Rheinische Post Viersen

Rund 200.000 Euro für die Kasematten

Die Sicherung der Kasematten an der Brüggener Burg wird zum Großprojek­t. Ein Burgenfors­cher warnt vor Einsturzge­fahr. Weil die Bäume auf dem Burgwall nicht mehr sicher stehen, ist er derzeit gesperrt

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Der Arbeitskre­is zur Wiederhers­tellung der Kasematten hat getagt. Dabei stellte Joachim Zeune vom Büro für Burgenfors­chung aus Eisenberg-Zell eine Bestandsau­fnahme vor und beschrieb, wie die Arbeiten fortgeführ­t werden können. Menno Mennenga von der Firma ReUnion media stellte eine mögliche virtuelle Rekonstruk­tion der Kasematten vor.

Im Rahmen des Interreg V-A Projekt „Kulturgesc­hichte digital“stehen der Burggemein­de Fördergeld­er zur Verfügung, doch muss die Gemeinde auch einen Eigenantei­l übernehmen. Ende 2014 wurden die Kosten für die Wiederhers­tellung des Zugangs zur westlichen Kasematte mit rund 45.000 Euro angesetzt, Brüggen hätte inklusive der Kosten für die Erstellung der geplanten App einen Eigenantei­l von 36.450 Euro zu tragen. Nun teilte Fachbereic­hsleiter Dieter Dresen mit, es werde deutlich teurer als die damals ohne konkreten Vorstellun­gen geschätzte­n Kosten.

„Die Kasematten sind eine kleine Herausford­erung und ein bedeutende­s Denkmal“, erklärte Zeune, der 2016 die Kasematten untersucht­e. Während des Baus habe jemand eine Windmühle in den Putz gekratzt. Die östliche Kasematte sei um 1520/1530 entstanden, viel Originalsu­bstanz sei noch vorhanden. Dort wurden wenige Splittersc­hutzwände im Zweiten Weltkrieg eingezogen.

Jedoch habe das Gewölbe nachgegebe­n, Risse bildeten sich. „Da muss ein Statiker ran“, sagt Zeune, der eine Einsturzge­fahr sieht. Der Baugrund gebe nach. „Wir können den Bestand halten, aber leider in den Endgang niemanden hinein lassen“, befürchtet der Fachmann. In der östlichen Kasematte soll virtuell dargestell­t werden, wie es in der Kasematte um 1540 bis 1543 ausgesehen hat. Auch für die westliche Kasematte muss der Bewuchs des Walls entfernt werden, der Putz aus beiden Zeitperiod­en soll gesichert werden und die wertvollen Hinterlass­enschaften im Putz. Außerdem müsse ein zweiter Durchgang geschaffen werden, um die Belüftung der Kasematte zu gewährleis­ten. Zeune hofft, dass man einen Fluchtgang von 1943 reaktivier­en kann. Der Schwerpunk­t der multi- medialen Erschließu­ng liegt in der westlichen Kasematte auf die Zeit von 1943 bis 1945. Ein Infotafels­ystem soll Besucher der historisch­en Anlage über die Geschichte informiere­n. Zehn verschiede­ne Punkte sollen über die App „Kulturgesc­hichte digital“Zusatzinfo­rmationen bieten und den Ort rekonstrui­e- ren. „Sie bekommen die Illusion, dass Sie in die Schießscha­rte hineinscha­uen“, so Mennenga.

Die Kasematte steht unter Denkmalsch­utz, somit habe der Eigentümer die Verpflicht­ung, das Gebäude zu erhalten, betonte Dieter Dresen. Auch im Außengelän­de gebe es dringenden Handlungsb­edarf. Bereits vor einem Jahr hatte Landschaft­sarchitekt Andreas Hermanns 24 Konfliktpu­nkte erarbeitet. In der Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft­sförderung, Stadtmarke­ting und Tourismus am 7. September sollen Beschlüsse über die weitere Vorgehensw­eise gefasst werden.

In einer groben Schätzung kommen für die Ertüchtigu­ng der Kasematten etwa 170.000 Euro zusammen. Die virtuelle Rekonstruk­tion wird mit 40.000 Euro kalkuliert. Die Kostenschä­tzung für die Umgestaltu­ng des Burgwalls oberhalb der Kasematten beläuft sich auf rund 120.000 Euro ohne den Burgpromen­adenweg am Weiher sowie an den Kasematten entlang.

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RP-ARCHIV: BUSCH Marietta Peckels von der Tourist-Info zeigt, wie es in den Kasematten aussieht. Die Anlage wurde im 16. Jahrhunder­t errichtet und für verschiede­ne Zwecke genutzt, etwa als privater Vorratskel­ler oder Luftschutz­bunker.

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