Das Herz hängt an Renault Joschi
Seit vielen Jahren feiert die R4-Club-Viersen Interessengemeinschaft Feste zu Ehren des Klassikers von Renault. Gestern kamen die Fans zur Geburtstagsparty: Der Wagen von Gründer Wolfgang Kaum wurde 50 Jahre alt
VIERSEN Wenn Wolfgang Kaum von seiner Leidenschaft spricht, dann sieht man das Leuchten in seinen Augen. Stolz zeigt er Fotos, Zeitungsartikel und seinen Skulpturengarten – alles dreht sich hier um das Renault-Modell. Ein R4 hat es ihm dabei besonders angetan: Vor circa 30 Jahren hat er Joschi von einem Eisenbahner in Düsseldorf gekauft. Durch eine Annonce in der Zeitung hatte er einen Wagen zum Reparieren und Weiterverkaufen gesucht. Als Kaum den Wagen sah, war es allerdings um ihn geschehen: „Ich hatte damals kein Geld dabei, weil ich ihn mir erst einmal anschauen wollte. Dann habe ich dem Anbieter aber direkt ein Angebot gemacht. Trotz eines anderen Interessenten, der mehr geboten hatte als ich, hat er es angenommen“– wohl wissend, dass das Auto bei Kaum in guten Händen sein würde.
Auch Jahre später hat der R4-Fan seinen Geschäftspartner in Düsseldorf besucht. Denn er hatte Joschi zwar repariert, doch hergeben wollte er ihn nicht mehr. „Joschi, der übrigens von seinem Vorbesitzer so getauft wurde, ist mir sehr ans Herz gewachsen, schon fast wie ein eigener Sohn. Da konnte ich ihn nicht verkaufen. Ich bleibe so lange beim R4, bis dass er Tod uns scheidet“, erzählt Kaum.
Zur Feier des Renaults haben er und die Mitglieder die R4-ClubViersen Interessengemeinschaft (IG) ein besonderes Fest auf die Beine gestellt. Neben Verpflegung mit französischer Küche, einem Bocciaspiel und der Verlosung einer Reise nach Paris, gibt es die Möglichkeit, sich Kaums eigenen Skulpturenpark anzuschauen. Auch hier dreht sich alles rund den R4. Der RenaultLiebhaber hat unter anderem eine Weltkugel gestaltet, in deren Mitte ein R4 steht, rund herum sind andere Modelle zu sehen. Doch den Mittelpunkt bildet der R4, passend zum Lebensstil der Oldtimer-Verrückten. Auf einige Erlebnisse kann Wolf- gang Kaum mit seinem Joschi zurückblicken. Ein besonderes Ereignis war ein Stand bei der weltgrößten Automesse Techno Classica 2004. Damals hat der GruppenGründer mit zwei Helfern den Stand alleine organisiert und geführt. „Jemand hat mir mal gesagt, dass ich mir damit ein Denkmal gesetzt habe“, sagt Kaum und zeigt auf das Foto von der Messe.
Auch zu bestaunen sind die gesammelten Erinnerungen an Erlebnisse der Gruppe, die Kaum in seiner Garage aufgehängt hat. Ein Highlight bildet eine Fahrt nach Paris zum 40-jährigen Bestehen der Marke R4. Auf Einladung von Renault fuhr der R4-Club nach Frankreich. Hindernissen inklusive, denn Joschi streikte einige Male. „Ungünstigerweise blieb Joschi ausge- rechnet auf dem Boulevard périphérique, der Stadtautobahn von Paris, stehen. Ich musste dann, während ich dort stand, das Werkzeug aus dem Auto holen und nachgucken, was passiert ist. Nach einer Stunde ging es weiter und passiert ist nichts“, sagt Kaum schmunzelnd. Vereinskollege Franz Maria Schmitter ist von der Lebenseinstellung von Oldtimer-Fans begeistert: „Diese Menschen sind einfach entspannter. Wenn ich mit dem Wagen unterwegs bin, dann ist das wie eine Entschleunigung. Außerdem hat es eine Verbundenheit mit der Vergangenheit, denn man ist mit solchen Autos aufgewachsen.“
Doch nicht nur die ältere Generation erfreut sich an den Oldtimern. Auch Jonathan Heinrichs ist mit der Familie zum Fest gekommen. Seinen R4 fährt er im Alltag, „ich habe die Leidenschaft dafür von meinem Vater und meinem Opa mitbekommen“, sagt der junge Mann.