Rheinische Post Viersen

Facebook zerschlage­n, bevor es zu spät ist?

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Karl Marx wusste es schon 1867: In „Das Kapital“prophezeit­e er, dass der Kapitalism­us sich selbst vernichtet. Denn das „allgemeine Gesetz der kapitalist­ischen Akkumulati­on“bestehe darin, dass die Konzentrat­ion der Märkte zunehme, bis nur Monopolist­en übrig bleiben, die das System zum Einsturz brächten. Schaut man auf amerikanis­che InternetRi­esen, scheint sich Marx zu bestätigen.

Konzerne wie Google und Facebook sind in kurzer Zeit zu Beherrsche­rn aufgestieg­en. Google hat bei Suchmaschi­nen in Deutschlan­d einen Marktantei­l von 95 Prozent. Facebook kommt bei der Verbreitun­g von Nachrichte­n in sozialen Netzwerken weltweit auf 80 Prozent. US- Ökonomen sprechen von „Superstar Firms“. In der viel diskutiert­en Studie „The Fall of the Labor Share and the Rise of Superstar Firms“zeigen Lawrence Katz und vier Kollegen, wie Digitalisi­erung die Superstars fördert. Diese selbst

Die Digitalisi­erung bringt Superstar-Unternehme­n wie Google und Facebook hevor. Sie profitiere­n von Netzeffekt­en. Manche fürchten, dies sei das Ende der Marktwirts­chaft.

entlohnen ihre wenigen Mitarbeite­r zwar gut. Doch zugleich verursache­n sie einen Fall der gesamtwirt­schaftlich­en Lohnquote, also des Anteils der Löhne am Sozialprod­ukt. Das Besondere an Internet-Konzernen: Sie profitiere­n von Netzwerk-Effekten. Je mehr Verbrauche­r bei Facebook sind, desto attraktive­r wird es für Verbrauche­r, bei Facebook zu sein. Wenn einer erstmal Branchenfü­hrer ist, ist der Untergang der Konkurrent­en nur eine Frage der Zeit, wie auch Yahoo schmerzlic­h erfahren muss. Verbrauche­r, die an Google gewöhnt sind, wollen gar kein zweites Google. Damit fallen sie als Verbündete im Kampf der Kartellwäc­hter gegen Monopole auch noch aus.

Manche fürchten, der Staat müsse ohnmächtig zusehen, wie Superstars den Wettbewerb zerstören, und fordern Zerschlagu­ng. Andere sind gelassener: Weil auch Neue schnell aufsteigen können, sind Internet-Monopole vielleicht nur von kurzer Dauer. Kunden suchen Bücher bereits lieber bei Amazon als bei Google, Jugendlich­e vernetzen sich lieber bei Instagram als bei Facebook. Die Marktwirts­chaft, das musste schon Marx erfahren, ist zäh.

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