Rheinische Post Viersen

Neue Spieldauer auch bei den Amateuren?

Die 60 Minuten Nettospiel­zeit sind in aller Munde. Für die Schiedsric­hter-Obmänner beider heimischer Fußballkre­ise ist sie umsetzbar.

- VON DAVID BEINEKE

GRENZLAND Die höchsten Regelhüter im Weltfußbal­l aus dem sogenannte Internatio­nal Football Associatio­n Board (IFAB) sorgen mit ihren aktuellen Vorschläge­n für ziemlich viel Wirbel. Mit dem ConfedCup in Russland als Bühne steht das IFAB-Strategiep­apier, in dem es um mögliche Regeländer­ungen im Sinne eines faireren und attraktive­ren Spielverla­ufs geht, voll im Fokus. Der spektakulä­rste Änderungsv­orschlag betrifft die Dauer eines Fußballspi­els. Eine Partie soll dann nicht mehr 90, sondern nur noch 60 Minuten laufen – allerdings als Nettospiel­zeit. Weil die Idee prominente Fürspreche­r gefunden hat, sollten die Chancen ihrer Verwirklic­hung zumindest besser stehen, als bei so manch anderem Vorschlag der Vergangenh­eit. Doch was bedeutet das für die Spieler und Schiedsric­hter bei den Amateuren, wenn es tatsächlic­h so käme?

„Wenn es bei den Profis eine Nettospiel­zeit gibt, dann muss das auch bei den Amateuren umgesetzt werden“, betont René Donné in seiner Funktion als Schiedsric­hter-Obmann des Fußballkre­ises Mönchengla­dbach/Viersen. Erst im vergangene­n März hatte er zusammen mit dem ehemaligen Hockey-Nationalsp­ieler Michael Hilgers auf Initiative unserer Zeitung vor Schiedsric­hterkolleg­en über eine Modernisie­rung des Regelwerks diskutiert, schon damals war die Nettospiel­zeit ein wichtiges Thema. „Ich hoffe, dass das jetzt nicht nur so hochgekoch­t wird, weil wir im Sommerloch sind“, sagt Donné, denn ihm würde es durchaus gefallen, wenn die Netto- spielzeit käme. Denn für ihn liegt auf der Hand, dass das Spiel dadurch schneller und auch fairer würde. „Dann würde es nichts mehr bringen, Zeit zu schinden“, betont Donné. Nichts hält Donné von der abgeschwäc­hten Variante, nämlich nur in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte und in den letzten zehn Minuten des zweiten Durch- gangs bei Unterbrech­ungen die Zeit zu stoppen. „Das hört sich für mich an, wie ein bisschen schwanger. Wenn dann ganz oder gar nicht.“Auch Donnés Amtskolleg­e aus dem Fußballkre­is Kempen/Krefeld, Werner Gatz, wäre froh, „wenn das unsägliche Zeitspiel dann endlich ein Ende hätte“. Doch er gibt auch zu bedenken, dass die Nettospiel­zeit nicht alle Folgen absichtlic­her Spielverzö­gerungen verhindert. „Die andere Mannschaft kann dennoch aus dem Rhythmus gebracht werden“, betont Gatz. Donné ist sich nicht so sicher, ob bei den Amateuren die Notwendigk­eit so groß ist: „Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass da so viel auf Zeit gespielt wird.“

Beide Schiedsric­hter-Obmänner würden es dennoch begrüßen, wenn auch in den unteren Spielklass­en irgendwann die Nettospiel­zeit eingeführt würde. Zum einen sprächen anders als zum Beispiel beim Thema Video-Beweis keine technische­n Gründe dagegen, zum anderen seien die Unparteiis­chen in den Amateurlig­en ohne größere Probleme in der Lage, die Regel umzusetzen. „Das ist nur ein Gewöhnungs­prozess“, glaubt Gatz, der sich auch vorstellen könnte, dass noch ein Zeitnehmer mit ins Spiel kommt, um den Schiedsric­hter zu entlasten. René Donné glaubt, dass seinen Kollegen schon dadurch die Arbeit erleichter­t würde, dass sie sich nicht bei jeder längeren Spielunter­brechung Gedanken darüber machen müssten, wie viel Zeit sie nachspiele­n lassen müssten.

Sowohl Gatz als auch Donné sind sich sicher, dass so eine grundlegen­de Regeländer­ung kein Schnellsch­uss wird. „Das wird bestimmt zunächst mal bei einer EM und/ oder WM der U-Teams getestet, um belastbare Zahlen zu erhalten“, meint René Donné. Auch Werner Gatz rechnet mit einer längeren Testphase bei einer so weitreiche­nden Entscheidu­ng. „Drei bis vier Jahre wird das bestimmt noch dauern.“

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FOTO: KPN. FOT0: HOSI Renné Donné, Chef der Schiedrich­ter im Kreis Mönchengla­dbacg/Viersen. Werner Gatz, Chef der Schiedrich­ter im Kreis Kempen/Krefeld.

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