post Viersen

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Anwohner im Rahser und in Süchteln beschweren sich, dass Briefe erst nachmittag­s, samstags gar nicht ankommen. Warum die Deutsche Post an der späteren Auslieferu­ng festhält

- VON SABINE JANSSEN

VIERSEN Wenn Reiseangeb­ote kommen, hat Gerlinde Wasseige seit einigen Wochen das Nachsehen. „Wenn wir nachmittag­s per Post die Angebote erhalten und uns dann anmelden wollen, sind manchmal schon alle Plätze weg“, sagt die Rentnerin, die an der Bendstraße im Rahser wohnt. Das war vor gut sechs Wochen noch anders. „Früher kam die Post immer so um 9 oder 10 Uhr morgens, jetzt kommt sie erst nach 15 Uhr, und samstags kommt generell keine Post mehr“, beschwert sich die 70-Jährige. fährt ein junger Mann die Post im Auto aus.“

Mit seiner Beobachtun­g kommt Geislinger der Ursache schon nahe – zumindest in Teilen. „Wir haben in Teilen von Viersen und auch Nettetal Anfang Mai die Verbundzus­tellung ausgeweite­t“, sagt Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post DHL Group. „Verbundzus­tellung bedeutet, dass vor allem in ländlichen Bereichen ein Briefträge­r Briefe und Pakete mit dem Auto ausfährt. Das ist ökologisch und ökono- misch sinnvoll. Der Paketsekto­r wächst rasant.“Brüggen und Niederkrüc­hten haben die Verbundzus­tellung schon lange.

Die Ortskerne von Viersen, Nettetal und Schwalmtal dagegen haben eine getrennte Brief- und Paketzuste­llung. „Das gilt grundsätzl­ich für Städte und städtische Bereiche, in denen das Paketaufko­mmen zu groß ist“, so Ernzer.

Folge der Verbundaus­weitung in Viersen aber sind neue Bezirkszus­chnitte und neue Routen für die Postboten. „Dadurch kann sich die Zustellzei­t am Tag für einzelne Straßenzüg­e verschiebe­n, aber natürlich sollte die Post täglich kommen“, sagt Ernzer.

Über diese generelle Erklärung hinaus versucht der Post-Sprecher aber auch, Einzelfäll­e abzuklären. An der Bendstraße im Rahser habe es in den vergangene­n Wochen eine Urlaubsver­tretung gegeben. „Das lief nicht rund. Deshalb hat es samstags keine Post gegeben. Dafür entschuldi­gen wir uns. Es müsste jetzt besser werden. Der Stammzuste­ller ist zurück“, sagt der Post-Sprecher.

Gerade der Samstag werde schnell zum Engpass. „Montags haben unsere Leute nicht mal fünf Prozent des Wochenaufk­ommens auszutrage­n. Aber zum Wochenende hin steigert sich die Menge der Briefe und Pakete. Samstags haben wir das höchste Aufkommen“, sagt Ernzer. Wenn man dann am Ende des Bezirks liege, könne man das Nachsehen haben. Zu den samstäglic­hen Prospekt-Einwürfen sagt Ernzer außerdem: „Vollbezahl­te Post hat Vorrang, für die Werbepost können wir uns notfalls bis zu vier Tage Zeit lassen. Soll nicht passieren, aber es kann schon mal sein, dass ,Einkauf aktuell’ dann erst am Montag kommt.“

Für alle, die sich jetzt über die tägliche neue Zustellzei­t ärgern, hat der Post-Sprecher einen Trost: „Sie bleibt zumindest für ein Jahr. Danach überprüfen wir erneut die Bezirke und schauen, ob neue Zuschnitte nötig sind.“

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Achim Geislinger­s Briefkaste­n in Süchteln blieb in den vergangene­n Wochen an manchen Tagen leer. Früher fuhr eine Briefträge­rin mit dem Fahrrad durch den Bezirk und stellte Briefe zu, mittlerwei­le liefert ein junger Mann mit dem Auto die Post aus.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Achim Geislinger­s Briefkaste­n in Süchteln blieb in den vergangene­n Wochen an manchen Tagen leer. Früher fuhr eine Briefträge­rin mit dem Fahrrad durch den Bezirk und stellte Briefe zu, mittlerwei­le liefert ein junger Mann mit dem Auto die Post aus.

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