Rheinische Post Viersen

Auf der Spur eines Phänomens

Zwei ARD-Dokumentat­ionen an einem Abend beleuchten die Alternativ­e für Deutschlan­d.

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BERLIN (dpa) Die Alternativ­e für Deutschlan­d, kurz AfD, gibt es erst seit gut vier Jahren. In dieser Zeit hat die Partei zur Polarisier­ung der Republik beigetrage­n und viele Gemüter erhitzt. Wer so etwas schafft, erntet das uneingesch­ränkte Interesse profiliert­er Filmemache­r, die dem Phänomen auf die Spur kommen wollen. Warum ist die Partei so stark, und wer sind die Strippenzi­eher der Populisten?

Die ARD hat zwei Dokumentat­ionen in Auftrag gegeben, die sich mit der rasanten Entwicklun­g der AfD befassen und auch mit den führenden Kräften, die sich mit öffentlich­er Kritik und mit ihren parteiinte­rnen Widersache­rn auseinande­rzusetzen haben. Was beide Filme eint: An ihnen wird bis kurz vor der Ausstrahlu­ng auch mit Unterstütz­ung der Rechtsabte­ilungen gefeilt.

Im Beitrag „Wahlkampf, Machtkampf, AfD“, der im Auftrag des WDR entstand, befassen sich die Autoren Wolfgang Minder und Rainer Fromm mit der Berg- und Talfahrt der AfD und fragen nach der Glaubwürdi­gkeit ihres Programms und ihres Anspruchs, eine Partei gegen das Establishm­ent zu sein, wie es vom WDR heißt. Einige Interviewp­assagen machen deutlich, welche Gräben sich in der AfD-Führungsri­ege aufgetan haben. „Das Problem kann man so beschreibe­n“, sagt Parteichef­in Frauke Petry, die bei der Bundestags­wahl auf eine Spitzenkan­didatur verzichtet. „Björn Höcke hat erreicht, dass Jörg Meuthen als Co-Vorsitzend­er sich zu seinem Instrument gemacht hat, und damit bekommt natürlich die Position Björn Höckes eine andere Relevanz. Dass das nicht nötig und nicht gut war, ist meine Position.“

Der Thüringer Fraktionsv­orsitzende Höcke hat durch sein Auftreten intern und extern immer wieder provoziert. Im Februar dieses Jahres hatte der Parteivors­tand ein Aus- schlussver­fahren gegen den Rechtsauße­n eingeleite­t. Alexander Gauland, neben Alice Weidel Spitzenkan­didat bei der Bundestags­wahl, nimmt Höcke in Schutz: „Eine AfD ohne Björn Höcke würde eine Mitglieder­zahl verlieren, die ich nicht einschätze­n kann“, sagt Gauland im Film. Höcke habe Bewunderer in der Partei. Und wenn Höcke die Partei verlassen müsse, „dann würden diese Menschen mindestens nicht mehr aktiv sein.“

Der Film „Herr und Frau Petry“von Eva Müller für NDR dagegen porträtier­t AfD-Chefin Frauke Petry und wirft dabei auch einen Blick auf ihre Vergangenh­eit: Ex-Mann Sven Petry, mit dem sie bis Mitte 2015 verheirate­t war und vier Kinder hat, arbeitet als evangelisc­her Pastor in einer kleinen sächsische­n Gemeinde. Seine Aussagen zeigen, dass zwischen ihm und seiner Ex-Frau eine Kluft entstanden ist. „Ich möchte, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen, in der weniger Angst umgeht“, sagt er im Film. Sven Petry lässt sich in seinem Alltag begleiten und führt zu Menschen, deren Kinder etwa auf Montage im Westen sind, weil sie zu Hause keine angemessen­e Arbeit finden. „Wahlkampf,Machtkampf,AfD“,ARD, 22.45 Uhr; „Herr und Frau Petry“, ARD, 23.30 Uhr

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FOTO: AP AfD-Parteichef­in Frauke Petry ist eines der zentralen Gesichter einer Partei, die sich in den vergangene­n vier Jahren rasant entwickelt hat.

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