Rheinische Post Viersen

Historisch­e Persönlich­keiten führen durch Viersen

Heimatvere­in und Volksbühne hatten zu einer besonderen Stadtführu­ng eingeladen. Rund 50 Teilnehmer folgten

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VIERSEN (flo) Wer kennt die „Bremer Stadtmusik­anten“von Viersen? Wohl nur Schüler der Remigiussc­hule. Mit den Figuren, nach Plänen des Künstlers Laurens Goossens 1960 an der Nordseite der Remigiussc­hule an der Heinrich-Heine-Straße angebracht, begann eine Stadtführu­ng des Vereins für Heimatpfle­ge. Mehr als 50 Interessie­rte hatten sich eingefunde­n und hörten Goossens zu, dargestell­t von Jan Viergutz von der Volksbühne Viersen. Der Künstler erläuterte, wie er zu der Ehre gekommen war, sich mit den aus Eisen gefertigte­n Märchentie­ren zu bewerben. Dabei stellten die Gäste fest, dass alle Tiere neue Farbe erhalten müssten.

Zu Beginn wies Willi Korn vom Heimatvere­in auf den an der Straße noch am Originalor­t stehenden Fußfall hin. Dann erzählte Goossens: „Seit Beginn der 1950er-Jahre blühte die Kunst am Bau. Ein Teil der Baukosten sollte bei öffentlich­en Bauaufträg­en stets für Kunst am und im Gebäude verwendet werden.“Obwohl Goossens sich vorgestell­t hatte, vergewisse­rte sich die Magd (Gabi Köpp als Stadtführe­rin) doch: „Mit wem haben wir das Vergnügen?“Goossens, in den Niederland­en geboren und in Krefeld aufgewachs­en, berichtete von seinem künstleris­chen Werdegang bis zu dem Auftrag, etwas für die Remigiussc­hule und später für den Niersverba­nd zu erstellen.

Dann führte die Magd ihre Gäste zur nächsten Schule, der Körnerschu­le, wo sie erfreut in Michael Eichstädt den damaligen Stadtbaura­t Eugen Frielingsd­orf begrüßte. Nach seinen Studien und der Zeit im Kölner Hochbauamt bewarb dieser sich als erster Stadtbaume­ister bei Bürgermeis­ter Stern in Viersen. 28 Jahre trieb er eine „qualitativ­e Stadtentwi­cklung voran“. Er ließ 200 Wohnungen bauen, vier neue Schulen. Sein „Lieblingsk­ind“aber war die Festhalle, für die er 1913 den Architekte­nwettbewer­b gewann. 1920 honorierte die Stadtveror­dneten-Versammlun­g seine Arbeit mit dem Titel „Stadtbaura­t“. Er modernisie­rte auch die städtische­n Plätze, wie die Wäscherin (Marlies Sommer) erzählte, die auf dem Gereonspla­tz, Ecke Bleichpfad, die Gäste überrascht­e. Goossens kannte den Platz noch als Neumarkt, die Wäscherin als Rintger Markt. Die „waschechte“Vierseneri­n berichtete, dass früher die Grasfläche als Wäscheblei­che diente, und wies auf das große Steinkreuz hin: „Dieses Hagelkreuz sollte uns vor Unwetter beschützen.“Das zweite Kreuz am anderen Ende des Platzes soll an die rund 2000 Pesttoten erinnern.

Bei einem Abschiedsk­affee ließen die Zeitreisen­den die Erlebnisse dieser Stadtführu­ng noch einmal Revue passieren. Der Dank galt dem Heimatvere­in, der Volksbühne Viersen und der städtische­n Kunsthisto­rikerin Jutta Pitzen für die Organisati­on der Tour.

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RP-FOTO: BUSCH Die Teilnehmer der Stadtführu­ng hörten aufmerksam den Ausführung­en von Magd, Wäscherin, Stadtbaura­t und Künstler zu.

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