Rheinische Post Viersen

So soll die Grabeskirc­he in Amern aussehen

Für Sanierung und Umbau der Kirche St. Anton werden 1,1 Millionen Euro investiert. Gestern stellte der Architekt seine Pläne vor

- VON BIRGITTA RONGE

SCHWALMTAL Die Kirche St. Anton, eine von zwei katholisch­en Kirchen in Amern, erhält eine neue Bestimmung. Gestern stellten Pfarrer Thorsten Aymanns und Architekt Burkhard Schrammen die Planung für die Grabeskirc­he vor. Im Rahmen des „Kirchliche­n Immobilien­management­s“(KIM) hatten sich die Gremien der Pfarrei St. Matthias Schwalmtal lange mit der Frage beschäftig­t, was aus den Gebäuden der Pfarrei werden soll. Denn das Bistum kann nicht mehr alle Gebäude finanziere­n. 2015 beschlosse­n Kirchenvor­stand und Pfarrgemei­nderat, St. Anton in eine Grabeskirc­he umzuwandel­n. 2016 wurde die Planung mit Bistum und Denkmalbeh­örde abgestimmt.

Jetzt geht es los. Für Samstag und Sonntag, 8. und 9. Juli, sind Veranstalt­ungen geplant, bei denen Gemeindemi­tglieder Erinnerung­en austausche­n können. In der Messe am Abend des 9. Juli wird die Kirche entwidmet. Dann können die Details geplant werden, kann der Umbau beginnen. Das Investitio­nsvolumen liegt bei rund 1,1 Millionen Euro. Die größten Posten bilden Dach und Fach, Boden und Heizung. Das Bistum beteiligt sich an den Kosten für die Sanierung. Die Grabeskirc­he soll sich künftig selbst tragen.

Das Mittelschi­ff bleibt im Wesentlich­en so, wie es jetzt ist. Einzig der Boden wird in der gesamten Kirche ausgetausc­ht, die dunklen Fliesen werden einem zementgebu­ndenen, hellen Belag weichen, der den Kirchenrau­m insgesamt heller machen wird. Die Orgel, ohnehin sanierungs­bedürftig, wird wegen der Bauarbeite­n ausgebaut. Ob sie repariert wird und wann, ist unklar: Aymanns rechnet mit etwa 40.000 Euro, die dazu nötig wären.

Der Altar bleibt in der Kirche. In Anlehnung an die Messingpla­tten am Altar sieht der Architekt die Gestaltung der Grabbereic­he vor: Die Urnenkamme­rn, die links und rechts des Mittelschi­ffs vorgesehen sind, sollen mit Kupferplat­ten verschloss­en werden. Durch die Oberfläche des Kupfers in verschiede­nen Behandlung­sstufen ergibt sich ein lebendiges Bild, das an ein Wolkenmeer in Grün-, Blau- und Brauntönen erinnert. Auf jeder Kupferplat­te, die eine Urnenkamme­r verschließ­t, werden der Name sowie Geburts- und Todestag des Verstorben­en eingravier­t sowie vielleicht ein Symbol wie Kreuz oder Fisch. Nicht infrage kommen laut Aymanns Platten ohne Namen: „Keiner hat es verdient, namenlos aus der Erinnerung zu verschwind­en.“

Einige Dinge werden neu hinzukomme­n, um Trauernden den Aufenthalt angenehm zu gestalten: So wird es eine behinderte­ngerechte Toilette geben, Sitzmöglic­hkeiten, um in der Kirche zu verweilen, und eine Wasserstel­le, um die Blumen zu versorgen. Um die Trauerseel­sorge wird sich Pastoralre­ferentin Ursula Hüsgens kümmern.

Die neue Grabeskirc­he hat auch schon ein Motto. „Vom Leben umfangen“lautet es. Denn das Gotteshaus soll den Lebenden und den Toten Raum geben und belebt werden – nicht nur, indem Menschen dort ihrer Verstorben­en gedenken, sondern auch, indem Konzerte und Lesungen zum Thema Tod und Leben stattfinde­n, indem es dort Gottesdien­ste ebenso gibt wie Begräbnism­essen. Auch die Trauerfeie­rn für Sargbestat­tungen, die auf dem Friedhof von St. Anton stattfinde­n, sollen in der Kirche gefeiert werden.

Die Grabeskirc­he soll jedem offenstehe­n, Christen ebenso wie Angehörige­n anderer Religionsg­emeinschaf­ten. „Jeder ist willkommen, aber er muss unseren Glauben akzeptiere­n“, sagt Aymanns. Noch

„Keiner hat es verdient, namenlos aus der Erinnerung zu verschwind­en“

Thorsten Aymanns

Pfarrer

stehen die Preise nicht fest, 2500 bis 3500 Euro wird die Beisetzung wohl kosten. Die Ruhezeit liegt bei 20 Jahren, sie kann verlängert werden. Nach Ablauf der Ruhezeit folgt die Endbestatt­ung: Die Urnen werden auf der Grünfläche zwischen Kriegerden­kmal und Kirche der Erde übergeben, wo sie sich zersetzen.

Architekt Schrammen rechnet mit drei bis vier Monaten Bauzeit, im Herbst soll es losgehen. Ein Eröffnungs­termin steht noch nicht fest, doch wer in der Kirche beigesetzt werden möchte, kann schon einen Platz reserviere­n. Auch für Menschen, die nun vor der Eröffnung der Grabeskirc­he sterben, ist Platz: Urnen können in einer Kammer auf dem Friedhof St. Michael zwischenbe­stattet und dann nach St. Anton umgebettet werden, wenn die Grabeskirc­he fertig ist.

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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Der Mönchengla­dbacher Architekt Burkhard Schrammen stellte gestern die Planung für die Grabeskirc­he St. Anton vor. Das Mittelschi­ff bleibt frei, dort können für Gottesdien­ste oder Veranstalt­ungen Stühle aufgestell­t werden. An den Seiten werden die...
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GRAFIK: SCHRAMMEN Der neue, helle Boden soll die gesamte Kirche heller machen. Links sind die Kupferplat­ten zu sehen, die die Grabstelle­n abschließe­n.
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