Rheinische Post Viersen

Neuer Baum für den Park rund um Haus Clee

- VON HEIKE AHLEN

Das Familienfe­st in Waldniel wurde auch zum Fest der Begegnung. Ein Baum der Freundscha­ft zeugt davon

SCHWALMTAL Als Astronaut von der Erde zum Mond hüpfen und balanciere­n, auf Maisstärke­brei herumhopse­n, als Archäologe nach Dinosaurie­r-Spuren buddeln, Floßfahren, Trommeln, Singen mit René Pütz, in Aqua-Balls über das Planschbec­ken laufen, einen Vulkanausb­ruch erleben, Brause selbst mixen, Bienen beobachten: Das Fest im Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Waldniel war ein Fest der unbegrenzt­en Möglichkei­ten.

Zum Forschen und Entdecken – das war das Thema der Veranstalt­ung – gab es auch eine fremde Kultur und Religion: Die Vertretung der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinscha­ft für Mönchengla­dbach und den Kreis Viersen hatte die Initiative ergriffen, einen Baum der Freundscha­ft auf dem Gelände des Kinderdorf­s zu pflanzen. Es ist insgesamt der vierte Baum kreisweit, der dritte in Schwalmtal. Vor über zehn Jahren bereits wurde der erste in der Nähe des ehemaligen jüdischen Friedhofs in Waldniel gepflanzt, später einer in Nettetal, vor drei Jahren an der Bethanien-Kindertage­seinrichtu­ng St. Michael.

Der Einsatz für die Natur und vor allem für die Bäume im Park des Kinderdorf­s liege Bethanien sehr am Herzen, erzählt BethanienS­precherin Ann-Katrin Roscheck. Im vergangene­n Jahr seien bereits einige neue Exemplare gepflanzt worden, weil für den Neubau des Regenbogen-Hauses Bäume hätten fallen müssen.

„Wir glauben auf unterschie­dliche Weise an einen Gott“, sagte Kinderdorf­leiter Klaus Esser. „Die Botschaft ist, dass wir euren Glauben respektier­en und miteinande­r leben.“Er erläuterte auch, dass gerade in Indien und Pakistan Anhänger der Ahmadiyya-Gemeinscha­ft wegen ihres Glaubens verfolgt werden – auch und gerade von anderen muslimisch­en Gruppierun­gen. Frieden, so Esser, müsse man immer aktiv betreiben, und weil die Christen im Laufe der Jahrhunder­te auch nicht immer friedlich gewesen seien, sei das heute umso wichtiger.

Für Imam Behzad Ahmad geht es auch darum, ein Zeichen des Friedens zu setzen, in einer Zeit, „in der ein generelles Unbehagen gegenüber dem Islam“herrsche. Die Ahmadiyya-Gemeinscha­ft verstehe sich als Reform-Gemeinscha­ft, die im Islam eine rein friedferti­ge Lehre sieht. Jede Art von Gewaltanwe­ndung sei nicht durch den Koran gedeckt. Für den Tulpenbaum, der nun direkt am Weiher steht, waren schon viele fleißige Hände notwendig. Hinterher konnte jeder, der wollte, ein kleines Kärtchen mit einem Friedensgr­uß aus dem Koran oder der Bibel an den Baum hängen – und dafür war schon eine Leiter erforderli­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany