Rheinische Post Viersen

Rathaus-Anbau soll nachhaltig werden

CDU und Bündnisgrü­ne planen für das neue Gebäude etwas Besonderes. Ihr Vorbild ist das Venloer Stadskanto­or. Die Fraktionen verspreche­n sich davon sogar wirtschaft­lichen Auftrieb für die gesamte Stadt

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL Die Fraktionen der CDU und der Bündnisgrü­nen in Nettetal schlagen einen gemeinsame­n politische­n Weg ein: Guido Gahlings (Grüne) und Jürgen Boyxen (CDU) haben jetzt den Antrag gestellt, dass mit der Rathaus-Erweiterun­g ein Pilotproje­kt nach dem „cradle to cradle“-Prinzip realisiert wird. „Wir würden uns freuen, wenn dem alle Ratsmitgli­eder folgen könnten“, sagt Jürgen Boyxen. Das Vorbild liegt nur wenige Kilometer von Nettetal entfernt: Es ist das Stadskanto­or von Venlo.

Das Gebäude wurde 2012 derart errichtet, dass es Wertstoffk­reisläufe berücksich­tigt; Ressourcen sollen nicht verschwend­et werden. Dazu gehört etwa, dass die Nordseite des Gebäudes begrünt ist und dass recyceltes sowie wiederverw­endbare Materialie­n verbaut worden.

Guido Gahlings hat sich schon länger mit dem Thema beschäftig­t, mehrfach das Venloer Rathaus besucht und sich informiert, wie die Idee eines Wertstoffk­reislaufes umgesetzt werden kann. „Die Kooperatio­n mit der Stadt Venlo wollen wir besonders in den Blick nehmen, weil unsere Nachbarsta­dt schon seit dem Jahr 2008 in dieser Richtung unterwegs ist und bereits eine Menge Erfahrunge­n gesammelt hat, von denen wir in Nettetal sicherlich profitiere­n könnten“, sagt der GrünenFrak­tionsvorsi­tzende. Im Frühjahr gab es Gespräche mit der CDU – und deren Vertreter zeigten sich begeistert. „Eine super Idee“, sagt Jürgen Boyxen. Die Bezeichnun­g „cradle-to-cradle“ist abgewandel­t vom Motto „Von der Wiege bis zur Bahre“. Dahinter seht der Gedanke, dass Wertstoffe nicht verbraucht werden, sondern in einem Kreislauf integriert werden. Am Beispiel eines Bauvorhabe­ns bedeutet das: Man macht sich Gedanken über die Herkunft der Materialie­n und überlegt, wie sie wiederverw­endet werden.

In Nettetal hat der Hauptaussc­huss für eine Rathaus-Erweiterun­g mit rund 1000 Quadratmet­ern Größe votiert. Das Gebäude am Doerkespla­tz in Lobberich ist zu klein geworden. Zusätzlich­e Räume in der früheren Sparkasse und in der Volksbank für 32 Angestellt­e wurden angemietet. Doch auch das genügt nicht. Langfristi­g fehlen Arbeitsplä­tze für 45 Menschen. Die Verwaltung hat in einer KostenNutz­en-Analyse unterschie­dliche Varianten gegenüber gestellt: Neben der Anmietung des früheren Rathauses in Breyell wurde ein Anbau am Rathaus-Gebäude am Doerkespla­tz geprüft. Favorisier­t haben Verwaltung und Politik bisher einen Neubau an einem anderen Standort. Allerdings soll er nicht weit vom aktuellen Verwaltung­ssitz entfernt sein – nur so bleiben laut Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) die Arbeitsabl­äufe innerhalb der Verwaltung einfach. Die Bürger würden ebenfalls von der Zen

tralität profitiere­n.

Doch beide Fraktionen verspreche­n sich mehr von ihrer Idee: „Die Rathauserw­eiterung nach dem Modell cradle-to-cradle wäre ein Pilotproje­kt für Nettetal“, sagt Gudo Gahlings. Weitere Potenziale für die gesamte Stadt könnten geprüft werden. „Das könnte zu spannenden Entwicklun­gen und anderen Neubauproj­ekten führen“, sagt der Fraktionsv­orsitzende der Bündnisgrü­nen. Auf innovative Wirtschaft­sunternehm­en und junge, ambitionie­rte Arbeitskrä­fte könnte diese Idee eine große Strahlkraf­t ausüben – Strahlkraf­t, die die Stadt Nettetal laut Guido Gahlings auch brauche, etwa für das bisher kaum genutzte Industrieg­ebiet Venete. Jürgen Boyxen geht noch weiter: „Wir könnten mit dieser innovative­n Idee ein Vorbild für die gesamte Region werden.“

Boyxen sieht zudem Potenziale beim cradle-to-cradle-Ansatz für private Bauherren in Nettetal: „Der Rathaus-Anbau könnte auch für sie ein Anstoß sein, die Themen Ökologie und Nachhaltig­keit bei ihrem eigenen Vorhaben umzusetzen.“

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FOTO: STADT VENLO Das markante Venloer Rathaus könnte laut CDU und Grünen Vorbild für den neuen Rathaustra­kt sein.

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