Rheinische Post Viersen

Gladbacher Probleme vor dem Tor

Beim Telekom-Cup im Borussia-Park erzielte nur Sieger Bayern München Treffer in der regulären Spielzeit.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Hauptattra­ktion des Tages musste warten. Im Halbfinale des Telekom-Cups im Mönchengla­dbacher Borussia-Park saß James Rodriguez, die Edel-Leihgabe von Real Madrid, nur auf der Bank. Der FC Bayern besiegte 1899 Hoffenheim auch ohne den Kolumbiane­r 1:0. Dann kamen das Endspiel gegen Bremen und James. Gut erzogen ist der 26-Jährige offenbar. Auf dem Weg zum Debüt gab er dem Schiedsric­hter-Gespann artig die Hand. Dann spielte er zum ersten Mal für den FC Bayern mit der Nummer 11. „Ich freue mich über den ersten Titel“, sagte er nach dem 2:0Sieg.

Seine Leistungss­chau: ein Kopfballve­rsuch (3.), ein Freistoß-Versuch (5.), ein Schlenzer (15.), er forderte den Ball, spielte den einen oder anderen klugen Pass, vom rechten Flügel zog er immer wieder in die Mitte. Die Tore erzielten indes Robert Lewandowsk­i gegen Hoffenheim, und im Finale Thomas Müller und Juan Bernat. Müller verschoss noch einen Elfmeter.

Die Bayern sind in Deutschlan­d Extraklass­e, das belegte der Wettbewerb in Gladbach. Der Meister war auch das einzige Team, das Tore erzielte. Alle Spiele ohne Münchner Beteiligun­g endeten 0:0 und wurden im Elfmetersc­hießen entschiede­n. Dabei war Gastgeber Borussia zweimal zweiter Sieger gegen Bremen und Hoffenheim. Mancher fühlte sich an das verlorene Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt erinnert, auch da war der Gegner vom Punkt besser. „Aber wir sind ja nicht hier, um Elfmetersc­hießen zu üben. Insgesamt bin ich mit unseren Auftritten nicht unzufriede­n“, sagte Trainer Dieter Hecking. Er sah durchaus ordentlich­e spielerisc­he Ansätze.

Borussias Nationalsp­ieler waren noch nicht dabei, sie sind erst seit Freitag wieder da. Dafür spielte Zwölf-Millionen-Euro-Zugang Denis Zakaria erstmals von Beginn im zentralen Mittelfeld. Der Schlaks mit den schier endlos langen Beinen tat, was auch Bayerns Super-Star James tat – er deutete seine Qualität an. Aggressiv im Zweikampf, lauf- freudig und gewieft in der Ballerober­ung ist der Schweizer. Der Hingucker der bisherigen Vorbereitu­ng ist aber der Franzose Mickael Cuisance. Beim 2:2 in Eupen traf der noch 17-Jährige mit einem sehenswert­en Freistoß, auch am Samstag spielte er forsch auf.

Das Turnier war für die Borussen der Schlusspun­kt des ersten Teils der Vorbereitu­ng. Nach dem gestrigen Familienta­g beginnt heute die zweite Phase mit dem Trainingsl­ager in Rottach-Egern (hier werden die Borussen auch ihren Ex-Trainer Lucien Favre wiedersehe­n, der mit Nizza zum Testspiel kommt). „Viele junge Spieler hatten die Chance sich zu zeigen, jetzt kommt mit den Nationalsp­ielern noch mehr Qualität dazu“, fasste Hecking die ersten zwei Wochen zusammen. Yann Sommer, Fabian Johnson, Jannik Vestergaar­d, Ibo Traoré, Laszlo Bénes sollen sich am Tegernsee „in die Gruppe reinraufen, es wird auch den einen oder anderen Lauf geben, und es geht darum, dass das Zusammensp­iel eine Einheit wird“, umschrieb Hecking die To-do-Liste. Danach steigen dann auch die Confed-Cup-Sieger Lars Stindl und Mattias Ginter, der 17-Millionen-EuroTransf­er aus Dortmund, in die Vorbereitu­ng ein.

Hecking und Manager Max Eberl werden auch noch einmal überprüfen, ob dem Kader noch etwas fehlt. Nimmt man die Erkenntnis­se des Samstags, müsste noch ein Stürmer kommen mit Coolness vor dem Tor. Es gab zwar recht gute Chancen, aber eben keinen Treffer. Die letzte Entschloss­enheit fehlte vor dem Tor. Es ist auch noch mit weiteren Abgängen (sieben gibt es bereits) zu rechnen. Timothée Kolodziejc­zak hat zum Beispiel Wechselamb­itionen angedeutet, auch Borussia ist nicht abgeneigt, die Geschichte nach nur einem halben Jahr wieder zu beenden. Der Verteidige­r, der im Winter aus Sevilla kam, fehlt am Tegernsee, weil er einen Muskelfase­rriss hat. Derweil hoffen die Bayern, dass ihr Spanien-Zukauf James, der ab heute mit seinem neuen Klub auf Asien-Tournee ist, ganz anders in der Bundesliga ankommt als Gladbachs „Kolo“.

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FOTO: DPA Dreikampf: die Bremer Thomas Delaney (6) und Jerome Gondorf gegen den Mönchengla­dbacher Mickael Cuisance.

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