Rheinische Post Viersen

Wenn Rinder und Ziegen die Landschaft offen halten

Overhetfel­der können „Agrar-Familie 2017“werden — mit einem Projekt im ehemaligen Militärgel­ände an der B221

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NIEDERKRÜC­HTEN (hah) Landwirtsc­haft und Naturschut­z? Passt das zusammen? Helmut Jakobs, Landwirt aus Overhetfel­d, die Naturschut­zstation Haus Wildenrath und der Bundesfors­tbetrieb Rhein-Weser sagen Ja.

Seit inzwischen zwei Jahren gibt es ein „Beweidungs­projekt“auf dem ehemaligen Militärgel­ände an der B221 zwischen Niederkrüc­hten und Arsbeck. Hinter dem sperrigen Wort „Beweidungs­projekt“verbergen sich quietschfi­dele Rinder und Ziegen. Sie sind Pflegehelf­er im Naturschut­z.

Weil der Bereich als Militärgel­ände seit den 1950er-Jahren komplett abgeschirm­t war und ein großer Bereich als Truppenübu­ngsgelände seit 1975 immer wieder von nachwachse­nden jungen Bäumen befreit werden musste, konnte sich eine offene Landschaft entwickeln, die vielen Tier- und Pflanzenar­ten Lebensraum bietet. 21 Pflanzenar­ten, die auf der Roten Liste stehen, sind dort beheimatet, ebenso acht Vogelarten. Dazu kommen noch schutzwürd­ige Arten wie die Schlingnat­ter, die Kreuzkröte oder die Zauneidech­se.

Nach dem Abzug der Briten wäre das 33 Hektar große Gebiet wohl schnell überwucher­t worden – schon binnen weniger Jahre kann ein kompletter Wald entstehen und alles, was darunter wuchs, verschwund­en sein.

Ein Areal dieser Größe mit Menschen- oder Maschinenk­raft zu bearbeiten und freizuhalt­en wäre – unter anderem finanziell – nicht machbar. Aber die Tiere können das. Und augenschei­nlich fühlen sie sich wohl dabei. Helmut Jakobs und seine Familie – neben ihm gehören noch Ehefrau Martina, Sohn Christian und dessen Freundin Eva Abs dazu – haben in diesen zwei Jahren viele positive Erfahrunge­n gemacht. Und sie haben viel über das Verhalten der Tiere gelernt. Die Kühe bringen ihre Kälber ohne Hilfe zur Welt, und manche von ihnen legen sie ähnlich wie Rehe ab, um sie zunächst vor den Blicken der Menschen zu verbergen. Die Familie setzt sich mit Feuereifer für das Projekt ein. Möglicherw­eise kann es sogar in Zukunft noch auf weitere Flächen ausgeweite­t werden.

Das Netzwerk Agrarmedie­n sucht nun aktuell die „Agrar-Familie 2017“. Die Aktion des Deutschen Landwirtsc­haftsverla­gs läuft noch bis kommenden Montag, 24. Juli. Familie Jakobs ist als eine von zwölf Familien in die Endaussche­idung gekommen. Um nun ganz vorne zu landen, braucht sie „Klicks“. Auf agrar-familie.de kann man sich die Kurzbeschr­eibungen zu allen zwölf Familien ansehen und abstimmen.

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FOTO: AHLEN Auch diese Ziege des Landwirts Helmut Jakobs ist Teil des Beweidungs­projekts.

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