Rheinische Post Viersen

Verboten — Busfahrer in kurzen Hosen

Die neue Kleiderord­nung treibt vielen NEW-Mitarbeite­rn gerade Schweißper­len auf die Stirn. Früher durften Busfahrer im Sommer bei der Arbeit kurze Hosen tragen. Das ist jetzt verboten – aus ästhetisch­en Gründen. Egal, wie heiß es ist

- VON GABI PETERS

VIERSEN NEW-Betriebsra­tsvorsitze­nder Michael Jans weiß, wie heiß der Job sein kann. Er ist selbst 18 Jahre lang Bus gefahren. „Wir haben im Hochsommer einmal die Temperatur hinter der Frontschei­be gemessen: Das waren 75 Grad, da schmelzen die Dienstvorl­agen regelrecht weg“, sagt er. Auf dem Fahrersitz könnten da gut und gerne noch 45 Grad und mehr erreicht Michael Jans werden. Da verwundert es nicht, dass die Busfahrer der NEW gerne einmal den Dienst am Steuer mit kurzen Hosen antraten. Bis vor einem Jahr war das auch noch möglich. „Und wir waren wirklich froh darüber“, sagt Jans. Doch mit der Wahl zwischen kurz oder lang ist es vorbei. Es gibt eine dienstlich­e Anordnung bei der NEW, die nackte Knie bei den männlichen Busfahrern verbietet. Egal, wie heiß es in den Bussen ist, die alle keine Klimaanlag­e haben.

„Wir sind sehr traurig über die Anordnung. Aber der Vorstand hat entschiede­n und ist nicht kompromiss­bereit“, sagt Jans. Die kurzen Hosen seien aus ästhetisch­en Gründen verboten worden. „Es wurde gesagt, dass dies bei einigen einfach nicht gut aussehe. Und dass es nicht so schlimm sei, im Dienst immer lange Hosen zu tragen, weil es nur wenige heiße Tage im Jahr gebe“, berichtet der Betriebsra­tsvorsitze­nde. Viele Mitarbeite­r sind entsetzt. Zumal bei einem Verstoß gegen die Kleiderord­nung mit Verweis oder sogar Abmahnung gedroht werde.

NEW-Sprecherin Christina Achtnich bestätigt den neuen DressCode. Weil das Unternehme­n durch mehrere Fusionen gewachsen sei, habe man sich entschiede­n, eine einheitlic­he Dienstklei­dung anzu- schaffen – auch um eine „positive Außenwirku­ng“zu erzielen. Beerenfarb­ene Polo-Shirts und dunkelblau­e Hosen gehörten nun zur neuen Arbeitsgar­derobe aller NEW-Mitarbeite­r.

Dass die NEW-Linienbuss­e keine Klima-Anlage besitzen, hat laut Unternehme­nssprecher­in ökologisch­e Gründe. Klimatisie­rt würden die Fahrzeuge fünf bis 15 Prozent mehr Sprit verbrauche­n. „Eine Klimaanlag­e in einem geschlosse­nen Pkw macht Sinn, in einem Bus, in dem permanent die Türen geöffnet werden, ist das anders“, erklärt Christina Achtnich.

Am Donnerstag vergangene­r Woche werden viele Busfahrer wohl bei den tropischen Temperatur­en an die 35 Grad in ihren langen Hosen auf dem Fahrersitz geklebt haben. Sie ärgerten sich vor allem über eine Mitteilung, die passend zur Wettervorh­ersage einen Tag vorher ausgehängt worden war. Auszüge daraus im Wortlaut: „Aus gegebenem Anlass weisen wir darauf hin, dass mit Einführung der neuen Dienstklei­dung laut konzernwei­ter Arbeitsanw­eisung Nr.16/2016, Stand 1. August 2016, das Tragen von Bermudasho­rts sowie 7/8-Hosen untersagt ist. Des Weiteren ist ein Kombiniere­n von alter und neuer Dienstklei­dung ausdrückli­ch nicht gestattet. Wie bitten um zwingende Einhaltung dieser Anordnung!“

Ganz aufgegeben hat der NEWBetrieb­srat allerdings noch nicht: Er will laut Jans einen neuen Vorstoß unter dem Gesundheit­sschutz für variable Beinkleide­r für Busfahrer starten. Michael Jans: „Einen Bus bei großer Hitze zu steuern, ist wie Fahren mit einer schweren Erkältung.“Und wenn dann noch eine schweißnas­se Hose die Beinfreihe­it störe...

„Uns wurde gesagt, dass kurze Hosen bei einigen Fahrern einfach nicht gut aussehen“ NEW-Betriebsra­tsvorsitze­nder

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FOTO: ACHIM BLAZY In Viersen und Mönchengla­dbach durften Busfahrer im Dienst der NEW bis vor einem Jahr in kurzen Hosen fahren. Jetzt sind nackte Knie wie in diesem Bus im Dienst tabu. Bei Zuwiderhan­dlung drohen Verweis und Abmahnung.

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