Rheinische Post Viersen

Nettetal übersteht turbulente Saison gut

Als der Union nach sechs Spieltagen der Fußball-Landesliga die Ziele außer Reichweite gerieten, zog der Verein die Reißleine. In Andreas Schwan kam nicht nur ein neuer Trainer, es wurde auch jede Menge umstruktur­iert.

- VON DAVID BEINEKE

NETTETAL Ein reiner Blick auf die Zahlen könnte dazu führen, die zurücklieg­ende Saison von Union Nettetal als Misserfolg zu verbuchen. Schließlic­h wollten die Nettetaler nicht schlechter abschneide­n, als in der Spielzeit davor, als sie in der Endabrechn­ung Vierter geworden waren. Dieses Mal sprang Rang fünf heraus. Doch nach der turbulente­n Achterbahn­fahrt zwischen August 2016 und Juni 2017 von Misserfolg zu sprechen, hieße die Realität verkennen. Denn nach einem völlig missratene­n Saisonstar­t, die die Entlassung von Ex-Profi Chiquinho zur Folge hatte, hauchte der Trainernov­ize Andreas Schwan der Mannschaft neues Leben ein und führte sie noch in die obere Tabellenhä­lfte. Andreas Schwan

Als Schwan das als Titelanwär­ter gehandelte Team Mitte September von Chiquinho übernahm, stand es nach sechs Spieltagen mit zwei kümmerlich­en Punkten im Tabellenke­ller. Danach legte er im Pokal und in der Meistersch­aft eine kaum für möglich gehaltene Erfolgsser­ie hin. Erst nach sechs ungeschlag­enen Ligaspiele­n kassierte er gegen den späteren Meister FSV Vohwinkel seine erste Niederlage mit den Nettetaler­n. Schwan Erfolgsrez­ept: Er ließ die mit hochkaräti­gen Angreifern gespickte Mannschaft von der Kette, ließ mutiger und offensiver agieren. In der Regel gingen zwei Stürmer auf Torejagd, aber auch der Rest des Teams musste eher nach vorne denken. Von Beginn an verlangte der neue Trainer von seinen Spielern auch taktische Flexibilit­ät, teils stellte er während des Spiels von 4:4:2 auf 3:5:2 um oder umgekehrt. Die Zahlen sprechen für sich: Erzielte die Union in den ersten sechs Partien gerade mal fünf Tore, waren es in den sechs Spielen danach 15. „Ich kann nur ein positives Fazit ziehen. Es spricht für die Mannschaft, dass sie so die Kurve bekommen hat“, sagt Schwan. Doch trotz des tollen Einstands des inzwischen 32-Jährige, der zuvor nur Jugendmann­schaften trainiert hatte, war die restliche Saison alles andere als ein Selbstläuf­er. Es gab durchaus noch kritische Phasen, in denen die Landesliga­tauglichke­it des unerfahren­en Schwan auf die Probe gestellt wurde. So wollte es trotz aller Erfolgserl­ebnisse lange Zeit einfach nicht gelingen, gegen eines der Topteams der Liga zu gewinnen. Gegen Vohwinkel (2:4), Velbert (3:6), Monheim (3:5) und den DSC (1:3) setzte es teils Niederlage­n mit viel zu vielen Gegentoren. Doch auch wenn hier die Balance zwischen Offensive und Defensive verlorenge­gangen zu sein schien, bekam Schwan die Mannschaft immer wieder in die Erfolgsspu­r.

Richtig heftig gefordert war Schwan dann noch mal im letzten Saisondrit­tel, als die Union von einer schon fast unheimlich­en Personalkr­ise gebeutelt wurde und nach Niederlage­n gegen Mönchengla­dbach (1:7), Viersen (0:3) und Nievenheim (1:4) der positive Trend der Wochen zuvor in Gefahr schien. Doch auch in dieser Phase hatte Schwan Lösungen parat, ließ ganz pragmatisc­h auch mal abwartende­r spielen und traf richtige Personalen­tscheidung­en. So steht unter dem Strich für Schwan ein ganz starker Schnitt von fast zwei Punkten pro Spiel zu Buche.

Wie reif der junge Trainer schon ist, zeigt auch der Umstand, dass er nicht daran denkt, diesen Erfolg für sich alleine zu verbuchen. Co-Trainer Lutz Krienen, Torwarttra­iner Klaus Geritz sowie Scout Ümit Kocaman hätten ihm enorm geholfen. „Wir haben als Trainertea­m toll mit der Sportliche­n Leitung zusammenge­arbeitet“, sagt Schwan. Da will er auch explizit die Arbeit hinter den Kulissen inbegriffe­n wissen. Denn bei der Verpflicht­ung von Schwan ging es nicht nur um den kurzfristi­gen Erfolg, Strukturen in der Fußballabt­eilung wurden nach und nach geändert, in der ersten Mannschaft ein radikaler Umbruch hin zu einem jüngeren Kader vollzogen. „Wir sind hoch motiviert. Alle haben die Willen, dazuzulern­en. Ich bin voller Vorfreude“, sagt Schwan. Bis zum 4. Juli muss er sich noch gedulden. Dann bittet er den neuen Kader das erste Mal zum Training.

„Es spricht für die Mannschaft, dass sie so die Kurve bekommen hat“ Trainer von Union Nettetal INTERVIEW SEBASTIAN STAMM

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FOTO (ARCHIV): BUSCH Mit seinen 18 Toren hatte Andreas Kus (l.) großen Anteil daran, dass die Saison für Union Nettetal doch noch ein gutes Ende nahm.

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