Ein Fest für St. Clemens
Die katholische Pfarrgemeinde in Süchteln feiert morgen die Weihe ihrer Kirche vor 150 Jahren. Beim Bau des Gotteshauses gab es damals einige Hindernisse
SÜCHTELN 1867 wurde die Kirche St. Clemens in Süchteln geweiht. Der Chor, das Querschiff und das Langhaus waren von 1850 bis 1857 neu gebaut worden, der Kirchturm von St. Clemens ist wesentlich älter: Er stammt aus dem Jahr 1481. Schon im 8. und 9. Jahrhundert hatte sich in Süchteln eine Pfarre gebildet, somit gab es auch schon früher Kirchen in der Stadt im Grünen – darauf weisen Schriften im Archiv von St. Clemens hin.
Burkhard Schroers ist ehrenamtlich im Archiv tätig. Er ist stolz, dass es gut gepflegt wird. So weiß er auch davon zu berichten, dass es stets Ärger während der Bauphase wegen eines Hauses gab, das unmittelbar vor dem Haupteingang unter dem Turm stand und den freien Blick auf das Bauwerk verhinderte. Unklar ist, wann das Haus tatsächlich abgerissen worden ist – mal ist von 1866 die Rede, dann tauchen jedoch wieder Schriftstücke auf, dass das Haus dort noch länger gestanden hat.
Um die Mitte des 19. Jarhunderts war die einflügelige Kirche für die damals rund 6000 Seelen zählende Pfarrgemeinde viel zu klein geworden. Angedacht war damals, die Kirche in einen Kreuzbau umzubauen. Dazu wurde am 22. November 1852 ein Kirchbauverein ins Leben gerufen. Man war damals von rund 2000 Talern ausgegangen, die durch freiwillige Jahresbeiträge zusammen kommen würden. Doch im Frühjahr 1854 hatte man bereits 10.000 Taler zusammen. Selbst evangelische Christen steuerten Taler bei.
Am 22. März 1855 konnte der Grundstein gelegt werden. Nach dem Plan des Kölner Baumeisters Vinzenz Statz war mit Kosten von rund 24.000 Taler zu rechnen, einschließlich der 2660 Taler, die zum Ankauf der umliegenden Grundstücke benötigt wurden. Doch die Bauausführung verlief nicht wie geplant: Am 6. Mai 1856 brach der Gurtbogen, der Chor und Kirche verband, zusammen.
Der Vorfall war nur der Vorbote zu dem folgenschweren Einsturz am 19. Oktober des gleichen Jahres, der sich während der Neun-Uhr-Messe an einem Sonntag zutrug. Ein Gottesdienstbesucher bemerkte, dass sich am ersten Pfeiler auf der Männerseite breite Risse und Spalten geöffnet hatten, aus denen Staub und Geröll herabfielen. Nach dem Ende des Gottesdienstes wurde die Kirche sofort geschlossen. Am Nachmittag stürzten große Teile des Gewölbes ein. Die gesamte Kirche musste abgebrochen und neu gebaut werden.
Statz fertigte einen Plan zum Bau des Langschiffes mit den beiden Seitenschiffen. Die Kosten betrugen 16.000 Taler. Die Stadt Süchteln half der Kirchengemeinde mit einer Bürgschaft. Insgesamt hat somit der Bau der Kirche zwischen 1855 und 1858 rund 40.000 Taler gekostet. Es dauerte jedoch noch bis zum Jahre 1867, bevor die Kirche geweiht werden konnte.
In der Urkunde der Weihe vom 13.Juni 1867 heißt es: „Paulus, Erzbischof von Köln, des Heiligen Stuhls geborener Legat und Haus- prälat des Papstes Pius IX., konsekriert die Kirche und den Hochaltar zu Süchteln und schließt in den Altar die Reliquien der Märtyrer-Jungfrauen aus der Gesellschaft der Hl. Ursula ein. Er verleiht am Einweihungstage den Gläubigen einen Ablass von 100 Tagen und weiterhin einen Ablass von 40 Tagen beim jährlichen Gedächtnis.“
Um die Kirche St. Clemens herum gab es früher auch einen Friedhof. In seinem Buch über die „Geschich- te der Stadt Süchteln“schreibt Josef Deilmann über die Verstorbenen: „In nachbarschaftlicher Nähe des eucharistischen Heilandes schlummerten sie hier dem Auferstehungstage entgegen.“
Heute haben die Süchtelner ihren landschaftlich reizvoll gelegenen Waldfriedhof, eine intakte Pfarre, eine schmucke Pfarrkirche und Menschen, die sich für ihre Kirche auf vielfältige Art und Weise einsetzen.