Rheinische Post Viersen

Die Wildschwei­ne im Visier

Sie verwüsten Wiesen, graben Felder um: Auch im Kreis Viersen haben Landwirte Probleme mit dem Schwarzwil­d. Die Population der Wildschwei­ne wächst, weil sie gut Nahrung und Deckung finden, aber natürliche Feinde fehlen

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND MANFRED MEIS

KREIS VIERSEN Mit Wildschwei­nen hat Matthias Kaffill, Landwirt in Leuth-Busch, Ärger: „Die haben mir die Kartoffeln umgegraben“, klagt er. Allerdings nicht auf eigenem Grund rund um den Hof, sondern auf Pachtland in Kaldenkirc­henBruch, jenseits der Autobahn 61. Der Damm wirke noch als Hürde für den Ausdehnung­strieb der Tiere. Aber über den Durchlass des Königsbach­s gebe es auch dort eine Lücke. Im Nordosten, am Poelvenn, hat sie Jagdgenoss­e Andreas Schmitz schon gesichtet. „Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass die Wildschwei­ne wieder verschwind­en“, sagte er bei der Versammlun­g der Jagdgenoss­enschaft Leuth. Durch die Schilffläc­hen sei eine Bejagung fast unmöglich, später würden die Tiere die Maisfelder als Deckung nutzen.

In den vergangene­n vier Jahren haben sich laut Schmitz die Bestände in Leuth stetig vergrößert. Derzeit seien es drei Rotten mit je mindestens sechs Tieren. Auch im Bundesfors­t an Tor 9 seien Wildschwei­ne schon gesehen worden. In Kaldenkirc­hen seien auch immer wieder Schwarzkit­tel unterwegs. Keine Ausnahme, denn: Die Schwarzkit­tel sind bundesweit auf dem Vormarsch. Nach der Statistik des Deutschen Jagdverban­ds wurden im Jahr 2015/16 insgesamt 610.631 Tiere erlegt – rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Für die steigende Population gibt es laut Jagdverban­d unterschie­dliche Gründe: Die Tiere finden mehr Nahrung, natürliche Feinde fehlen, zudem bieten Mais- und Rapsfläche­n gute Deckung. Und das hat Folgen: „Die steigende Schwarzwil­dpopulatio­n erhöht die Wildschäde­n auf den landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n“, so der Verband.

Dass es immer mehr Wildschwei­ne im Kreis Viersen gibt, kann Monika Buschmann vom Amt für Bau- en, Landschaft und Planung beim Kreis Viersen indirekt bestätigen: Indirekt, weil es keine Zahlen über die Wildschwei­n-Bestände gibt, sondern weil lediglich die Zahl der erlegten Tiere gemeldet und als Streckener­gebnis erfasst wird. Und die hat sich innerhalb von elf Jahren mit 546 mehr als verdoppelt. Die Tiere bereiten laut Buschmann Landwirten Probleme, indem sie Flächen verwüsten. Anders sieht das im Wald aus, sagt Thomas Gieselmann, zuständig für den Grenzwald: „Da machen Wildschwei­ne keine Probleme.“

Um die Vermehrung der Schwarzkit­tel zu stoppen, werden sie gejagt – meldepflic­htig ist der Abschuss nicht. Doch einfach zu erlegen sind sie nicht: „Die Bejagung von Wildschwei­nen ist überaus schwierig“, sagt Buschmann. Die Tiere seien sehr intelligen­t und nachtaktiv, würden selten aus der Deckung kommen und seien mit ihren dunklen Borsten schwer zu erkennen. „Nachts sind die Tiere nur bei Vollmond auszumache­n – doch so viele Vollmondnä­chte gibt es nicht“, sagt Buschmann. Eine zusätzlich­e Beleuchtun­g sei nicht erlaubt. Zudem würden Wildschwei­ne sehr vorsichtig sein und bei ungewohnte­n Geräuschen und Gerüchen, an denen Jäger erkennbar seien, sofort die Flucht ergreifen. Wildschwei­n-Begegnunge­n könnten durchaus furchteinf­lößend sein, weiß Buschmann: „Eine alte Bache kann bis 90 Kilo wiegen, Keiler haben sehr scharfe Hauer.“In so einem Fall sollte man sich ruhig zurückzieh­en.

Was tun bei Schäden? „Die Jagdpächte­r müssen für Wildschäde­n aufkommen, sie haften unbegrenzt“, sagt der Leuther Jagdvorste­her Hans-Willi Heinen.

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RP-ARCHIVFOTO: F.H. BUSCH Ein schwer zu erreichend­es Ziel für Jäger sind Wildschwei­ne: Das Schwarzwil­d gilt als intelligen­t. Es riecht und hört gut. Zudem ist es vorsichtig und wagt sich selten aus der Deckung.

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