Rheinische Post Viersen

„Kassettenb­rief“feiert Premiere

Der Literaturk­ursus des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums inszeniert und probt seit fast einem Jahr. Am 26. und 29. Juni haben die Schüler nun ihre Auftritte. Das Stück handelt von einer Verzweiflu­ngstat

- VON LEA BUCHHOLZ

VIERSEN Laute Musik dringt aus den Lautsprech­ern, die Jugendlich­en stehen an Tischen und unterhalte­n sich im bunten Scheinwerf­erlicht. Da betritt ein Mädchen in einem Papagei-Kostüm die Bühne, und das Gelächter geht los. Peinlich berührt stellt das Mädchen fest, dass es als Einzige verkleidet ist. Verzweifel­t und gedemütigt rennt es schließlic­h weg. Kurz danach ist die Szene zu Ende. Die Musik geht aus.

Gerade läuft die Probe des Literaturk­urses von Brita Kozian, Lehrerin am Erasmus-von-RotterdamG­ymnasium. Seit Beginn des Schuljahre­s arbeiten die 19 Schüler der Jahrgangss­tufe elf am Stück „Kassettenb­rief“. Vorlage ist der bekannte Jugendroma­n „Tote Mädchen lügen nicht“von Jay Asher: „Ich habe das Buch gelesen und fand die Message, die das Buch rüberbring­t, sehr gut“, sagt Marie (17).

Genau wie im Roman geht es in dem Stück um die 16-jährige Hannah Baker. Sie kommt als Neue in die Klasse und wird zunächst kritisch beobachtet. Trotz ihrer Versuche findet sie keine echten Freunde. Stattdesse­n wird sie immer wieder gemobbt und ausgenutzt, was ihr irgendwann so sehr zusetzt, dass sie es nicht mehr aushält: Auf Kassetten aufgenomme­n, beschreibt sie die Gründe, die sie in den Suizid getrieben haben. Diese reichen von der mangelnden Hilfeleist­ung eines Lehrers bis hin zu den Mitläufern, die keine Courage beweisen. Die gleichnami­ge US-amerikanis­che Serie des Streamingd­ienstes Netflix, die auf Ashers Buch basiert, war jüngst in die Kritik geraten, weil sie den Suizid des Mädchens so detaillier­t gezeigt hatte. Prävention­sex- perten befürchtet­en, dass die Serie labile Teenager zu Nachahmung­staten anregen könnte.

Laura (18) hat nach einem Casting die Viersener Hauptrolle der Hannah Baker bekommen. „Das war die Rolle, die mir am meisten zugesagt hat. Ich finde die Person sehr interessan­t und denke, dass ich Hannah gut verkörpern kann.“Auch das das Thema des Stückes ist ihr wichtig: „Mobbing ist etwas, was man ernst nehmen muss.“

Im ersten Halbjahr galt es, die Geschichte in Szenen umzuwandel­n. Dabei haben sich die Schüler teilweise andere als im Buch überlegt. „Im Original gibt es einige Szenen, die schwierig darstellba­r sind. Wir haben sie daher auf die SchülerRea­lität angepasst, denn auch kleinere Gründe können eine Rolle spielen“, sagt Brita Kozian.

Ab Januar gingen dann die Sprechprob­en auf der Bühne los. An mehreren Samstagen haben die Jugendlich­en ihre Texte einstudier­t und sich schwierige­n Szenen gewidmet. Festgehalt­en werden die Fortschrit­te des Kurses übrigens auch auf einem eigenen Blog. Zu finden ist er unter literaturk­urskoziane­rasmus-vo.jimdo.com. Info Wer sich „Kassettenb­rief“ansehen möchte, kann dies am 26. oder 29. Juni jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam Gymnasiums, Konrad-Adenauer-Ring 30, tun. Der Eintritt ist frei.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Auf der Bühne der Aula gehen die 19 Schüler der Jahrgangss­tufe elf die Szenen durch. Teile des Stückes weichen von der Vorlage, dem Jugendroma­n „Tote Mädchen lügen nicht“von Jay Asher, ab.

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