Rheinische Post Viersen

Falsche EU-Harmonie

- VON MATTHIAS BEERMANN

Wohl noch nie hat es einen EU-Gipfel gegeben, auf dem jeder Missklang so systematis­ch ausgeklamm­ert wurde. Die Union wollte endlich wieder ein Bild der Eintracht abgeben, wo zuletzt der Eindruck eines heillos zerstritte­nen Haufens dominiert hatte. Die Inszenieru­ng ist gelungen, und mit dem jungen französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron hatte sie auch gleich einen neuen Star. Sein demonstrat­iver Schultersc­hluss mit Angela Merkel lässt von früher träumen, als Deutsche und Franzosen die EU gemeinsam anführten. Aber die Zeiten haben sich geändert und die EU auch.

Für die Dauer eines Gipfels sind die nationalen Egoismen vertagt worden. Verschwund­en sind sie nicht. Macron hat leider Recht, wenn er beklagt, dass viele Staaten die EU nur noch als Supermarkt begreifen, wo man sich aus dem Regal nimmt, was einem gefällt, und alles andere liegenläss­t. Ein Vorwurf, den sich nicht allein jene osteuropäi­schen EU-Mitglieder gefallen lassen müssen, auf die er gemünzt war. Aber diese Konflikte wird man austragen müssen. Mit falscher Harmonie lassen sie sich nicht zukleister­n. BERICHT GEBURTSSTU­NDE VON „MERCRON“, SEITE A6

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