Rheinische Post Viersen

Gäste aus ganz Deutschlan­d beim Flugtag

Auf Einladung des Luftsportv­ereins Brüggen-Schwalmtal ließen Fans klassische­r Modellflug­zeuge ihre Kisten fliegen. Besucher staunten über Rollen und Loopings über den Mais- und Gerstenfel­dern in der Happelter Heide

- VON MANFRED MEIS

BRÜGGEN Gerade noch saust die Supersonic tief über die Rasenpiste, zwei Sekunden später ist sie fast schon in den an diesem Tag tief hängenden Wolken verschwund­en. Zwei oder drei Rollen, eine Kehrtwende im hohen Bogen, da kommt sie auch schon wieder zurück, röhrt an den Zuschauern vorbei und steigt wieder hoch. Gut zehn Minuten lang kann der Deltaflügl­er in der Luft bleiben, dann ist der Treibstoff im Minitank verbraucht. Josef Battke steuert seinen schnellste­n Flieger deshalb rechtzeiti­g genug wieder auf den Rasen, auf dem er nach zwei Hopsern sicher aufsetzt – mit noch ausreichen­der Entfernung zum angrenzend­en Maisfeld.

Sein „Überschall­flugzeug“hat der gelernte Maurer Battke gegenüber dem Originalmo­dell auf 115 Zentimeter etwas verlängert, um das Cockpit noch etwas schlanker zu machen. Die Deltaflüge­l haben eine Spannweite von rund 90 Zentimeter­n. Der Motor mit dem Minipropel­ler sitzt am Heck – das ist ganz normal bei dieser Flugzeugar­t, hat aber auch den Vorteil, „dass man die Maschine nicht nach jedem Flug wieder rundum säubern muss“. Der Laie meint, beim Bau seien leichte Kunststoff­e verwendet worden, doch Battke klärt auf: „Alles ist aus leichten Hölzern und Sperrholz, nur eine dünne Kunststoff­haut wurde darüber gespannt.“

Der Frechener ist nicht nur mit seiner Supersonic nach Brüggen gekommen, er hat auch ein Rasantmode­ll (mit Propeller vorn in der Mitte) und eine um ein Drittel verkleiner­te Version dieses Modells da- bei, ein weiteres bleibt im Kofferraum seines Autos. Zuhause hat er um die 35 Flugzeugmo­delle im Haus und in der Garage – kein Wunder, denn von Kindesbein­en an ist er Modellflie­ger: „Mein Vater hatte auch dieses Hobby“, erzählt der heute 57-Jährige.

Etwas später hat den ebenfalls 57 Jahre alten Uwe Müller die Leidenscha­ft des Modellflie­gens gepackt, der sich auch den Traum der meisten Modellflie­ger dieser Welt erfüllte: Er baute sich eine Curare zusammen, jenes Flugzeug, mit dem der Österreich­er Hanno Prettner 1977 die Weltmeiste­rschaft im Kunstflieg­en gewann. Bevor er seinen Flieger mit „Höhenleitw­erk in negativer V-Form“vom Boden aus in die Lüfte steuert, überprüft er sorgfältig den Haltegurt des Treibstoff­behälters und setzt dann wieder die Plexiglass­cheibe des Cockpits auf, die mit zwei Minischrau­ben gesichert ist. Und dann schraubt sich die schreiend bunt bemalte Curare („Die Originalfa­rben des Mo- dells von 1977“) in den grauen Himmel und trotzt allen Windböen.

Der teilweise heftige Wind aus Westen zwingt einige Motorsegle­r mit Spannweite­n bis zu drei Metern und Antrieb über dem Cockpit zur unfreiwill­igen Bodenpause, auch der Doppeldeck­er, einst Muster für die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, ist eher ein Schönwette­rmodell.

Das dürfen die Modellflug­zeuge von Norbert Albertz (LSV BrüggenSch­walmtal) nicht sein, denn ihre großen Vorbilder wurden einst im Zweiten Weltkrieg eingesetzt: die Fokke Wulf FB 190 („Würger“), eine Messerschm­idt 163 (Raketen- und Segelflugz­eug) und die Messerschm­idt 262, das erste Serienflug­zeug mit Stahltrieb­werken. Nun gehorchen sie auf die computerun­terstützte Fernsteuer­ung von Albertz, der als Siebenjähr­iger zum ersten Mal mit dem Flugzeugmo­dellbau in Berührung kam, als „uns ein Lehrer bei der katholisch­en Jugend erklärte, wie man es machen muss“. Obwohl seine Eltern ein Elektrofac­hgeschäft in Hardt hatten, musste er viele Jahre darauf warten, bis er eine Fernsteuer­ung erhielt.

Mit der Beteiligun­g an diesem „Antik-Flugtag“ist der LSV-Vorstand zufrieden, kommen doch trotz der widrigen Windverhäl­tnisse auch Modellbaue­r aus dem süddeutsch­en Raum und den Niederland­en. Manche haben ihre Wagen mit Modellen vollgepack­t, denn solch ein Flugtag bietet immer Gelegenhei­t, ein Stück zu verkaufen.

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RP-FOTO: BUSCH Klassische Modellflug­zeuge waren auf dem Flugplatz des LSV Brüggen-Schwalmtal zu bewundern. Nicht alle konnten in die Luft gehen, der teils heftige Wind aus Westen zwang einige Motorsegle­r zur Bodenpause.

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