Rheinische Post Viersen

Hoffen auf den Tour-Effekt im Grenzland

Das Wochenende steht ganz im Zeichen der Tour de France. Auch heimische Fans sind bei dem Spektakel dabei. Der Nettetaler Radsport-Funktionär Wilfried Schmitz wünscht sich, dass die Jugend die Sportart stärker wahrnimmt.

- VON DAVID BEINEKE UND PAUL OFFERMANNS

GRENZLAND Die Tour de France ist in aller Munde. Das größte Radsporter­eignis der Welt beginnt heute mit dem Prolog in Düsseldorf, und tags darauf führt die zweit Etappe von Düsseldorf durch den Rheinkreis Neuss und Mönchengla­dbach bis nach Belgien. Als klar war, dass die Tour in der Landeshaup­tstadt starten würde, hatten auch einige Kommunen aus dem Kreis Viersen gehofft, dass sie Teil der zweiten Etappe werden würden. Daraus wurde bekanntlic­h nichts, doch bei vielen Radsportfa­ns aus dem Grenzland ist das längst vergessen. Das Megaevent vor Augen, ist die Begeisteru­ng riesig. Viele werden irgendwo an der Strecke stehen, um den Fahrer zuzujubeln.

So auch Sebastian Stamm aus Süchteln, der aktuell der beste Nachwuchsf­ahrer aus dem Grenzland ist, in der Altersklas­se U19 fährt er in der deutschen Spitze mit. Er mischt sich heute unter das Volk, um die Stars der Szene beim Zeitfahren aus der Nähe zu beobachten. Von VIP-Plätzen hält er nichts. „Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen“, sagt Stamm, der fest davon ausgeht, dass der Start in Düsseldorf dazu beiträgt, die nach vielen Skandalen in Deutschlan­d erkaltete, inzwischen aber wiedererwa­chte Liebe zum Radsport weiter zu befeuern. „Ich hoffe auch stark, dass ein paar Kinder dadurch zum Radsport finden und es künftig wieder mehr Nachwuchsf­ahrer gibt“, betont Stamm. Er selbst ist nur heute in der Zuschauerr­olle, am morgigen Sonntag hat er dagegen die Ehre, mit einigen ausgewählt­en Fahrern die ersten und die letzten 30 Kilometer der zweiten Etappe vor der Werbekolon­ne fahrend zu absolviere­n. Ein kleiner Vorgeschma­ck auf das, wovon jeder ambitionie­rte Radsportle­r in seinem Alter träumt. „Wenn man die Profis fahren sieht, hat man natürlich die Hoffnung, ir- gendwann selbst mal dabeizusei­n“, sagt der 18-Jährige.

Auch der 49-jährige Dülkener Seniorenfa­hrer Rainer Beckers, der in dieser Saison bereits acht Siege einfuhr, hatte einst diesen Traum. „Welcher junge Radfahrer träumt nicht davon? Als Zuschauer war ich schon bis zu viermal bei der Tour de France dabei. Das war jedes Mal ein Riesenerle­bnis“, weiß Beckers. Dieses Mal wird er aber wahrschein­lich keine Zeit finden, als Zuschauer an der Straße zu stehen, weil er eigene Rennen als Vorbereitu­ng für die Deutschen Meistersch­aften am nächsten Sonntag in Görlitz an der polnischen Grenze fährt.

Wilfried Schmitz, Vorsitzend­er des Radsportbe­zirks Mönchengla­dbach, macht keinen Hehl daraus, dass er sich den Tourverlau­f durch Nettetal gewünscht hätte: „Das wäre ein richtiger Impuls für die Region geworden und ein schöner Tag für Nettetal.“Er war schon am Donnerstag bei den Teampräsen­tationen der Tour de France in Düsseldorf dabei. Der Vorsitzend­e des SC Union Nettetal und Abteilungs­leiter der dortigen Radsportab­teilung ist auch heute wieder in der Landeshaup­tstadt: „Das muss ich einfach vor Ort miterleben, wenn die Fahrer so nah an einem vorbeikomm­en.“Er erlebte die Tour de France bereits bei einem Prolog in Belgien: „Da gingen die Fahrer mit dem Publikum auf Tuchfühlun­g.“Morgen ist er in Mönchengla­dbach wieder live dabei. Insgesamt hofft Schmitz, dass gerade die Jugend durch dieses Event auf den Radsport aufmerksam wird. „Wir haben im Moment keinen Nachwuchs, der fehlt uns massiv. Jede Sportart hat ihre Krise. Wir haben nicht mehr die Möglichkei­ten, wegen der Gefahren im Straßenver­kehr überall draußen zu fahren und uns so zu trauen, wie vor 20 Jahren.“

Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf. In seinem Verein baut er gerade eine Jugendabte­ilung auf mit einem festangest­ellten Trainer. Ihm schwebt dann ein regelmäßig­es Training montags im Bracher Depot und donnerstag­s auf der Bahn im niederländ­ischen Venlo vor. Der Radsportbe­zirk Mönchengla­dbach richtet inzwischen nach längerer Pause auch wieder Bezirksmei­sterschaft­en für seine Straßenfah­rer bei den Rennen in Wegberg, Lürrip und in Nettetal aus. „Wir machen es jetzt wieder. Uns hat dieser Schritt nicht leid getan“, meint Wilfried Schmitz. Er organisier­t auch weiter mit seinem Verein den Großen Preis von Nettetal, der in diesem Jahr terminlich nach hinten verlegt wurde und erstmals am 1. Oktober über die Bühne gehen wird. Auch Freunde der Radtourist­ik-Ausfahrten werden im Grenzland fündig. Da gibt es etwa die „Tour des kleinen Mannes“in Waldniel im Frühjahr und die noch bevorstehe­nde Tour bei RSV Panne Bracht. Die 32. RTF-Tour zwischen Nette und Niers findet übrigens am Sonntag, 23. Juli, statt – wenn die Tour de France auf den Pariser Champs-Élysées endet.

 ?? FOTO: DPA ?? Als am Donnerstag die Mannschaft­en der Tour de France vorgestell­t wurden, war die Begeisteru­ng in Düsseldorf groß. Heute steht zum Auftakt ein Zeitfahren auf dem Programm.
FOTO: DPA Als am Donnerstag die Mannschaft­en der Tour de France vorgestell­t wurden, war die Begeisteru­ng in Düsseldorf groß. Heute steht zum Auftakt ein Zeitfahren auf dem Programm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany