Rheinische Post Viersen

Und was, wenn keiner Olympia in NRW will?

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Die Pläne der Landesregi­erung für Olympische Spiele in NRW schlagen Wellen. Keine Woche nach der Präsentati­on ist das Land in zwei Lager gespalten.

Die Befürworte­r loben das Konzept, das 80 Prozent der Spiele in bereits vorhandene­n Sportstätt­en austragen will, als nachhaltig: Was schon da ist, muss nicht erst gebaut werden und kann keine Belastung mehr werden. Schon deshalb seien die Freuden und der Imagegewin­n für die Region größer als die Risiken.

Die Gegner fragen, was in den kommenden 15 Jahren nicht doch alles in die eingeplant­en 16 Stadien, 24 Großsporth­allen und drei Messegelän­de investiert werden muss, damit diese auch 2032 noch fit für Olympia sind. Sie verweisen darauf, dass die Sommerspie­le 1960 bis 2012 im Schnitt zweieinhal­b Mal mehr als versproche­n gekostet haben. Und das für eine Veranstalt­ung, die nach all ihren Doping- und Korruption­sskandalen mehr Anlass für

Für manche Sportfunkt­ionäre ist der Bürgerwill­e ein vernachläs­sigbarer Plagegeist. Diese Haltung ist Ausdruck jener Selbstherr­lichkeit, die Olympia in die Krise gestürzt hat.

polizeilic­he Ermittlung­en als für Bewunderun­g bietet.

In einer besonderen Krise steckt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der mit seinen Plänen für Spiele in Deutschlan­d gleich dreimal Schiffbruc­h erlitt: Leipzig scheiterte an Standortmä­ngeln, in München und Hamburg wollten die Bürger die Spiele nicht. Ex-DOSBChef Thomas Bach, heute Chef des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), hatte für die Bürgerbefr­agung geworben. Der Präsident des Landesspor­tbundes in NRW, Walter Schneeloch, bezeichnet­e das jetzt in einem Interview als Fehler. Offenbar, weil seither kaum noch Großsporte­reignisse in Deutschlan­d durchsetzb­ar sind.

Die Haltung scheint zu sein: Besser die Bürger nicht fragen, dann gibt es auch keine unbequemen Antworten. Sieht der Sportverma­rkter Michael Mronz, der die NRW-Bemühungen um Olympia koordinier­t, das auch so?

Als er die Pläne am Freitag mit Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) präsentier­te, sagte Mronz: „National müssen wir die Menschen abholen. Internatio­nal müssen wir Stimmen sammeln.“Für die Betroffene­n soll also ein bisschen Werbung reichen, aber mehrheitli­ch entscheide­n sollen nur Funktionär­e. Auch auf Nachfrage wollten Mronz und Laschet sich nicht festlegen, ob eine Bürgerbefr­agung geplant ist.

Die Olympische­n Spiele haben dank vieler Skandale einen ramponiert­en Ruf. Sie bergen erhebliche Risiken für die Gastgeber. Die Bürger in NRW sind nicht dumm und können selbst abwägen. Bevor NRW sich bewirbt, sollte Laschet sie fragen, ob sie das überhaupt wollen. Eine Bürgerbefr­agung würde nicht nur den Hochmut mancher Sportfunkt­ionäre brechen, sondern auch den Ministerpr­äsidenten stärken. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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