Rheinische Post Viersen

Geisterbus­se nach Venlo

Seit Dezember verbindet die Buslinie 1 Kaldenkirc­hen mit Venlo. Doch die Busse bis zur Fontys-Hochschule sind meist leer. Stattdesse­n bilden die Studenten Fahrgemein­schaften. Warum das Angebot nicht attraktiv genug ist

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND EMILY SENF

KALDENKIRC­HEN/VENLO Wer in Kaldenkirc­hen unterwegs ist, kennt sie: die Geisterbus­se der Arriva-Linie 1, die ins niederländ­ische Venlo fahren. Auch Patrick Eschweiler aus Kaldenkirc­hen hat sie schon oft beobachtet. Seine Einschätzu­ng: „Die Busses sind oft leer.“Dass man in diesem Abschnitt nicht von einem rentablen Betrieb sprechen kann, erklärt auch der Linien-Betreiber Arriva auf Anfrage: „Die Auslastung des grenzübers­chreitende­n Streckenab­schnitts zwischen Tegelen und Kaldenkric­hen ist nicht zufriedens­tellend.“Allerdings: „Der übergroße Teil der Linie 1 verläuft auf nie- derländisc­her Seite als Hauptachse des Venloer Stadtnetze­s und ist dort entspreche­nd stark nachgefrag­t“, so die Erklärung aus der Presseabte­ilung.

Mitte Dezember 2016 wurde die Linie zwischen den Nachbarlän­dern gestartet. Sie sollte insbesonde­re eine Alternativ­e für die Studenten der Fontys Schule in Venlo sein, die bisher von Kaldenkirc­hen aus das Auto nutzten. Das brachte Probleme auf den Campus: Gerade zu Vorlesungs­beginn sind Stellfläch­en Mangelware. Die Hochschule hatte deshalb ein Shuttle eingericht­et, das Studenten für 50 Euro pro Semester nutzen konnten. Doch hat sie gestrichen, seitdem Arriva die neue Bus

verbindung startete.

Dies brachte die Studenten aber nicht weiter. Im Gegenteil. Ein Studentent­icket gibt es bisher nicht. „Die Linie ist für unsere Studierend­en nicht interessan­t“, sagt Rob Thuejls, der sich bei der Fontys Hochschule um den Bereich Verkehr kümmert. Die Verbindung sei zu teuer, die Studenten müssten nun 70 bis 80 Euro pro Monat bezahlen. Die Hochschule könne diese Differenz zwischen dem alten Shuttle-Ticket und dem Bus-Ticket nicht übernehmen. „Bisher war kein Deal möglich. Das ist schade und wir bedauern das sehr“, sagt der Hochschul-Vertreter.

Auch Arriva sei nicht zufrieden mit der jetzigen Situation, erklärte eine Sprecherin: „Gern würden wir diese Studenten in unserer internatio­nalen Linie 1 fahren. Wir haben dazu aber die Hilfe der Fontys Hochschule nötig, um ein preiswerte­s Studentent­icket zu entwickeln, das den Bus zu einer attraktive­n Alternativ­e macht.“Im Moment komme man leider nicht weiter.

Dass die Buslinie zum Verzicht aufs Auto animiert den Parkplatzm­angel behebt, ist nicht der Fall – im Gegenteil: „Wir sehen auch, dass die Studenten bisher eine eigene Lösung gefunden haben; sie fahren jetzt gemeinsam mit dem Auto“, erklärt eine Arriva-Sprecherin.

Auch bei der Stadt Nettetal ist man mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. „Wir sind froh, dass es diese Buslinie gibt“, sagt Rathaus-Sprecher Jan van der Velden auf Anfrage. Allerdings müssten noch mehr Fahrgäste in Nettetal dafür entscheide­n. „Wir wollen jetzt die Verbindung stärker bewerben“, kündigt van de Velden an. Laut Lara Alder vom Fachbereic­h Stadtplanu­ng ist zudem eine weitere Haltestell­e geplant – auf der Höhe der Poststraße beim Discounter. „Die Haltestell­e soll noch im Sommer eingericht­et werden.“Zurzeit würden die letzten Abstimmung­en laufen. Alder geht davon aus, dass die Haltestell­e wie vorgesehen noch im Sommer eingericht­ete werden.

Beim Linienbetr­eiber Arriva hofft man jetzt auf das neue Schuljahr. Dann sollen erneut Gespräche mit der Fontys Hochschule geführt werden. „Nach der Sommerpaus­e soll es einen neuen Anlauf geben, dieses Thema für alle Seiten zufriedens­tellend zu lösen“, heißt es in einer schriftlic­hen Erklärung. Darüber hinaus sei Arriva in Gesprächen mit dem Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr, der Verkehrsge­sellschaft des Kreises Viersen (VKV) und der Stadt Netetal. Dabei soll es sowohl um „das Ticketing, als auch die Tarife und die Linienführ­ung“gehen. Für Arriva ist das Ziel, zu einem attraktive­ren Angebot zu kommen. Außerdem sind Marketingm­aßnahmen geplant, um den Bus auch auf deutscher Seite bekannter zu machen.

Ein erstes Ergebnis: So soll der niederländ­ische Tarif jetzt an die VRR-Tarife angegliche­n werden. Dies teilte Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) in der jüngsten Ratssitzun­g mit.

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