Rheinische Post Viersen

Nordtveit: „In Deutschlan­d ist es leichter für uns“

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MÖNCHENGLA­DBACH (jaso) Niemand fiel Markus Feldhoff im Kabinengan­g um den Hals. Werder Bremens Co-Trainer gehörte zwar zum Kreis der Ex-Borussen beim Telekom Cup, seine Zeit am Niederrhei­n liegt aber mehr als 18 Jahre zurück und war in der Abstiegssa­ison 1998/ 1999 nicht gerade von Erfolg gekrönt. Immerhin bestritt er gemeinsam mit Max Eberl dessen Debüt. Besser in Erinnerung ist Max Kruse geblieben, der im Halbfinale zwischen seinen Bremern und Gladbach einer der auffälligs­ten Akteure war und den entscheide­nden Elfmeter cool wie immer verwandelt­e.

Während der FC Bayern ohne Gladbacher Spurenelem­ente kam (Uli Hoeneß saß auf der Tribüne lediglich neben Hans Meyer), war es bei 1899 Hoffenheim gleich ein Quintett. Zum Funktionst­eam gehört Borussias ehemaliger Athletikco­ach Chris Weigl, und vor dem Spiel gegen den Rekordmeis­ter stellten sich gleich vier ehemalige Gladbacher hintereina­nder auf: Eugen Polanski führte Hoffenheim als Kapitän auf den Rasen, dahinter Havard Nordtveit, Nico Schulz und Lukas Rupp. Sie alle hatten so ihre Probleme gegen spielfreud­ige Bayern.

Nordtveit hatte es hinten rechts in der Dreierkett­e mit Franck Ribéry zu tun – auch kein Spaziergan­g im Park. Doch der Norweger ist zunächst einmal froh, überhaupt wieder zu spielen. 2016 hatte er Borussia ablösefrei verlassen und war zu West Ham United nach London gewechselt. „Ich habe immer gesagt, dass ich die Premier League probieren will. Das habe ich jetzt gemacht und in meinem Lebenslauf stehen“, sagte Nordtveit im Gespräch mit unserer Redaktion. Positivere­s ließ sich für ihn aus diesem Jahr kaum ziehen, er spielte nur 16-mal für West Ham in der Liga, selten von Be- ginn an. „Ich hatte viele kleine Verletzung­sprobleme mit der Hüfte oder dem Sprunggele­nk“, sagte Nordtveit. Mit derartigen Wehwehchen hätte er vergangene Saison gut zu Borussia gepasst, deren Abschneide­n er von London aus weiter aufmerksam verfolgte. „Viel Pech war dabei, gerade im Halbfinale des DFB-Pokals“, sagte er.

Die Metropole London und der Naturliebh­aber Nordtveit – es hat einfach nicht gepasst. „Es war nicht nur eine fußballeri­sche Entscheidu­ng“, sagte er zu seiner Rückkehr in die Bundesliga. „Meine Frau und ich haben uns gesagt, dass es mit den Kindern in Deutschlan­d leichter ist, es ist mehr wie Norwegen als England.“In Hoffenheim und Umgebung hat der 27-Jährige nun sogar Berge vor der Haustür: „Es ist ganz ruhig, die Natur ist super.“

Auch bei der TSG verdient Nordtveit dem Vernehmen nach sehr gut, allerdings nicht so üppig wie in der Premier League, wo er 4,3 Millionen Euro pro Saison einstrich und zum bestbezahl­ten norwegisch­en Fußballer der Geschichte wurde. Trotzdem zeigt sein Werdegang, dass England im Fußball nicht immer das gelobte Land ist, dass es einen Profi nicht glücklich macht, seine Zeit auf der Bank oder der Tribüne abzusitzen und sich mit dem Gehaltszet­tel zu trösten.

Hoffenheim steckt nach dem vierten Platz und den Abgängen der Schlüssels­pieler Sebastian Rudy und Niklas Süle in einer ähnlichen Lage wie Gladbach 2012, da war Nordtveit noch ein Jungprofi. Stand eine Rückkehr zu Borussia zur Debatte? „Ich habe viel mit Julian Nagelsmann und Alexander Rosen gesprochen. Danach fiel die Wahl leicht“, sagte Nordtveit. Und dann wäre da noch die Idylle im RheinNecka­r-Gebiet.

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FOTO: AP Havard Nordtveit (rechts) gegen Bayerns Robert Lewandowsk­i.

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